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„Auch HR muss sich wandeln“ — 7 Fragen an… ProjectRoom

Nie wieder Anschreiben, nie wieder „Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?“: ProjectRoom möchte den Stellenmarkt revolutionieren. Wir haben den Gründern unsere sieben Fragen gestellt.

1. Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Euer Portal bitte kurz vor! 

Hallo, ich bin Stefanie Feder, 29 Jahre alt, Gründerin von ProjectRoom, der intelligenten Karriereplattform für die Arbeits- und Karrierewelt 4.0. Mein Co-Founder ist Henryk Vogel, Ex-Manager für Strategie & Business Development bei Monster Worldwide. Unser Ziel ist es, ein innovatives HR-Ecosystem aufzubauen, das weg von punktueller Jobsuche und hin zur kontinuierlichen Weiterentwicklung geht. Ich selbst habe einen Film- & Regie-Background und bin über Umwege zur HR gekommen. Meine Erfahrungen im Bereich eLearning und mein berufsbegleitendes Masterstudium im Bereich Personalentwicklung haben mir den Impuls gegeben, ProjectRoom zu gründen.

2. Aber das gibt’s doch schon längst!

Es gibt viele Stellenbörsen und Business-Netzwerke, die aber alle mit den aktuellen HR-Standards arbeiten. Unsere Karriereplattform ProjectRoom krempelt die alten Standards um. Statt Lebenslauf und Jobtiteln, präsentieren sich Bewerber mit Projekten, Erfahrungen und Kompetenzen. Und statt semantischem Matching von Bewerberdaten auf Stellenausschreibungen, profilieren wir die Bewerber- und Jobdaten auf Kompetenz-Ebene und matchen Kompetenzprofile mit künstlicher Intelligenz. Die zugrundeliegende Software wurde sogar wissenschaftlich geprüft. Das ermöglicht uns auch Trendprognosen und individuelle Karriereempfehlungen.

Die Gründer von ProjectRoom: Stefanie Feder (r.) und Henryk Vogel. Foto: ProjectRoom
Die Gründer von ProjectRoom: Stefanie Feder und Henryk Vogel. Foto: ProjectRoom

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3. Was war Eure bisher größte Herausforderung?

Die Herausforderung ist sicherlich, die HR-Branche an sich. Zu lange gibt es schon die Standards wie Lebensläufe, Anschreiben und typische Recruiting-Klischees. Diese zu durchbrechen und durch den Einsatz von intelligenter Technologie neu zu gestalten ist die größte Herausforderung. Doch Digitalisierung und innovative Technologie verschonen keine Branche und auch HR muss sich wandeln. Wir gewinnen von Monat zu Monat mehr Kunden, die mit uns zusammen in die Zukunft gehen wollen. Dabei nutzen diese nicht nur unsere Plattform, sondern wir begleiten oft die Personaler und Recruiter auch bei den Herausforderungen der Arbeitswelt 4.0.

4. Butter bei die Fische: Wie läuft das Geschäft? 

Die große Themen-Welle um Arbeitswelt 4.0 und Digitalisierung hat uns viel Aufschwung gegeben. Wir haben im Moment 25 Unternehmen, die mit uns zusammenarbeiten und einige Tausend User auf der Plattform.  Bis Ende des Jahres sind wir noch im Test-Mode und 2018 wird unser Payment-System auf der Seite der Unternehmen aktiv geschaltet. Damit geht dann ein neues Businessmodell in der Welt der Jobmärkte online! Der Clou: Unternehmen zahlen nicht mehr für Reichweite und für das Posten von Stellen. Bei uns sind die Stellenausschreibungen umsonst und wir matchen passende Kandidaten auf die jeweiligen Stellen. Das bedeutet unsere Technologie übernimmt die gesamte Vorauswahl und schlägt die Top-10-Kandidaten vor. Unternehmen wählen dann über den Matchreport die Kandidaten aus, die Sie kontaktieren wollen.

5. Was bedeutet München für Euch?

Ich bin gebürtige Münchnerin und habe ProjectRoom in München 2015 gegründet. Damals war die Startup-Szene noch nicht so stark, wie sie es heute in München ist. Mittlerweile sind wir nach Berlin gezogen und überlegen, ob wir nach unserer aktuellen Finanzierungsrunde auch den Geschäftssitz umziehen. Ich persönlich konnte in Berlin mehr Chancen nutzen, da die Menschen hier offener und „getriebener“ sind — das bedeutet neue Technologien werden ausprobiert. Ein Minusfaktor für München sind leider die Mieten. Dafür muss man hier in Berlin schon diesen Startup-Hype mögen und sich bei all den Möglichkeiten stärker fokussieren.

„Epic Fail Nights sind wieder nur ein Hype für das Scheitern“

6. Wie wird Euer Startup zum nächsten Unicorn? Oder sehen wir uns bald auf der Epic Fail Night?

Weder noch — ich bin hier ein ziemlicher Realist und das Klischee des Unicorn-Startups wird oft einfach nur medial gepusht. Für mich ist das vergleichbar mit einem Newcomer-Sänger. Jeder denkt, er ist über Nacht reich und berühmt geworden, dabei ist er oder sie seit Jahren in Pubs und Bars unterwegs und macht seit mehreren Jahren schon Musik. Diese lange, harte Arbeit und die Rückschläge werden oft nicht gezeigt. Und die Epic Fail Nights sind dann wieder nur ein Hype für das Scheitern, der auch nur die halbe Wahrheit darstellt.

Ich persönlich glaube daran, dass durch harte, disziplinierte und kontinuierliche Arbeit ein Unternehmen erfolgreich aufgebaut werden kann. Die Herausforderung ist das Durchhalten und das kontinuierliche Vorankommen. Das besteht für mich aus vielen Rückschlägen, aber in Summe dann überwiegend aus vielen kleinen Erfolgen.

7. Isar oder Englischer Garten?

Isar! Und zwar die geheimen Orte, die nur gebürtige Münchner kennen :).