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Eine Idee ist nur so gut wie ihr Team

Gute Gründer sind stark in ihrer Lebenswirklichkeit verhaftet. Sie haben eine sehr gute Beobachtungsgabe. Die brauchen sie auch – wie sonst sollen sie Probleme aus dem Alltag oder der Wissenschaft entdecken, die gelöst werden wollen? Sie orientieren sich stark an der Realität – und arbeiten nicht wie der klassische Daniel Düsentrieb in ihrer Hinterhofgarage. Nur wer mit einem hellen Kopf und offenen Augen durchs Leben geht wird langfristig Erfolg haben. Ein Gastbeitrag von Thyra Andresen von BayStartUP, erschienen im magazin startUPdate.

Wie unterscheiden sich Gründer von Otto-Normal-Verbrauchern?

„Gründer sind bereit für Ihre Vision und ihr Unternehmen einen langen und harten Weg zu gehen. Für Gründer gibt es keine unlösbaren Probleme, sondern nur Herausforderungen, welche sich mit Kreativität und Willenskraft immer lösen lassen“,

sagt Felix Harteneck von ParkHere, die ein energieautarkes System für Parkraummanagement entwickelt haben. Gründer sehen die Probleme, die da sind. Sie finden sich nicht damit ab, Dinge so zu tun, wie sie schon immer getan wurden. Sie denken lösungsorientiert und verweigern sich dabei den Schwierigkeiten, die sich ihnen in den Weg stellen. Hindernisse sind Herausforderungen und kein Grund, eine tolle Idee zu begraben. Sie sind von dem, was sie antreibt, überzeugt. Sie tun sich Stress und Ärger an, meist über Jahre, und brechen mit Konventionen.

Gibt es das ideale Gründerteam?

„Die erfolgreichen Gründungen erfolgen im Team. Ein Gründer alleine – das geht natürlich, ist aber mit all den Dingen und Entscheidungen, die getan und getroffen werden müssen, keine ideale Ausgangsposition. Top ist ein Unternehmenskern von zwei bis drei Gründern, die sich in ihrem Wissen und in ihren Erfahrungen ergänzen.“

sagt Dr. Carsten Rudolph, Geschäftsführer von BayStartUP. Das zeigt sich auch in Zahlen. Zweier- oder Dreierteams, die zum Beispiel das EXIST Gründerstipendium in Anspruch nehmen, sind in 80 Prozent der Fälle bei der Umsetzung ihrer Geschäftsidee erfolgreich. Das zumindest liest man auf Gründerszene.de. Gründen Sologänger, dann reduziert sich diese Zahl auf 66 Prozent.

„Die Erfolgsformel für ein ideales Team ist noch nicht geschrieben“,

sagt Otto Hopfner, Projektmanager Venture Capital bei der BayBG.

„Aber es gibt Kriterien, die die Erfolgschancen von Gründern erhöhen. Dazu gehören unter Anderem: unternehmerische Erfahrung, eine übersichtliche Gesellschafterstruktur, die Ausgangslage, dass die operativen Manager – und nicht Ideengeber aus dem Hintergrund – einen signifikanten Anteil der Geschäftsanteile halten – und ein Gründer-Team mit unterschiedlichen, sich ergänzenden Skills.“

Oft haben Gründer geniale Ideen, scheitern dann aber am Vertrieb. Ein gut funktionierendes Managementteam kann nicht nur Vertriebserfahrung vorweisen, sondern agiert auch gemäß seiner Führungsposition als Vorbild. Mit Motivation, Mitarbeiterverantwortung, in seinem Entscheidungsverhalten und der Bereitschaft zur Veränderung. Startups sollten zum richtigen Zeitpunkt offen sein, sich Rat zu holen. Das können externe Experten oder ein Beirat sein.

Disruptiver Lebenslauf

Drei Jahre Bachelor, Ausland, zwei Jahre Master, dann mit einer tollen Idee raus aus der Uni. Startup gründen, durchstarten, sich selbst verwirklichen und dabei idealerweise die große Kohle machen. Diese Vorstellung mag in Ausnahmefällen zutreffen. Erfolgreich sind aber vor allem die Gründer, die echtes Praxis-Wissen in einer Branche gesammelt haben und besonders lösungsorientiert agieren. Der Pfad eines Studiums ist dabei zweitrangig – wichtiger ist der Drive und der Wille, sich in Themen, die einem liegen, wirklich einzuarbeiten und die Perspektive derer einzunehmen, für die man eine Lösung entwickeln möchte. Es bringt wenig, wenn ein Startup eine tolle Innovation für einen Produktionsprozess hat, die sich dann aber nicht verkauft, weil die Gründer die Einkaufsentscheidungen und Fabrikprozesse nicht durchdringen.

