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Porträt FAZUA: „2016 geht es für uns ums Ganze!“

E-Bikes und Pedelecs gehört die Zukunft. Im vergangenen Jahr wurden nach Schätzungen des Zweirad-Industrie-Verbands alleine in Deutschland rund 520.000 elektrisch angetriebene Fahrräder verkauft, Tendenz steigend. Das Münchner Startup FAZUA hat ein Antriebssystem entwickelt, mit dem es noch dieses Jahr auf diesem Zukunftsmarkt mitmischen möchte.

E-Bikes sind gerade unter Stadtbewohnern einer der großen Mobilitätstrends: Gesund mit dem Fahrrad unterwegs und trotzdem entspannt ankommen, nicht an der Haltestelle warten, keine Parkplatzsuche. Viele Elektroräder wirken jedoch recht unsportlich, sind durch die Technik wahre Schwergewichte und zudem noch unhandlich. Wer sein Rad zum Aufladen in die Wohnung schleppen muss, kennt das Problem.

FAZUA setzt hier an: Die Münchner entwickeln ein evation genanntes Antriebssystem für E-Bikes, das vollständig in den Rahmen integriert und zugleich komplett abnehmbar ist. Mit entferntem Antrieb und Batterie ist das Rad leicht und kann auch als herkömmlicher Drahtesel genutzt werden.

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Das Startup selbst produziert keine Bikes, sondern versteht sich als Zulieferer für Fahrradhersteller. Mit fünf Herstellern sei man bereits in näherem Austausch, so Marcus Schlüter (32), kaufmännischer Geschäftsführer, im Gespräch mit Munich Startup. Noch ist das Jungunternehmen allerdings nicht ganz so weit: Bis zum Sommer wird FAZUA eine Nullserie produzieren und versucht, evation dann Ende Dezember 2016 auszuliefern. Bis 2019 plant Schlüter die europäische Expansion. Und danach?

FAZUA-Gründer Marcus Schlüter
FAZUA-Gründer Marcus Schlüter im Interview mit Munich Startup

„In 5 Jahren sehen wir das Produkt evation als etabliertes System auf dem Weltmarkt.“

Ein ambitioniertes Ziel, doch Schlüter wirkt beileibe nicht wie ein Träumer. Die Marktanalyse scheint fundiert, das gesteckte Ziel realistisch.

EXIST, SCE, Gewerbehof — Das Netzwerk als Beschleuniger

Schlüter gründete FAZUA im November 2013 gemeinsam mit Johannes Biechele (32), Sebastian Boß (30), Philipp Kalläne (28) und Fabian Reuter (32), alle damals Studenten der Hochschule München. Mittlerweile sind alle fünf Gründer fest und in Vollzeit im Unternehmen angestellt, dazu beschäftigt das Startup einen Freelancer und seit Jahresbeginn zwei Angestellte.

Die Idee für das Produkt ging vom Technischen Geschäftsführer Biechele aus. Der begeisterte Mountainbiker arbeitete währende seines Studiums bei Herstellern von elektrischen Antrieben. Die Marktlücke war schnell entdeckt: Zu schwer, zu klobig, nicht schick waren bestehende Produkte. Biechele wollte ein E-Bike, das er auch selbst kaufen würde. Die Idee war geboren. Das war im Januar 2011.  Ein Jahr später kam die Zusage des Förderprogramms EXIST. Rückblickend sagt Schlüter:

„Ohne das Stipendium von EXIST würde es uns heute nicht geben.“

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Marcus Schlüter widmet sich seitdem in Vollzeit FAZUA. Davor arbeitete er in einer Personalabteilung, strategische Konzeptarbeit. Auch das SCE erkannte das Potenzial der Gründer und nahm FAZUA unter seine Fittiche.

„Wir kamen in einen Incubator mit finanzieller Unterstützung, Infrastruktur, Büro, hatten dort die Möglichkeit, erste Prototypen zu bauen. Was das SCE anbietet, ist einfach genial“,

schwärmt Schlüter noch heute. Über das SCE und BayStartUP, damals noch evobis, kam das Startup in Kontakt mit Investoren und Business Angels, auf einem Gründerwettbewerb dann auch mit dem Hightech Gründerfonds (HTGF). Schlüter:

Das Netzwerk in München ist einfach exzellent. Man bekommt hier Basisinfos und den Zugang zu den Investoren. So kommt man viel viel schneller voran, als wenn man es auf eigene Faust versucht. Das ist ein Riesenvorteil gegenüber Städten, in denen es solche Verbindungen nicht gibt.“

Der nächste Meilenstein in der Unternehmensgeschichte: der Bezug eigener Räumlichkeiten.

„Wir wollten unbedingt in München bleiben. Und neben einer Bürofläche haben wir auch einen Werkstattbereich gebraucht. Sehr schnell sind wir dann auf den Gewerbehof im Westend gestoßen. Für unser junges Unternehmen war das einfach optimal.“

 

Mit dem anhaltenden Wachstum steht nun der nächste Umzug an: Die Flächen wurden längst zu klein und die Gewerbehöfe sind gut ausgebucht. Es geht deshalb in die Nähe der Münchner Siemenswerke.

Apropos Münchner Großunternehmen — das wirtschaftliche Umfeld in München stellt für Schlüter nicht nur einen hervorragenden Nährboden für Startups dar, sondern für ihn auch einen persönlichen Ansporn:

„Natürlich vergleicht man sich mit all den großen und erfolgreichen Unternehmen hier in der Stadt. Wir wollen nicht irgendeine eine Firma werden, sondern eine, die einen ebenso guten Ruf hat!“

„2016 geht es für uns ums Ganze!“

FAZUA wirkt für die nächsten Schritte gut aufgestellt. Auch Investoren glauben an das junge Unternehmen: Rund 3,5 Millionen Euro konnte das Startup bereits einwerben. Das Geld eröffnet viele Möglichkeiten, doch die gilt es nun zu nutzen:

„2016 könnte für uns das spannendste Jahr werden. Schon bisher ging es um viel Geld. Aber jetzt geht es ums Ganze! Aus unseren Ideen und der bisherigen Arbeit wird dieses Jahr ein marktreifes Produkt. Das ist besonders spannend und schön zu sehen.“

Für die kommenden Herausforderungen scheint FAZUA gewappnet zu sein — Munich Startup wird die weiteren Schritte des aufstrebenden Startups verfolgen und berichten.