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„You can’t be what you can’t see“ – Über Frauen in der Startup-Welt

Männer haben genügend Vorbilder, die sie auf ihren (beruflichen) Wegen inspirieren können. Bei Frauen herrscht in diesem Zusammenhang noch Nachholbedarf – findet zumindest Lu Li. Mit dem Netzwerkportal „Blooming Founders“ will sie Abhilfe schaffen.

Blooming Founders
Die Gründerin von Blooming Founders: Lu Li (© Blooming Founders)

Wie unterstützt Blooming Founders Frauen in der Startup Szene?

Zunächst wollen wir durch unsere Community dazu beitragen, dass Frauen ihren Weg überhaupt in die Startup-Szene finden. Dazu veranstalten wir viele Events mit Female Founder-Panels, bei denen Frauen von ihren ganz persönlichen Startup-Journeys erzählen und ihre Erfahrungen so auch weitergeben können. Was wir damit erreichen wollen ist, Rollenbilder zu schaffen, ganz nach dem Motto: „You can’t be what you can’t see“. Diese Rollenbilder sollen Frauen ermutigen, sich selbst in die Selbstständigkeit zu wagen.

Mit den Events fing es also an. Mittlerweile haben wir mit Blooming Founders aber darüber hinaus auch eine Community, ein Netzwerk aufgebaut. Denn ich habe festgestellt, dass viele Gründerinnen in London Solo-Founders sind. Das bedeutet, dass  sie ihre Ideen eigenständig umsetzen und auch die ersten Schritte alleine gehen. Genau das kann bei einer Gründung aber auch ein Nachteil sein, denn gerade hier gibt es viele Baustellen, um die es sich zu kümmern gilt. Deswegen ist ein kompetentes Netzwerk sehr wichtig. Blooming Founders soll also als  Online Think Tank den Gründerinnen dienen:  Hier bringen alle professionelle Erfahrungen mit, von denen anderen wiederum profitieren können. Wenn jemand Hilfe braucht, dann wird das in diesem offenen Forum kommuniziert. Zum Beispiel wenn es darum geht, einen passenden Freelancer zu finden oder bei einer konkreten Entscheidungsfindung erstes Feedback einzuholen.

Was uns sehr wichtig ist: Blooming Founders soll als striktes Support-Forum dienen und darf deswegen nicht für Self-Promotion-Zwecke  genutzt werden. Deswegen schauen wir uns die Bewerberinnen auch immer genau an, bevor wir sie für die Community freigeben.

Warum brauchen Frauen überhaupt eine speziell auf sie zugeschnittene Plattform?

Blooming Founders Homepage
„What we offer… “ – Die Homepage der Community (© Blooming Founders)

Im Durchschnitt haben Frauen ein kleineres berufliches Netzwerk. Und selbst wenn sie gut vernetzt sind, aktivieren sie ihre Kontakte seltener als Männer es tun.  Viele hadern  damit, andere mit ihrem Anliegen anzugehen und verlieren dabei vielleicht wertvolle Zeit. Das kann sich natürlich negativ auf eine Gründung auswirken.

Bei Blooming Founders bekommen sie ein Netzwerk mit wertvollen Kontakten: Frauen, die sich in einer ähnlichen Situation befinden und sich gegenseitig weiterhelfen können. Darüber hinaus empfinden viele ein reines Frauen-Forum als ein Umfeld, in dem sie sich freier bewegen und offenere Fragen stellen können.

Wenn es ein spezielles Umfeld bedarf, um sich frei zu bewegen, sollten Frauen dann vielleicht generell lernen, in einer von Männer dominierten Businesswelt forscher aufzutreten?

Das würde ich so gar nicht einmal sagen. Es kommt immer auf die Persönlichkeit an. Manche Frauen können sehr gut mit “Alpha-Männern” zusammenarbeiten und sich hier auch durchsetzen, manche tun sich damit ein bisschen schwerer. Das Wichtigste ist, dass man immer authentisch bleibt. Eine Gründung kann für viele Frauen deswegen auch passen, weil sie in der Selbständigkeit endlich ihren eigenen Ideen verfolgen und ihren eigenen Stärken nachgehen können.

Apropos Stärken: Die Ergebnisse einer  Studie zum Thema „Gender and the Language of Crowdfunding“ belegen, dass Frauen bei Crowdfunding im Schnitt erfolgreicher abschneiden als Männer. Wenn es also mit dem Risikokapital oder ähnlichem nicht klappt, können auch andere Weg beschritten werden…

Glaubst Du, dass es gesetzlicher Regelungen bedarf, um Frauen in der Businesswelt besser zu positionieren?

Ich bin kein Fan von einer Quotenregelung. Was man aber durchaus noch verbessern kann sind die Rahmenbedingungen, um Arbeit und Familie leichter zu koordinieren. Obwohl ich ja eigentlich bereits jetzt der Meinung bin, dass eine Gründung für Mütter super sein kann, denn als Gründerin können Frauen ihren (Arbeits-)Alltag selbstständig planen und müssen nicht mehr in ein Rahmengefüge wie feste Bürozeiten hineinpassen, das von außen vorgegeben wird. Was natürlich nicht bedeutet, dass man weniger Arbeit hat,  wahrscheinlich eher das Gegenteil. Aber es gibt eben überall Vor- und Nachteile.

Auch in diesem Punkt kann eine aktive Community helfen. Denn hier trifft man auf Frauen, die vor ähnlichen Herausforderungen stehen und vielleicht einem selbst schon etwas voraus sind. Die schon die ersten Schritte gegangen sind und das erste Produkt entwickelt haben. Meistens sind das die besten Mentoren, die man für sich selbst finden kann. Es sind immer die Leute, die ein bis zwei Schritte vor einem selbst sind, von denen man am meisten lernt.

Und was sind die weiteren Pläne für Blooming Founders?

Aktuell besteht unsere Community aus rund 1100 Gründerinnen. Der Großteil kommt aus London, aber wir haben über 25 verschiedene Länder vertreten. Zukünftig soll das Netzwerkportal noch weiter ausgebaut werden. Ich hätte gerne mehr Mitglieder aus Deutschland!

Ende 2017 wollen wir eine 2-Tages-Konferenz in London veranstalten und das große Ziel ist, in den nächsten 18 Monaten unseren eigenen Co-Working Space in London zu eröffnen. Es bleibt also spannend!