Gründer versus Team

Es gibt Menschen, die eine deutliche Antwort darauf haben, warum sie mit ihrem eigenen Geld oder sogar einem festen Job auf volles Risiko gehen. Und es gibt solche, die nicht bereit sind, über Jahre hinweg die Wochenenden durchzuarbeiten und nach schwierigen Finanzierungsrunden immer wieder Stehaufmännchen zu spielen.

Deshalb muss zwischen Gründern und Team eine klare Unterscheidung getroffen werden.

„Durch eine lokale Trennung unseres Teams unterscheiden wir zwischen dem Kern-Gründerteam in München und den Mitgründern in Regensburg. In einem wöchentlichen Teammeeting werden alle in München konzipierten Strategien mit den Mitgründern abgestimmt. Die Verantwortung der Regensburger ist thematisch und fachlich von denen in München getrennt. Arbeitspakete werden über gemeinsame Monatsziele koordiniert“,

erklärt Felix Ballendat anhand von UrmO (ehemals UrbO, Anm. d. Red.). Sein Team hat ein Elektrofahrzeug zum Mitnehmen entwickelt, als individueller Mobilitätsbegleiter in der Stadt.

Nicht alle Treiber müssen Gründer sein

Eine Trennung von Gründern und Team sollte sich letztlich auch in der rechtlichen Struktur eines Startups und in den zu vergebenden Anteilen wiederfinden.  Denn falls eine externe Finanzierung angestrebt wird sollten Startups nicht nur auf ihre Idee, sondern auch auf die Perspektive potentieller Investoren achten. Diese bevorzugen eine möglichst einfache Gesellschafterstruktur und eine klare Fokussierung der Unternehmensanteile auf die wirklich handelnden Personen, sprich die künftigen Geschäftsführer im Gründerteam.

Hier müssen Startup-Gründer sehr frühzeitig überlegen, wer im Gründerteam echte Unternehmensanteile bekommen soll und wie sie diese verteilen.

„Wir haben hier schon tolle mathematische Modelle zur Berechnung gesehen, die aber die Zufriedenheit nicht unbedingt erhöht haben“,

sagt Rudolph. Letztendlich muss sich das gesamte Team nach der Verteilung noch in die Augen sehen können und die Verteilung später immer noch für richtig halten, das ist ganz wichtig. Vorsicht ist bei der Vergabe von vielen ganz geringen Anteilen an Freunde, Familie oder kleine Geldgeber geboten. Zu viele Gesellschafter sind – nicht nur aus Investorenperspektive – immer ein Entwicklungsrisiko fürs Unternehmen.

Letztlich gilt: eine Idee kann so gut sein wie sie will. Gründer müssen gut zusammenarbeiten und untereinander Differenzen, Werte und Ideen offen ansprechen und miteinander diskutieren um ihre Idee zum Fliegen zu bringen.

Erfolgskriterien für Gründerteams

Die Stärken der Gründer ergänzen sich

Wo liegen unsere Kompetenzen? Passen die Stärken der Gründer und Teammitglieder zu ihren jeweiligen inhaltlichen Rollen und Aufgaben?

Teamentwicklung reflektieren

Wie ist das Rollenverständnis der einzelnen Teammitglieder? Fehlen welche? Nach welchen Spielregeln agiert man im Miteinander? Sind wir unterschiedlich genug?

Vorstellung von Lebenszielen klären

Was wollen alle im Team kurzfristig? Können wir Zeit investieren, oder sind einer/m zwei Monate Asienurlaub wichtiger? Passen die Ansprüche zusammen? Was wollen wir langfristig? Ein Unternehmen international aufbauen und leiten, oder mit 50 aufhören zu arbeiten?

Austausch zu eigenen Werten

Was treibt mich an, was ist meine Motivation, morgens aufzustehen und mich an den Computer zu setzen oder an meinem Produkt zu basteln? Ziehen meine Mitstreiter bei diesen Werten mit? Und wenn nicht:  müssen wir Rollen neu verteilen? Was bedeutet das für den weiteren Weg unseres Unternehmens?