Technologie-Transfer: Von der Erde in den Weltraum und vom Weltraum zur Erde

Technologie Transfer geht in beide Richtungen: Von der Erde in den Weltraum und vom Weltraum zur Erde. Was dahinter steckt, erklärt Gastautor Matthias Engler vom Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO).

Der Sektor Informations- und Kommunikationstechnologie (IKT) erlebt ein enormes und kontinuierliches Wachstum in ganz Europa. Laut der Europäischen Kommission basieren 50% des europäischen Produktionswachstums auf IKT-Investitionen und 25% der gesamteuropäischen Unternehmensausgaben in Forschung und Entwicklung resultieren aus dem IKT-Bereich.

Sowohl der IKT-Sektor als auch die Raumfahrt haben gemeinsame Interessen und können dadurch von Synergien profitieren. Wie? Die Antwort ist recht einfach: Technologie-Transfer.

Space 4.0 und IKT

Innerhalb des Europäischen Raumfahrt-Ökosystems ist Space 4.0 der Treiber für zeitgemäße Technologien wie beispielsweise Big Data, Konnektivität und IKT. Dieser Technologie-Motor wird genutzt, um globale Herausforderungen zu bewältigen. Für die Raumfahrt stellen IKT und ihre unzähligen Anwendungen und Geräte einen Sparringspartner dar, um Europas Wettbewerbsfähigkeit und die Gesellschaft nachhaltig zu verbessern.

Neue Ideen für die nächste Raumfahrtgeneration

Unter dem Leitgedanken „Space 4.0 – Neue Ideen für die nächste Raumfahrtgeneration“ sucht der INNOspace Masters Ideenwettbewerb nach fortschrittlichen Ideen und Konzepten, die aktuelle Herausforderungen mit innovativen Lösungsvorschlägen bewältigen.

Dieser Ideenwettbewerb lädt Innovatoren ein, ihre Vorschläge für die New Space Economy einzureichen. Der INNOspace Masters wird vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) veranstaltet und vom Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO) durchgeführt.

Spin-in- und Spin-off-Ideen – Technologie Transfer von einem raumfahrtfremden Sektor in die Raumfahrt und Technologie-Transfer von der Raumfahrt in einen raumfahrtfremden Sektor – sind beide von großem Interesse für den INNOspace Masters und machen dadurch diesen Wettbewerb einzigartig.

Der drahtlose Satellit

Ein Beispiel ist der Gesamtgewinner des INNOspace Masters 2016: Skith – der drahtlose Satellit, der erfolgreich finanzielle Unterstützung vom Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) erhalten hat.

Computer und sämtliche anderen technischen Geräte eines Satelliten sind in Einklang mit technischen und räumlichen Bedingungen im Satelliten verteilt. Diese Gegebenheit erfordert komplizierte und schwere Verkabelung — einen Kabelbaum. Das notwendige Verfahren hat einige Nachteile, wie etwa eine hohe Kosten- und Gewichtsintensität sowie die Abhängigkeit des Board-Computers von Verbindungen und Geräten.

Richtungsweisende Technologie Transfer Lösung

Skiths Lösung ist der drahtlose Satellit. Dabei zielt das Team darauf ab, drahtlose Technologien, die in Bereichen wie dem Internet der Dinge, Industrie 4.0 und tragbarer Geräte genutzt werden, in die Raumfahrt zu übertragen. Durch den Gebrauch von Hochgeschwindigkeits-Kommunikationsverknüpfungen mit kurzer Reichweite in Echtzeit und Miniatur-Größe möchte Skith die Satellitenbranche revolutionieren.

Das langlebige und anpassungsfähige System wird auf Basis der Kombination aus modularer und fehlertoleranter Software mit Ultrabreitband-Technik aus Industrie 4.0 entwickelt. Das oberste Ziel ist es, eine energieeffiziente drahtlose Satelliteninfrastruktur zu entwickeln, die in Echtzeit kommunizieren kann.

Diese neue Art der Satellitenstruktur ist im Vergleich zum Aufbau herkömmlicher Satelliten unter anderem zuverlässiger und kostengünstiger. Davon werden verschiedene Interessenvertreter der Raumfahrt, wie zum Beispiel Raumfahrthersteller, Raumfahrtagenturen, aber auch politische Institutionen und Forschungseinrichtungen, profitieren.

Prof. Dr. Sergio Montenegro (Universität Würzburg) vom Team Skith unterstreicht den Stellenwert des Ideenwettbewerbs:

„Neben vielen Anfragen, die wir von der Presse erhalten haben, konnten wir auch bereits viele neue wissenschaftliche Kontakte in unserem Forschungsgebiet knüpfen.

Mit dem INNOspace Masters Wettbewerb bietet sich die Möglichkeit seine Idee einem Expertengremium zu präsentieren und auf Innovationsgrad und Machbarkeit untersuchen zu lassen.“

Technologie Transfer bietet großen Mehrwert

Dieses Beispiel zeigt, wie Technologie-Transfer — basierend auf Spin-in- oder Spin-off-Technologie — nicht nur Geschäftsideen auf die nächste Stufe hebt, sondern auch Vorteile für die Europäische Wirtschaft und Gesellschaft schafft.

Der INNOspace Masters bietet Teilnehmern drei verschiedene Challenges. Renommierte Partner, das Raumfahrtmanagement des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR), Airbus Defence and Space sowie die beiden deutschen Business Inkubatoren der ESA  Bavaria und Darmstadt, haben eigene themenspezifische Challenges.

Der Wettbewerb bietet eine Plattform, um den Horizont bereits bestehender Ideen zu erweitern und Kontakte zu Partnern in der Raumfahrt zu knüpfen.

Einreichungsschluss für Wettbewerbsbeiträge ist der 13. Februar 2017. Mehr Infos zum Wettbewerb und den Link zur Registrierung findet Ihr hier.

portrait-matthias-englerDieser Artikel ist ursprünglich in dem Blog Space of Innovation vom Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen erschienen. Autor Matthias Engler ist Content Marketing Manager beim Anwendungszentrum GmbH Oberpfaffenhofen (AZO).