Gastbeitrag „Nachhaltig gründen: stetig zum Erfolg“

Wachstum und immer mehr Wachstum. Liest man die Erfolgsgeschichten von Startups, kommt es einem so vor, als wäre Wachstum das Einzige, was zählt. Investorengeld wird eingesammelt, dutzende Mitarbeiter werden eingestellt und alles wird auf Expansion gestellt. Profitabilität und Gewinn geraten augenscheinlich zur Nebensache, solange genug Investorengeld vorhanden ist. Am Ende steht dann ein fulminanter Millionenexit für die Gründer und ein Konzern übernimmt das Geschäft. Schaut man hier nicht über den Tellerrand, bekommt man schnell die Vorstellung, dass es sich um die Regel handelt. Dabei ist es aber eher die Ausnahme.

Ein Großteil der Startups muss sich über Jahre hinweg den Erfolg hart erarbeiten. Hat man dabei keinen einfachen Zugang zu Investorenmitteln, wird Nachhaltigkeit ein entscheidender Faktor. Wie man seine Ressourcen möglichst effizient einsetzt und wie man auch mit Geduld und Beharrlichkeit erfolgreich wird, schauen wir uns jetzt zusammen an.

Was bedeutet Nachhaltigkeit im Startup?

In ihrer einfachsten Form bedeutet Nachhaltigkeit, die verfügbaren Ressourcen so effizient wie möglich einzusetzen und so wenig wie möglich zu verschwenden. Im Startup stehen Dir als Gründer eine Vielzahl von Ressourcen zur Verfügung:

Geld: Geld ist die wichtigste Ressource im Unternehmen, denn ohne dieses hast Du auch keine der anderen Ressourcen. Es bestimmt über den Erfolg und den Misserfolg des Unternehmens. Mit Geld kann man eine Menge anfangen. Darin liegt aber auch die Gefahr. Zwar kann man vieles tun, aber nicht alles ergibt Sinn. Überlege also immer, mit welchem Ziel Du Geld in eine Sache investierst und ob es derzeit nicht vielleicht eine wichtigere Investition gibt. Nachhaltigkeit ist hier also, genau zu überlegen, an welchen Stellen das wenigste Geld die größte Wirkung entfalten kann.

Menschen: Auch, wenn es etwas krass klingt, Menschen als Ressourcen zu bezeichnen, sind sie im wirtschaftlichen Zusammenhang genau das. Sie bieten Dir als Gründer sowohl ihre Zeit als auch ihre Erfahrungen und Fähigkeiten an. Da Personalausgaben in der Regel zu den größten Posten im Unternehmen zählen, ist es wichtig, die Zeit der Mitarbeiter und Deine eigene so effizient wie möglich zu nutzen. Verschwende keine Arbeitszeit mit Aufgaben, von denen Du nicht weißt, welchem Ziel sie dienen. Jede Aktion sollte ein klares Ziel und Ergebnis haben. So verhinderst Du, dass Du und deine Mitarbeiter Zeit mit den falschen Aufgaben verschwenden. Schaffst Du das nicht, führt das zu Frustration bei beiden Parteien.

Prozesse: Gut formulierte und geplante Prozesse sind die Essenz der Nachhaltigkeit. Sie erlauben es, bestimmte Arbeitsabläufe bis ins kleinste Detail zu planen. Das gibt Dir die Möglichkeit, Reibungsverluste von vorneherein auszuschließen. Sie machen es auch einfach, neue Mitarbeiter ins Startup einzubinden, ohne diese langwierig einarbeiten zu müssen. Ist alles dokumentiert und prozessgebunden, kommt es auch seltener zu Missverständnissen. Aber Achtung: Ein Prozess muss sich immer anpassen. Starre und veraltete Prozesse bewirken das genaue Gegenteil von Nachhaltigkeit. Deshalb sollten sie immer auf dem Prüfstand stehen und zur Not angepasst werden. Hier ist das Feedback der Beteiligten extrem wichtig.

Welche Vorteile hat Nachhaltigkeit für mein Startup?

Nachhaltigkeit dient natürlich keinem Selbstzweck. Startup-Gründer können es sich in der Regel nicht leisten etwas zu tun, das keinen direkten Nutzen bringt. Hier also ein paar Beispiele, welche wirtschaftlichen Vorteile der Fokus auf Nachhaltigkeit für Dein Unternehmen bringt.

Krisensicherheit

Für jedes erfolgreiche VC-Startup, das durch extremes Wachstum Erfolg hatte, gibt es eine Vielzahl von erfolglosen Beispielen. Der Grund dafür ist das Risiko, das eine solche Strategie mit sich bringt. Im Endeffekt wird beim extremen Wachstum Geld in alle Richtungen investiert und geschaut, wo es etwas bewirkt. In diesem Bereich werden dann mehr Mittel eingesetzt. Diese Methode hat natürlich extreme Streuverluste. Man versenkt womöglich große Mengen Geld in nicht funktionierende Strategien, in der Hoffnung, die richtige zu finden. Den meisten geht das Geld vorher aus. Einige wenige Glückliche finden ihre Methode bevor ihnen die Mittel ausgehen und schaffen den Exit.

