Expats hadern mit deutscher Sprache

Das Münchner Expat-Portal Internations, das kürzlich erst von Xing übernommen wurde, hat seine Nutzer gefragt, in welchem Land es sich am besten lebt und arbeitet. Deutschland erhält ein gemischtes Zeugnis.

Viele Expats, also ausländische Beschäftigte, die der Arbeit wegen zeitweise im Ausland leben, schätzen die wirtschaftliche Stabilität in Deutschland. Rund zwei Drittel loben die sicheren Arbeitsplätze, mehr als die Hälfte ein höheres Arbeitseinkommen als in ihrem Heimatland. Auch die Work-Life-Balance bewerten annähernd zwei Drittel der Befragten positiv.

Zufrieden trotz sprachlicher Hürden

Dennoch landet Deutschland im Gesamtranking nur auf Platz 23 von 65. Das liegt zu einem guten Teil daran, dass die Deutschen von vielen Expats als nicht besonders aufgeschlossen wahrgenommen werden: 68% beschreiben die Deutschen als reserviert. Beim Wert zur Schwierigkeit, sich in einem Land einzuleben, landet die Bundesrepublik gar auf dem 56. Rang.  Ein britischer Teilnehmer der Untersuchung sagt:

„Deutsche können oft unhöflich und unangenehm wirken.“

Mit 58% fällt es mehr als jedem Zweiten schwer, deutsche Freunde zu finden. Die meisten von ihnen (56%) sehen sprachliche Hindernissen als Ursache dafür. 69% der Befragten empfinden es als schwierig, die deutsche Sprache zu lernen, 60% geben trotzdem an, gut oder fließend Deutsch zu sprechen.

Obwohl sich rund jeder dritte befragte Expat in Deutschland nicht wie zuhause fühlt, ist die übergroße Mehrheit (83%) aber dennoch grundsätzlich zufrieden mit dem Leben hier.

Die Liebe zieht nach Deutschland

US-Amerikaner stellen rund jeden fünften Expat in Deutschland und sind damit die meistvertretene Nationalität. Mit einigem Abstand folgen darauf Briten (11%), Inder und Italiener (jeweils 5%). Interessant sind die Motive der Studien-Teilnehmer für ihr Leben in Deutschland: Der meistgenannte Grund war ein Umzug der Liebe wegen. Erst danach folgen, dass der gewünschte Arbeitsplatz eben in Deutschland war und die Karriere des Lebensgefährten.

Deutsche Expats sind Top-Verdiener

Auch Deutsche zieht es übrigens im Gegenzug am häufigsten in die USA (11%). Ebenfalls beliebt sind die Schweiz (7%) und Großbritannien (6%). Anders als bei den Expats in Deutschland ist es seltener die Liebe, die Deutsche ins Ausland lockt, sondern attraktive Arbeitsplätze und Karriereangebote.

Mit ihrem Leben fernab der Heimat sind nur zwei Drittel der Bundesbürger zufrieden. Für mehr als jeden Fünften stimmt die Work-Life-Balance nicht, so auch für einen befragten Deutschen, der in den USA lebt: Er findet, dass „die Arbeit hier zum Lebensinhalt wird und es schwerfällt, Auszeiten einzuplanen“. Das könnte aber auch am hohen Einkommen und der exponierten Position vieler deutscher Expats liegen: Bei 28 % beträgt das jährliche Brutto-Haushaltseinkommen über 100.000 US-Dollar.

Alle insgesamt 13.000 Befragten kommen zu einem eher überraschenden Gesamtergebnis: Auf dem Spitzenplatz der beliebtesten Zielländer für Expats landet der arabische Zwergstaat Bahrain, gefolgt von Costa Rica und Mexico. Der Verdacht liegt nahe, dass insbesonders bei den beiden Erstplatzierten die Anzahl der Befragten nicht so groß gewesen sein wird, dass man den Ergebnissen blind vertrauen sollte. Zumindest eine Stichprobengröße von 75 garantieren die Studienautoren jedoch für jedes einzelne Land.