Gastbeitrag: Grüne Gründer sind gefragt – solange man sie kennt!

Mit Storytelling vom Niemand zum Jemand: Die Zahl von Unternehmensgründungen mit grüner Intention wächst dynamisch und dies gegen den rückläufigen Trend sonstiger Unternehmensgründungen in Deutschland. Herausforderung für junge Unternehmer ist es, die eigene Idee im Markt bekannt zu machen und sich von der Masse der Gründer abzuheben.

Green Economy war 2014 bereits das größte Gründungsfeld in Deutschland nach dem Handel. 21.500 neue Betriebe wurden 2014 im Bereich der Green Economy gegründet, 4.800 mehr als im Vorjahr. 17,3% aller Gründungen fanden 2014 in den Bereichen Erneuerbare Energien, Energieeffizienz, Emissionsminderung, Kreislaufwirtschaft und anderen Bereichen der Green Economy statt. Dies belegen die aktuellen Zahlen des kürzlich veröffentlichten Green Economy Gründungsmonitors für Deutschland.

Und: grüne bzw. nachhaltig arbeitende Existenzgründer sind begehrt. So hat nicht nur der Staat diverse Förderprogramme initiiert, sondern auch große Konzerne sehen sich zunehmend als Inkubatoren bzw. Acceleratoren für junge Unternehmen der Green Economy und ihre innovativen Ideen. Denn oft stellen grüne Gründungen wichtige Transformationsmotoren in einzelnen Wirtschaftssektoren dar, beispielsweise im Energiesektor, wo bereits 86 Prozent der Neugründungen 2014 „grün“ bzw. „erneuerbar“ waren. Ähnlich sah es mit 54 Prozent grünen Neugründungen im Bausektor aus – zentrales Thema Energieeffizienz. Dieser Trend wird sich ausweiten und auch andere Branchen wandeln.

Quelle: Borderstep Institut, Green Economy Gründungsmonitor 2015
Quelle: Borderstep Institut, Green Economy Gründungsmonitor 2015

Wer also grüner Entrepreneur ist und eine nachhaltige Geschäftsidee verfolgt, hat aktuell gute Chancen nicht nur auf Fördermittel und -programme. Immer mehr Förderwillige suchen nach nachhaltig arbeitenden Startups, oft entbrennt ein regelrechter Wettbewerb um die besten grünen Startups. Gründer bekommen Mentoring von erfahrenen Experten ebenso angeboten wie Büroräume und vor allem Geld. Förderer aus der Wirtschaft profitieren von einem Image- und Technologietransfer bis hin zur Übernahme ganzer Geschäftsmodelle junger Startups. Eine Win-Win-Situation für beide Seiten.

Herausforderung für junge Unternehmer ist es, die eigene Idee im Markt bekannt zu machen und sich von der Masse der Gründer abzuheben. Startups müssen sich schnell vom Niemand zum Jemand entwickeln, um sich im Kampf gegen die Konkurrenz um Finanzierung und Förderung, aber nicht zuletzt auch um Kundenzielgruppen und Mitarbeiter zu behaupten. Und hier sind wir beim Thema professionelle Kommunikation. Denn von vielen innovativen Geschäftsideen erfährt nur ein Bruchteil der Zielgruppen, weil die jungen (grünen) Startups auf professionelle Kommunikation und Medienarbeit ganz verzichten oder klassische Presse- und Öffentlichkeitsarbeit zugunsten von Social Media-Profilen vernachlässigen. Doch wer im Wettbewerb um Investoren und Förderer mit seiner Geschäftsidee wahrgenommen und verstanden werden will, muss von Anfang an professionell kommunizieren. Das beginnt mit einem aussagekräftigen und zeitgemäßen Webauftritt und endet noch lange nicht mit regelmäßiger und fundierter Pressearbeit und dem Aufbau eines Netzwerks von Medienkontakten. Wo komplexe Informationen verständlich und glaubwürdig vermittelt werden wollen, ist Pressearbeit in klassischen (Fach-)Medien unverzichtbar. Schon immer galt: „Was nicht in den Medien steht, ist unwichtig!“ Wenn Sie dort nicht gefunden werden, existieren Sie nicht!