Nachhaltiger Einsatz beugt dieser Art Hochrisikoinvestitionen vor. Alle Investitionen, die Du als nachhaltiger Gründer tätigst, basieren auf gut durchdachten und erprobten Strategien. Das kostet zwar Zeit und Aufwand, aber Du kannst dir ziemlich sicher sein, was das Ergebnis deiner Investition sein wird. Durch die Planung stellst Du außerdem sicher, dass Du Dich finanziell nicht übernimmst, da Du zu jedem Projekt einen Kosten-Nutzen-Vergleich erstellst.

Company Culture

Die Auswirkungen einer positiven Unternehmensumgebung werden leider immer noch von vielen unterschätzt. Deine Mitarbeiter sind diejenigen, die Dein Unternehmen am Laufen halten. Ihnen ein gutes Arbeitsumfeld zu bieten, sollte eine Deiner Prioritäten sein. Denn nur zufriedene Mitarbeiter leisten gute Arbeit.
Niemand fühlt sich gerne, als würde die eigene Zeit verschwendet werden. Dieses Gefühl kann aufkommen, wenn du Mitarbeiter zu oft für Tätigkeiten außerhalb ihres Spezialgebietes einsetzt. Ebenso führt es zu negativen Gefühlen, wenn Du für Dein Team nicht die Rahmenbedingungen schaffst, die es braucht, um die Aufgaben gut zu erledigen. Die Leistung Deiner Mitarbeiter hängt als stark davon ab, ob Du die richtigen Voraussetzungen schaffst und einen gut durchdachten Plan hast. Deine Mitarbeiter werden Dir beides mit guter Arbeit und Loyalität vergelten.

Langfristiger Erfolg

Ein Startup ist eine langfristige Bindung. Da führt kein Weg vorbei. Es wird Dein Leben für die kommenden Jahre bestimmen und einiges an Energie benötigen. Umso wichtiger ist es, die richtige Motivation zu wählen. Der Gedanke, ein Unternehmen aufzubauen, nur um es so schnell wie möglich wieder zu verkaufen, ist dabei ein schlechter Antrieb. Deine Chancen in der oben genannten Gruppe der erfolgreichen VC-Startups zu sein, stehen denkbar schlecht. Statt eine Wette mit extrem niedrigen Gewinnchancen einzugehen, solltest Du lieber langfristig planen.

Je früher Du Dich entscheidest, ein Unternehmen aufzubauen und es auch langfristig zum Erfolg zu führen, desto besser. Hast Du Dich nämlich von dem Zeitdruck befreit, kannst Du Dein Unternehmen von den Grundmauern bis zum Dach Stück für Stück aufbauen, statt unkoordiniert zuerst ein Dach zu bauen. Prozesse und langfristige Strategien bieten dir das nötige Fundament, auf dem Du nach und nach ein gesund wachsendes Unternehmen aufbauen kannst. Da du weniger Ressourcen verschwendest, besser planst und Deine Mitarbeiter motiviert sind, halten sich die Risiken in Grenzen.

Im Laufe der Zeit kannst Du Dich darauf konzentrieren, Deine Prozesse so effizient zu machen, dass Dein Unternehmen profitabel wird. Und wer weiß: Nach ein paar Jahren findet sich vielleicht jemand, der Dein gesundes Unternehmen kaufen will. Der Exit ist nichts grundsätzlich Schlimmes, sollte nur nicht die einzige Motivation sein.

Fazit

Nachhaltigkeit wird als Buzzword sehr viel durch die Gegend geworfen. Deshalb kommt es vor, dass das Konzept auch gerne mal belächelt wird. Dabei ist eigentlich jeder Gründer ein Anhänger der Nachhaltigkeit. Wer verschwendet schon gerne Mittel?

Für Dich sollte Nachhaltigkeit ein Leitmotiv für alle Entscheidungen sein, die Du im Unternehmen triffst. Umgib dich mit Leuten, die Deine Ansicht teilen und tut euer Know-how zusammen, um immer mehr Effizienz zu gewinnen. Lass Dich zu nichts drängen, aber zieh deine Investition durch, wenn Du Dich dafür entschieden hast. Mit der Zeit wirst Du merken, dass aus dem kleinen Startup ein starkes und vor allem nachhaltiges Unternehmen geworden ist.


Zum Autor:

Julius Pankoke ist Content Contributor und Startup-Enthusiast. Seine Spezialgebiete sind Entrepreneurship, Business Development und Digitales Marketing. Bei SmartBusinessPlan hilft er Gründern Businesspläne zu schreiben.

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