Foto: KfW-Bildarchiv / Thorsten Futh

KfW-Gründungsmonitor 2016: Qualität statt Quantität

Wie wirkt sich ein starker Arbeitsmarkt auf die Gründungstätigkeiten in Deutschland aus? Sehr direkt, wie der aktuelle KfW-Gründungsmonitor 2016 bei seiner repräsentativen Befragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland herausfand.

Herr Dr. Jörg Zeuner, Direktor der KfW, Abteilungsleiter Volkswirtschaft und Chefvolkswirt
Herr Dr. Jörg Zeuner, Direktor der KfW, Abteilungsleiter Volkswirtschaft und Chefvolkswirt

Genau wie der DIHK-Gründerreport kommt der KfW-Gründungsmonitor 2016 zu dem Schluss, dass die Gründungstätigkeit in Deutschland im vergangenen Jahr deutlich zurückgegangen ist.  So ist die Anzahl von Gründern im Vergleich zum Vorjahr um 152.000 oder 17 % auf 763.000 Personen gesunken. Als  Grund für diesen Rückgang  sieht der Gründungsmonitor ganz klar den starken Arbeitsmarkt. Denn auch die Erwerbslosenquote fiel um weitere 0,4 Prozentpunkte, so dass insbesondere „Notgründungen aus Mangel an besseren Alternativen“ überproportional weniger wurden. Sie sanken um 28 % auf 207.000.

„Die sehr gute Situation am Arbeitsmarkt hemmt die Gründungstätigkeit. Positiv dabei ist, dass es zuvor noch nie so wenige Notgründer gab“,

sagt Dr. Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW, anlässlich der Vorstellung des KfW-Gründungsmonitors 2016.

Positiv: Zahl der innovativen Gründungen steigt an

Als weiteres positives Ergebnis vermeldet der KfW-Gründungsmonitor, dass die Zahl der innovativen Gründer um 6 % auf 95.000 leicht angestiegen ist. Was genau ist unter einer innovativen Gründung einzuordnen?

Der Direktor der KfW, Dr. Zeuner, meint dazu:

„Innovative Gründungen sind wegen ihrer Investitionen in Forschung und Entwicklung und ihrer höheren Bestandsfestigkeit von großer Bedeutung für unsere Wettbewerbsfähigkeit. Das Gründungsgeschehen hat an Quantität verloren, aber strukturell an Qualität gewonnen“

Jeder fünfte Gründer  ein „digitaler“ Gründer

Der KfW-Gründungsmonitor 2016 versucht außerdem zu beleuchten, welche Bedeutung digitale Technologien für Gründer haben. Das Ergebnis: Gründer, die mit digitalen Technologien neue Märkte kreieren oder etablierte Märkte erobern, machen inzwischen einen substanziellen Teil des Gründungsgeschehens aus. Jeder fünfte Gründer (21 %) ist ein „digitaler“ Gründer, das heißt, sein Angebot ist ausschließlich durch digitale Technologien nutzbar.

Die Geschäftsmodelle sind vielfältig: Als digitale Gründer sind App-Anbieter, Betreiber von Webportalen, Onlinehändler, Softwareentwickler oder auch Webdesigner zu verstehen. Der Vorteil der Digitalisierung zeigt sich im Marktzugang: Während die Gründer insgesamt überwiegend regional ausgerichtet sind (40 % überregional), zielen 70 % der „digitalen“ Gründer direkt auf den nationalen oder internationalen Markt.

Einsatz von externem Kapital steigt leicht an

Insgesamt setzen Gründer mit 65 % 2015 etwas häufiger Finanzmittel ein (2014: 62 %), 23 % greifen hierbei auf externe Quellen wie Kreditinstitute, Privatinvestoren oder Familie und Freunde zurück (2014: 21 %). Das externe Kapital bewegt sich dabei meist im Mikrofinanzbereich bis zu 25.000 Euro (15 % der Gründer). Allerdings ist der Anteil von Gründern mit höherem Einsatz externen Kapitals in den letzten Jahren gestiegen, 2015 auf einen bisherigen Höchstwert von 8 %.

Erfreulich ist, dass 2015 ein Viertel weniger Gründer Finanzierungsschwierigkeiten hatten (von 20 % auf 15 %).

„Gründer werden immer stärker von Finanzierungsschwierigkeiten betroffen sein als etablierte Unternehmer, da sie meist keine Unternehmerhistorie haben und häufig keine Sicherheiten stellen können.

so Dr. Zeuner. Generell betont er noch einmal, dass seitens der KfW ein großes volkswirtschaftliches Interesse daran besteht, dass erfolgversprechende Ideen nicht an der Finanzierung scheitern. Er sieht hier nicht zuletzt die Förderbanken in der Pflicht, Gründungsfinanzierungen zu unterstützen.

Hier kann der vollständige KfW-Gründungsmonitor 2016 eingesehen werden