© Jacob Erpf

TripCar – Das Airbnb für Autos

Das ursprüngliche Konzept von Airbnb dürfte mittlerweile weitläufig bekannt sein: Man vermietet seine eigenen vier Wände über die Plattform und hat dadurch die Möglichkeit, etwas Geld während der eigenen Abwesenheit zu verdienen. Wenn dieses Prinzip bei Unterkünften funktioniert, warum sollte es dann nicht auch auf Autos anwendbar sein? Eine Frage, die sich auch drei (ehemalige) Studenten der TU München stellten – und als Antwort darauf TripCar gründeten, das selbsternannte Airbnb für Autos.

Trip Car
Ausreichend vorhanden: Parkende Autos an Flughäfen (© TripCar)

Mit dem eigenen Auto zum Flughafen fahren und es dort einige Tage im Parkhaus stehen lassen, ist zwar komfortabel – aber auch teuer.  So liegt der normale Parktarif beim Flughafen München  bei 19€/Tag. Und dann steht der PKW tagelang auf seinem Parkplatz, braucht Platz, kostet Geld und wird nicht genutzt. Alles in allem nicht sehr effektiv. Eine smarte Lösung muss her. So wie die von TripCar, dem selbsternannten Airbnb für Autos.

Hinter TripCar stehen drei junge Gründer, die sich an der TU München kennengelernt haben: Fabien Rozzi (28), David Gölz (25) und Nilson Silva (32). Gemeinsam nahmen sie an einem Businessplan-Seminar der UnternehmerTUM teil, aus dem sie mit ihrer Geschäftsidee zum Airbnb für Autos als Sieger hervorgingen. Motivation genug, um diese Idee auch weiterzuverfolgen

TripCar: Kostenlos parken und dabei auch noch Geld verdienen

TripCar
TripCar bringt Angebot und Nachfrage zusammen (© TripCar)

Und so soll TripCar funktionieren: Die Kunden  reisen mit ihrem eigenen Auto an und parken dieses kostenlos am Flughafen. Anschließend  bieten sie  während des Zeitraums ihrer Abwesenheit ihren PKW über die Plattform anderen Reisenden als Mietwagen an. Der Vorteil für die Autobesitzer: Sie sparen sich teure Parkgebühren und können während ihrer Abwesenheit auch noch etwas dazu verdienen. Der Vorteil für die Mieter eines TripCar-Autos: Sie können sich über einen bis zu 50 % günstigeren Preis als bei traditionellen Autovermietungen freuen.  Klingt nach einer eindeutigen Win-Win-Sitation.

Trotzdem gibt es natürlich Herausforderungen, die das junge Gründerteam zu bewältigen hat. Dazu zählte vor allem die Challenge, einen Versicherer von ihrer Idee zu überzeugen. Fabien von TripCar meint dazu:

„Das eigene Fahrzeug ist dem deutschen Autofahrer ja immer noch heilig, deshalb ist es besonders wichtig, hier mit einer guten Versicherung das Vertrauen unserer Kunden zu gewinnen. Die Versicherungen haben bisher wenig Erfahrung mit Carsharing-Modellen und sind deshalb eher zurückhaltend. Mit langem Atem, konnten wir jetzt aber eine der größten deutschen Versicherungen für uns gewinnen. Nun sind alle Fahrzeuge bei uns 100 % versichert. Unsere Versicherung kommt für alle Schäden während der Vermietung auf und die eigene KFZ-Versicherung bleibt unangetastet.“

Neben dem 100-prozentigen Versicherungsschutz will TripCar die PKW-Besitzer auch mit seinem Rundum-Service überzeugen: Die komplette Vermittlung läuft über die Plattform ab. Dazu gehören der Transfer des PKW-Besitzers zu seinem Terminal genauso wie unter anderem die Kontrolle des Mietvertrags, Schlüsselübergabe, Überprüfung des Fahrzeugstandes. Außerdem wird jedes Fahrzeug abschließend einer kostenlosen Autoreinigung unterzogen, bevor es wieder an den Besitzer zurückgeht.

Die Idee  des Airbnb für Autos ist übrigens nicht neu: FlightCar aus San Fransisco ist schon seit einigen Jahren auf dem Markt und mittlerweile an 12 Standorten in den USA vertreten. Das Geschäftmodell war so erfolgreich, dass Daimler das Unternehmen mit einem Schätzwert von 100 Millionen Dollar übernommen hat. Aber das Rad muss ja auch nicht immer neu erfunden werden:

„Nur weil auf einem anderen Kontinent ein anderer dieselbe Idee hatte, ist es kein Grund, diese nicht in Europa umzusetzen. In Deutschland sind wir die ersten.“

so Fabiens selbstbewusste Meinung dazu.

Die Vision: Mobilität erlebniswerter gestalten

Momentan ist TripCar noch nicht auf dem Markt aktiv, sondern befindet sich noch in der Planungsphase. Aktuell ist geplant, dass das junge Startup Anfang 2017 operativ tätig sein wird. Mit ihrer Idee halten die Gründer aber nicht vor den Zaun, sondern präsentieren sie fleißig. Dabeu konnten sie unter anderem beim „Elevator Pitch“  in Stuttgart von sich überzeugen und den dritten Platz belegen.

TripCar
3. Platz beim Elevator Pitch (© TripCar)

Die Chancen, aus ihrem Geschäftsmodell ein erfolgreiches Business zu machen, schätzen die Macher positiv ein. Der Markt ist vorhanden, immerhin parken 100.000 Autos an Europas größten Flughäfen. Und auch die Nachfrage nach Mietwägen ist vielversprechend: Allein am Flughafen München werden damit jährlich Umsätze im zweistelligen Millionen-Bereich erzielt. Außerdem sind sie davon überzeugt, dass sich die „Sharing Economy“  zunehmend ausbreitet und das Konsumverhalten vieler Menschen nachhaltig verändern wird. Ihre Vision haben die jungen Gründer dabei immer fest im Blick, wie Fabien verdeutlicht:

„Unternehmen wie Uber, Airbnb und Blablacar konnten sich durchsetzen. Wir wollen mit höchster Service-Qualität der größte Marktplatz sein, der es Reisenden ermöglicht ihr Auto untereinander zu teilen und halten an unserer Vision fest, Mobilität erlebniswerter zu gestalten.“

Wir sind gespannt, ob die Deutschen zukünftig bereit sind, ihr liebstes Kind — das Auto — temporär zu vermieten. Zumindest überlassen sie bereits „Fremden“ ihre eigenen vier Wände — die Zeichen stehen also auf Erfolg.