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Cultural Entrepreneurship Lab: Neues aus der Kreativwirtschaft

An der Hochschule für Musik und Theater München lernen Kulturschaffende unternehmerische Theorie und Praxis. Die Teilnehmer des „Cultural Entrepreneurship Lab“ präsentierten am Freitag ihre Geschäftsideen.

Erst vor Kurzem entdeckte eine großangelegter Datenreport die Bedeutung der Münchner Kultur- und Kreativwirtschaft: Die Branche rangiert bei der Zahl der hiesigen Erwerbstätigen auf Rang drei. Die Metropolregion München gehört zugleich zu den europäischen Kreativ-Hotspots. Die Ergebnisse überraschten sogar manchen Szenekenner — schließlich passen die wirtschaftliche Bedeutung der Branche und das künstlerische Selbstverständnis nicht so recht zusammen. Künstler und Kreative arbeiten zumeist eben nicht des profanen Geldes wegen.

Dennoch ist der Kulturbetrieb längst als unternehmerisches Betätigungsfeld erschlossen. Die notwendigen Kenntnisse, um Werte aus kulturellen Erzeugnissen zu schöpfen, vermittelt  das Institut für Kulturmanagement und Medien der Hochschule für Musik und Theater München. Im „Cultural Entrepreneurship Lab“ erarbeiten die Studierenden innerhalb von zwei Semestern ein kulturelles Geschäftsmodell von der ersten  künstlerischen Vision  über die Analyse von Markt und Wettbewerb bis zum vollständigen Businessplan. Vergangenen Freitag präsentierten die Teams ihre Geschäfsideen dann im Münchner Kulturzentrum Gasteig.

Keine Berührungsängste zwischen Kulturschaffenden und Unternehmertum

Nach einer Begrüßung durch Institutsleiter Prof. Maurice Lausberg stellte der Unternehmer und Lehrbeauftragte Marco Janezic die Jury vor: hier „die guten“ Jurymitglieder Nicolas Reis vom Fundraising-Portal Altruja und Ellinor Schweyer, Gründerin der Finanzierungsagentur für Social Entrepreneurship FASE. Dort, „die Bösen“,  „das Kapital“, verkörpert durch Dr. Bernd Klosterkemper, Investment Director bei Ananda, und Dr. Michael Weber, Partner bei Riverside Europe. Alles freilich Koketterie, wie sich im Laufe der Veranstaltung zeigte — von Berührungsängsten zwischen Kultur und Unternehmertum keine Spur.

Länger als jede Aufzugfahrt

Es pitchten im Anschluss vier Projektteams ihre Businesspläne. Statt Elevator-Pitches setzte die Veranstaltung auf längere und tiefergehende Vorstellungen. Jedem Team standen 15 Minuten zur Präsentation zur Verfügung und noch einmal 15 Minuten, um auf Fragen der Jury zu antworten.  In familiärer Atmosphäre klopften die Experten die Präsentationen auf ihre Schwachstellen ab.

Musync präsentierte eine intelligente akkustische Gitarre, die mittels Drucksensoren Feedback zur Spielweise gibt. Über eine App können die Nutzer sich auch online untereinander messen. Die Zielgruppe technikaffiner Berufstätiger soll so eigenständig das Gitarrespielen lernen können.

Über die Crowdfunding-Plattform Arts-en-Able können Fans ihre Lieblingsband kontinuierlich finanziell unterstützen. Im Gegenzug erhalten sie exklusive Inhalte und Infos. Das amerikanische Vorbild Patreon zeigt, dass das Konzept funktionieren kann.

Zwei Produkt-Designerinnen entwickeln neuartige akkustische Instrumente. Ihr erstes Produkt ist das Vokophon, ein vasenähnliches Instrument, das den Ton der eigenen Stimme widerhallt und verstärkt. Die Zielgruppe: Menschen, die gerne neue Instrumente ausprobieren, aber auch Straßenmusiker, Stimmtrainer und Musikpädagogen.

Das Team hinter der geplanten Wanderausstellung Sonotopia will eine Klang-Erlebnis-Welt erschaffen. In mehreren Räumen sollen die Besucher Klänge erleben. Das Konzept orientiert sich an erfolgreichen Wanderausstellungen der letzten Jahre.

Ein guter Jahrgang

Die Jury zeigte sich überrascht vom hohen Niveau der Präsentationen. Sowohl die Marktanalyse, als auch die betriebswirtschaftlichen Zahlen wirkten plausibel, die Projekte durchdacht, die Performance der Vortragenden sicher. Jury-Mitglied Michael Weber lobte alle Teilnehmer:

„Dieser Jahrgang hat die Latte nochmal deutlich höher gelegt.“

Als Sieger kürte die Jury schließlich das Vokophon. Maurice Lausberg sagte an die beiden Gewinnerinnen Franziska Dierschke und Marie-Susann Zeise gerichtet:

„Man merkt, dass das Euer Thema ist. Ich bin überzeugt, dass Ihr das schaffen werdet mit der Energie und der Leidenschaft, die Ihr mitbringt.“