Die eigene Gründungsstory entsprechend aufbereiten

Stattdessen sollte die eigene Gründerstory und Geschäftsidee in ihren verschiedenen Facetten erzählt werden. Hier tut professionelle Unternehmenskommunikation Not. Storytelling ist der aktuelle Kommunikationstrend und eigentlich doch nur alter Wein in neuen Schläuchen. Statt einer faden Pressemeldung, in der sich der Absender mit Satzfragmenten à la „führender Solution Provider“ selbst beweihräuchert, sind gute Geschichten für Journalisten und natürlich auch für Leser viel spannender. Informationen, die Bilder im Kopf entstehen lassen, Emotionen erzeugen oder einen Nerv treffen, lassen sich eher vermitteln und werden leichter im Gedächtnis behalten. Startups sollten ihre Inhalte, Botschaften und Ziele also durch Storytelling, d.h. der Vermittlung in einer narrativen, erzählerischen, unterhaltenden und auch nutzenvermittelnden Form, an ihre Zielgruppen bringen.

(Fach-)Journalisten suchen laufend Inhalte und Geschichten, die ihre Leser als potenzielle Käufer oder Nutzer interessieren könnten. Doch um einem zentralen Missverständnis vorzubeugen: nicht das Produkt selbst mit all seinen Features sollte im Mittelpunkt stehen, sondern der Rahmen, in dem es sich präsentiert. Liefern Sie also nicht nur eine Aufzählung der Fakten und Features, den Journalisten interessiert das Datenblatt nur peripher. Stattdessen sind möglichst individuelle Inhalte interessanter. Das können die Gründungsstory, Fallstudien und Expertenbeiträge, Marktzahlen oder Grafiken sein. Zeit für einen Perspektivenwechsel: Wofür interessiert sich die Zielgruppe? Können die Leser einen praktischen Nutzen aus den Informationen ziehen? Der Wurm muss dem Fisch schmecken und nicht dem Angler! Es gilt, im Gespräch mit dem Journalisten Angebote zu machen. Wer regelmäßig gute Stories liefert, zu aktuellen Themen Stellung bezieht und sich so als Experte positioniert, wird für Journalisten eine Informationsquelle mit Mehrwert. Hier entscheidet sich der Erfolg von Kommunikation.

Doch überraschenderweise hat sich Storytelling in der Kommunikation deutscher B2B-Unternehmen bisher noch wenig durchgesetzt. Nur magere 8 Prozent der deutschen B2B-Unternehmen nutzen nach einer aktuellen Studie der GfK diese Methode in ihrer Unternehmenskommunikation.

Wenn Sie es schaffen, Ihre Geschäftsidee und die Gründerstory ihres Unternehmens spannend und emotional und mit Mehrwert für ihre Adressaten aufzubereiten, werden Sie sich von ihren Wettbewerbern abheben und Investoren, Inkubatoren, Interessenten und Mitarbeiter auf sich aufmerksam machen.

Fazit

In der Kommunikation als Startup kann man schnell viel falsch machen: zu wenig, zu viel, zu allgemein, zu spät, falsche (An-)Sprache, etc…. Man sollte sich als Existenzgründer, der schon genug Baustellen zu bewältigen hat, nicht auch noch die Unternehmenskommunikation ans Bein binden. Hier helfen externe PR-Fachleute, die Themen und Kernbotschaften des Startups verstehen, in geeignete Botschaften und Inhalte transferieren und über ihr Netzwerk in die Medien transportieren. Das ist letztlich preiswerter, als fehlgeschlagene eigene Kommunikationsversuche, die nicht zur gewünschten Aufmerksamkeit bei den Zielgruppen führen.

Gastautor Frank Brodmerkel

2015_11_18_JP_0349_be_72dpi_SW Frank Brodmerkel, Inhaber der Münchner Agentur GRÜNE WELLE KOMMUNIKATION, unterstützt Technologie-Startups mit passgenauer Kommunikation. Informationen unter http://gruenewellepr.de.