„Forbes 30 Under 30 Europe“ adelt Münchner Startups

Gleich mehrere Münchner Startups — genauer gesagt Ausgründungen der TU München — sind in diesem Jahr bei den „Forbes 30 Under 30 Europe“ vertreten. Das US-Magazin präsentiert in seinem Ranking 300 besonders innovative Persönlichkeiten unter 30 Jahren.

Die Unternehmer haben unter anderem eine Rollstuhlsteuerung per Kopfbewegung und ein senkrecht startendes Leichtflugzeug entwickelt. Hier eine Auflistung der Jungunternehmen, die es in die erlesene Auswahl geschafft haben:

Glasschair: Rollstühle mit einem Kopfnicken steuern

Die meisten Studierenden, die im Wirtschaftsinformatik-Seminar neue „Mobility Services“ erarbeiten sollten, interessierten sich für Autos. Doch Claudiu Leverenz nahm sich mit zwei Kommilitonen ein anderes Fahrzeug vor: den Rollstuhl. Wie kann man Mobilität für weitgehend gelähmte Menschen erleichtern, fragten sie sich. Und entwickelten eine Applikation für Smart Glasses, mit der ein Elektrorollstuhl allein durch Kopfbewegungen und Sprachsignale gesteuert werden kann. Die Steuerbefehle werden über eine Bluetooth-Verbindung an einen Adapter weitergegeben, der an den externen Steuerport gängiger Rollstuhlmodelle angeschlossen wird.

Heute bereitet Leverenz (27) die Gründung von Glasschair vor und steht auf der „Forbes“-Liste in der Kategorie „Science and Healthcare“. Sein Team hat bereits ein großes Netzwerk zu Nutzern, Sanitätshäusern, Kliniken und Rollstuhl-Herstellern aufgebaut. Die App für den intelligenten Rollstuhl soll nach der Zertifizierung als Medizinprodukt und klinischen Tests Anfang 2018 auf den Markt kommen.

KONUX: Industrieanlagen mit künstlicher Intelligenz warten

Wo funktioniert eine Maschine nicht optimal? Wann muss eine Weiche gewartet werden? KONUX bietet Unternehmen ein System, um stets über ihre Industrieanlagen oder Bahninfrastruktur im Bild zu sein. Sensoren erfassen den Zustand, mit künstlicher Intelligenz werden der künftige Wartungsbedarf vorhergesagt und Instandhaltungsarbeiten geplant. Die Analysen können über eine Cloud unabhängig von Ort und Zeit abgerufen werden. So können die Firmen Ausfälle vermeiden und die Laufzeiten ihrer Geräte erhöhen.

KONUX-CEO Andreas Kunze (25), Produktionsmanager Dennis Humhal (27) und Vlad Lata (26), im Unternehmen für Technologieentwicklung verantwortlich, haben an den TUM-Fakultäten Elektro- und Informationstechnik, Informatik, Maschinenwesen und Wirtschaftswissenschaften studiert und das Start-up 2014 gegründet. Heute hat das KONUX bereits bedeutende Unternehmen als Kunden gewonnen, mehrere Finanzierungsrunden abgeschlossen, eine Filiale im Silicon Valley eröffnet – und es unter die Forbes-Top-30 bei „Industry“ geschafft.

Rinke ist „All-Star Alumnus“

Lilium Aviation: Ein Flugzeug für den Alltag

Im Flugtaxi ohne Stau mit 300 Kilometern pro Stunde zum Ziel kommen – und das mit klimafreundlicher Energie. Für diese Vision hat das TUM-Spin-off Lilium Aviation gerade einen Protoypen vorgestellt: Ein Ultraleichtflugzeug, das senkrecht startet und landet. Insgesamt 36 Propeller auf den Flügeln treiben den Jet an. Gespeist werden sie aus sechs Akkus, die 300 Kilometer weit reichen sollen. Der Zweisitzer ist nicht nur leise, sondern auch noch doppelt so effizient wie aktuelle Elektroautos.

Matthias Meiner (29), einer der vier Gründer, wird bei den „30 Under 30“ in der Kategorie „Industry“ geführt. An der TUM machte er seinen Master in Mechatronik, anschließend forschte er unter anderem am Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt. Bei Lilium ist er jetzt für Flugregelung und Avionik zuständig. Das Startup konnte kürzlich 10 Millionen Euro Beteiligungskapital akquirieren.

Celonis: Geschäftsprozesse sichtbar machen

Mit erst 26 Jahren gehört Alexander Rinke bereits zu den „All-Star Alumni“ der TU München, weil er schon vergangenes Jahr bei den „Forbes 30 Under 30“ vertreten war. 2011 gründete Rinke, der Mathematik studiert hat, mit zwei weiteren TUM-Absolventen Celonis. Das Team entwickelte eine sogenannte Process-Mining-Software, mit der Unternehmen ihre laufenden Geschäftsprozesse auswerten, visualisieren und sie anhand der Ergebnisse verbessern können. Heute ist Celonis Weltmarktführer im Process Mining.