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Gemeinsam auf der Reise – Nachgefragt bei… Holtzbrinck Ventures

Holtzbrinck Ventures ist ein in München ansässiger Early Stage Investment Fonds. Seit der Gründung im Jahr 2000 hat der Investor mehr als 150 Gründerteams unterstützt, unter anderem auch Münchner Firmen wie FlixBus, Westwing, Scalable Capital oder Stylight.

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Barbod Namini, Principal at Holtzbrinck Ventures

Barbod Namini, Prinicipal bei Holtzbrick Ventures, hat unsere Fragen beantwortet. (Das englische Original findet Ihr hier).

Sag niemals nie!

In welche Startups investiert Ihr bevorzugt?

Unser Fokus liegt auf Consumer-orientierten Early Stage Startups mit einer gesamteuropäischen oder globalen Ausrichtung. Gleichzeitig decken wir eine Vielzahl von Branchen ab. Letztlich sind wir auf der Suche nach starken Teams, die große Herausforderungen angehen  und hohe Marktchancen haben.

Würdet Ihr auch mal in unbekanntere Branchen investieren?

Ja und Nein. Wir wollen die Firmen in unserem Portfolio bestmöglich unterstützen und zu Wachstum verhelfen. Das geht weit über die reine Finanzierung hinaus. Sofern das Investment komplett außerhalb des üblichen Holtzbrinck Venture Bereiches liegt, sollte zumindest eine klare Linie ersichtlich sein, wie wir das Team durch unser großes Netzwerk und durch unsere langjährige Erfahrung gut unterstützen können.

In welche Art von Startup würdet Ihr nie investieren?

Sag niemals nie. Der Investmentkorridor von Holtzbrinck Ventures hat sich über die Jahre hinweg verändert. Manch‘ eine unserer aktuellen Portfolio-Firmen wäre vor zehn Jahren nie in den Fokus gerückt. Davon abgesehen gibt es Bereiche, in die wir nie investieren würden, wie beispielsweise in Glücksspiel oder in die Tabak- und Waffenindustrie.

Scoutet Ihr selbst nach vielversprechenden Firmen?

Gute Investment-Möglichkeiten zu finden ist ein zentraler Bestandteil unserer Arbeit. Gemeinsam im Team prüfen wir jährlich Tausende von Businessplänen, gehen zu Events und treffen Hunderte von Gründerteams. Natürlich haben wir ein  persönliches Netzwerk mit Business Angels und Unternehmern. Wenn wir einen guten Tipp von einer solchen vertrauenswürdigen Quelle erhalten, dann schauen wir uns den Kandidaten gut an.

Holtzbrinck Ventures als Sparringspartner

Müssen Startups bei Euch Angst haben, dass Ihr Euch zu stark einmischt?

Nein, überhaupt nicht. Die Startups sollten Holtzbrinck Ventures eher als Sparringspartner betrachten. Sie profitieren von unserer Erfahrung, unserem Netzwerk und unserer Unterstützung. Das operative Alltagsgeschäft sollte dabei immer von den Gründern bzw. dem Managementteam geführt werden.

In welcher Phase gehen Startups idealerweise auf Euch zu?

Am besten in der Early Stage Phase. Wichtig ist uns, dass das Gründerteam funktioniert, ein klarer Businessplan und eine erste Version des Produkts vorliegen. Die meisten Startups, die auf uns zukommen, haben bereits eine Finanzierung über Family & Friends oder einen Business Angel erhalten und sind auf der Suche nach ihrem ersten institutionellen Investor. Natürlich gibt es aber auch Ausnahmen von der Regel.

Wie lang braucht es von der ersten Kontaktaufnahme bis zum Vertragsabschluss?

Das kommt immer darauf an, in welchem Entwicklungsstadium die Firma ist, wie umfassend die Due Diligence Untersuchung sein muss und wie hoch die Investitionssumme sein soll. Zwei bis drei Monate dauert das Prozedere normalerweise, aber wir haben auch schon Deals in weniger als einem Monat abgeschlossen.

Um erfolgreich zu sein, muss ein Startup…

… eine langfristige Vision haben und darf sich nicht  von den Turbulenzen ablenken lassen, die während ihres Weges aufkommen werden.

Unterwegs auf einer gemeinsamen Reise

Nenne uns das K.o.-Kriterium beim Pitch!

Hart verhandeln — das wird akzeptiert. Lügen wiederum geht gar nicht!

Bei was habt Ihr Euch schon mal ordentlich verkalkuliert?

Wir investieren in junge Firmen und da gibt es viele Risiken und Unbekannte. Das Marktvolumen kann kleiner sein als ursprünglich gedacht, der Markt reagiert auf das Produkt anders als erwartet, das Team arbeitet nicht so gut zusammen wie vermutet, usw. Letztlich gehen wir gemeinsam mit den Gründern auf eine Reise und wir durchleben auf diesem Weg gemeinsam Erfolge und Misserfolge.

Der Trend des Jahres ist…

… künstliche Intelligenz. Zumindest ist „Artificial Intelligence“ das Schlagwort des Jahres, egal um welches Geschäftsmodell es geht.

München: Magnet für Tech-Talente

Was macht die Münchner Startup Szene aus Sicht der Investoren richtig?

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Das HV Ventures Team ist nicht nur auf Investoren-Veranstaltungen zu treffen (© Barbod Namini/ HV Ventures).

München ist durch die vielen Tech-Firmen wie Google, Siemens, Microsoft, Nokia etc. ein wahrer Magnet für großartige Tech-Talente. Es ist die Aufgabe der Stadt und des Investoren-Netzwerks, diesen Tech-Talenten eine gute Plattform zu bieten und das Unternehmertum zu fördern.

Last but not least: Auf wen gehen Startups zu, wenn sie mit Euch ins Gespräch kommen wollen?

Idealerweise kommt der Gründer über ein persönliches Intro mit uns ins Gespräch. Wir machen auch viel Öffentlichkeitsarbeit und es ist sehr einfach herauszufinden, auf welchen Events wir unterwegs sind. Falls sich unsere Wege doch nicht kreuzen, können Gründer ihre Pitchunterlagen an businessplan@holtzbrinck.net senden und der entsprechende Ansprechpartner meldet sich.

Vielen Dank an Barbod für das Interview.

Wer das Interview im englischen Original nachlesen möchte: Bitte hier entlang.