Diskriminierung: Viele Startups suchen „junge“ Angestellte

Startups präsentieren sich gerne als innovativ, unkonventionell und engagiert — oder kurz „jung“. Stimmt ja auch: Startups sind per Definition junge Unternehmen. Problematisch wird es allerdings, wenn Firmen in Stellenanzeigen junge Angestellte suchen, denn das kann als Diskriminierung älterer Arbeitssuchender aufgefasst werden.

Besonders junge Menschen — häufig Uni-Absolventen — suchen ihren Berufseinstieg in Startups. In innovativen Gründungen lässt sich gefühlt oder tatsächlich mehr bewegen, die Hierarchien sind nicht nur auf dem Papier flach und der Umgangston ist dem studentischen Habitus meist ähnlicher als im Mittelständler oder Konzern.  Und Startups erwidern die Liebe zu Berufseinsteigern. Schließlich sind diese oft auf das top-aktuelle Wissen von Hochschulabsolventen angewiesen. Außerdem sind viele Gründer in ähnlichem Alter und Lebenssituation wie ihre jungen Angestellten. Alles verständliche Argumente — doch spätestens, wenn gezielt junge Bewerber bevorzugt werden, handelt es sich aus rechtlicher Sicht um Diskriminierung älterer Arbeitnehmer.

Wir sind jung

Das Jobportal „Joblift“ hat nun 56.236 Stellenanzeigen von Startups aus dem letzten Jahr untersucht. Als Startup wurden alle Unternehmen eingestuft, die sich in ihren Ausschreibungen selbst so bezeichnen. Wer lediglich mit dem Flair oder Charakter eines Startups wirbt, fällt aus der Studie heraus.

In 12.561 der analysierten Stellenanzeigen fällt das Adjektiv „jung“. Das entspricht 22 % aller Inserate. Wie viele dieser Nennungen sich auf das Unternehmen beziehen und wie oft das Team als jung beschrieben wird, ist aus der Untersuchung nicht ersichtlich. Nach Angaben von Joblift könne der zweitere Fall jedoch bereits als Verstoß gegen das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) und damit als Diskriminierung aufgefasst werden.  Alleine die Veröffentlichung einer solchen Stellenanzeige kann somit teuer werden.

Auch jenseits der Diskriminierungsproblematik lohnt sich ein Blick auf die Ergebnisse: Noch häufiger (15.462 Stellenanzeigen) beschreiben sich Startups selbst als international. Nach dem zweitplatzierten „jung“ folgen dann „dynamisch“ (12.020) und „innovativ“ (11.984). Immerhin 7.185 Startups nennen sich selbst „führend“.

Wir suchen

Bei Jobanwärtern suchen Startup-Unternehmen am häufigsten eine eigenverantwortliche beziehungsweise selbständige Arbeitsweise (15.773). Auf den weiteren Plätzen folgen kommunikatives Geschick (10.748), analytische Fähigkeiten (10.447) und Engagement (10.149)

Wir bieten

Die Autoren der Stellenanzeigen locken mögliche Bewerber am häufigsten mit viel Verantwortung (9.440). Am zweithäufigsten betonen sie flache Hierarchien (8.526), Weiterbildungsmöglichkeiten (7.043) und erst auf Platz vier eine attraktive Vergütung (6.816).

Die wichtigsten Ergebnisse hat das Unternehmen in einer Infografik zusammengefasst: