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„Investoren interessiert das Team“ – Im Gespräch mit Sven Schielke von nextFATbusiness

Spannendes Thema: Das Matching von Startups, die Kapital benötigen und Investoren, die in eine gute Idee investieren möchten.  Genau hier setzt das  Konzept von nextFATbusiness an. Munich Startup hat mit Sven Schielke, einem der Initiatoren, über die Idee hinter nextFATbusiness und die Münchner Investoren-Szene im Allgemeinen gesprochen.

Wie kam’s zur Idee von nextFATbusiness?

Next Fat Business Gründer Sven Schielke
nextFATbusiness Gründer Sven Schielke

Bei der Umsetzung von eigenen Projekten kam ich zum ersten Mal mit Venture Capitalist, Businessplänen und dem ganzen Spirit von Gründerteams in Kontakt. Als ich dann in London „Dragons’ Den“, die Muttersendung von „Die Höhle der Löwen“, gesehen habe, begeisterte mich die Idee dahinter und ich dachte, so etwas müsste man in Deutschland, in abgewandelter Form, eigentlich auch machen: Warum gibt man Leuten mit einer guten Idee nicht einfach 10.000 Euro und sagt: „Jetzt fang einfach mal an und keine Ausreden mehr.“ Einfach gedacht vielleicht, zugegeben, aber das waren die ersten Anfänge.

Daraufhin habe ich nextFATbusiness gegründet. Zu Beginn war nextFATbusiness eine Webseite, auf der sich Startups darstellen konnten. Sie hatten dort die Möglichkeit, ihre Businesspläne einzustellen und sich und ihre Idee zu präsentieren. Um in die Verhandlungsrunden und damit auch an Kapital zu kommen, mussten die Unternehmen über Votingbuttons möglichst viele Stimmen auf sich vereinen. Der Crowdgedanke hat hier eine wichtige Rolle gespielt. Allerdings verleiteten uns zwei Punkte dazu, das Konzept von nextFATbusiness zu überarbeiten: Zum einen hatte die Crowd natürlich nicht immer Recht in ihrer Einschätzung, insbesondere dann, wenn die Anzahl der Votes insgesamt wenig signifikant ist. Und zum anderen stellten sich auf der Plattform auch zunehmend wenig ernstzunehmende Projekte vor. Das war teilweise wirklich Zeitverschwendung. Daher beschlossen wir, nextFATbusiness als Offline-Projekt aufzustellen. Und dieser Richtungswechsel hat sich bewährt, denn mittlerweile hatten wir schon den 11. Grill-Termin (Anm. d. Red.: Pitches) in München.

Startups können sich bei Euch kostenfrei um eine Teilnahme an den Grill-Terminen bewerben. Nach welchen Kriterien wählt Ihr die Teilnehmer aus?

Wir sind interessiert an Startups, die nicht zu sehr Nische sind, die aber als Idee auch nicht den 100sten Lieferservice anbringen. Besonders spannend finden wir natürlich Startups, die Trends entdecken, wie beispielsweise gerade das Thema Blockchain, und mit ihrer Idee auch das Potenzial haben, auf dem Markt etwas zu reißen. Desweiteren sollte das gesuchte Kapital nicht die 500.000 € – 600.000 € Marke überschreiten. Und von der Bewertung sollten die Startups nicht mehr als drei Millionen Euro aufrufen. Sonst wird es für die Business Angels und Investoren im Publikum schnell uninteressant. Wir beschäftigen uns natürlich auch mit Teams, die diese Größenordnungen überschreiten. Die leiten wir dann aber direkt an potentiell interessierte Investoren weiter. Unser großer Vorteil ist ja, dass wir die Investoren alle persönlich kennen. Außerdem haben wir bis jetzt immer darauf geachtet, bei jedem Grilltermin immer eine gute Mischung der Branchen anzubieten, in denen die Startups tätig sind. Wobei wir uns hier zukünftig aber auch vorstellen könnten, branchenspezifische oder vielleicht auch länderspezifische Termine zu organisieren.
Nicht so spannend sind für uns dagegen reine Universitätsgründer, da wir die Erfolgsaussichten bei Gründern mit Berufserfahrung als deutlich höher erachten.

Kommen viele Münchner Startups auf Euch zu?

Ja, es kommen viele Münchner auf uns zu. Das liegt auch daran, dass wir ja momentan hauptsächlich mit Münchner Investoren zusammenarbeiten und die uns dann mit Startups aus München zusammenbringen oder uns den Münchner Startups als Plattform empfehlen.

Wie läuft so ein Grill-Termin ab?

Wir casten im Vorfeld die Teams, die um Kapital pitchen möchten, sehr intensiv. Wir sind zwei Partner, Stephan Galleitner und ich. Beide Partner sprechen unabhängig voneinander mit den Teams und beide müssen den Daumen heben, sonst wird das Team nicht eingeladen.

Bei den eigentlichen Grill-Terminen pitchen in der Regel drei der ausgewählten Startups. Wir geben den Teams vergleichsweise sehr viel Zeit, insgesamt ca. 40 Minuten. Das grenzt uns deutlich von den üblichen Pitching-Veranstaltungen ab und die Investoren finden das ganz hervorragend. Zunächst stellen sie sich und ihr Projekt vor, anschließend können von den Investoren Fragen gestellt werden. Danach verlässt das Team den Raum, damit die Investoren noch einmal unter sich diskutieren können. Der Wunsch zu dieser „intimen“ Runde kam übrigens von den Investoren selbst. Dieser gemeinsame Austausch funktioniert natürlich nur dann, wenn das Publikum nicht so wahnsinnig groß ist. Deswegen soll nextFATbusiness auch keine riesengroße Veranstaltung werden, sondern sich einen familiären Charakter beibehalten. Was aber nicht gleichzusetzen ist mit Exklusivität, denn die Veranstaltung ist durchaus offen für weitere Investoren.

Worauf legen die Investoren wert, wenn sie in ein Startup investieren wollen?

In erster Linie auf das Team! Deswegen nehmen wir bei uns in den Grill-Terminen auch keine Einzelgründer mehr mit rein. Es muss ein Team da sein, das die wesentlichen Fähigkeiten und Fertigkeiten bereits mitbringt. Da kann die ein oder andere Kompetenz zwar noch fehlen und durch weiteres Personal ergänzt werden. Aber es dürfen keine allzu großen Lücken mehr sein. Deswegen haben wir auch festgelegt, dass bei den Grill-Terminen der Pitch von immer mindestens zwei Teammitgliedern bestritten werden muss. So erhalten die Investoren einen ersten Eindruck, wie das Team interagiert. Passt die Chemie innerhalb eines Startups oder eben nicht? Das Team muss harmonieren, denn viele Investoren interessieren sich in erster Linie für die Personen, die hinter einem Startup stehen. Dann kommt erst die Idee. Warum? Weil ein guter Gründer aus einer schlechten Idee immer noch etwas machen kann, aber ein schlechter Gründer jede gute Idee an die Wand fährt. Das Team ist das Entscheidende.

Wie stellt Ihr sicher, dass Startups und Investoren, die sich bei einem Grill-Termin kennenlernen und miteinander arbeiten möchten, immer den Weg über Euch gehen?

Wir dachten zunächst an eine vertragliche Bindung der Startups. Aber eigentlich wollen wir diesen Schritt bewusst nicht gehen, da das dem Geist vom nextFATbusiness widersprechen würde. Unser Konzept fundiert eher auf Vertrauensbasis. Das funktioniert zum einen, weil wir die meisten Investoren persönlich kennen. Und zum anderen werden die Startups von uns im Vorfeld darüber gebrieft, wie der Ablauf bei anschließenden Verhandlungen ist. Natürlich können wir dennoch nicht verhindern, dass das jemand umgeht. Aber eigentlich möchten wir keine vertragliche Bindung.

Was habt Ihr mit nextFATbusiness noch vor?

nextFATbusiness ist ein provisionsbasiertes Modell, das heißt, wir bekommen eine Provision aus der finanzierten Summe. Die Grill-Termine fungieren dabei als Nucleus, um die Investoren im Publikum von einem Startup zu begeistern und beide Seiten an den Verhandlungstisch zu bekommen. Es ist durchaus eine Herausforderung dieses Konzept zu monetarisieren, da vielleicht aus jedem zweiten Termin ein Deal herauskommt. Als Plattform verdient man dabei also nicht so wirklich viel. Deswegen werden wir zukünftig nicht nur als Intermediär zwischen Teams und Investoren stehen, sondern uns auch intermediär zwischen den Investoren positionieren. Der Gedanke dabei: Es gibt immer Investoren, die beispielsweise in ihrem Portfolio ein Startup haben, das nicht mehr in ihr Konzept passt und das sie gerne verkaufen möchten. Da wir die Portfolios anderer Investoren kennen, können wir hier zu einem erfolgreichen Matching beitragen. Wir werden der Sekundärmarkt für Beteiligungskapital. Mittelfristig planen wir außerdem selbst eine Fondskonstruktion für Seed- und Pre-Series A Unternehmen. Wir sehen mittlerweile sehr viele Teams in München, einige sind dann später zu großen Veranstaltungen, zum Beispiel zur Bits&Pretzl eingeladen worden. Ein Team war sogar nach einem Grilltermin bei Höhle der Löwen. Wir haben einen sehr guten Riecher für potentiell erfolgreiche Teams und das werden wir entsprechend nutzen.

Wie schätzt Du die Investoren-Szene in München ein?

Ich finde, die Münchner Investoren sind ganz gut miteinander vernetzt. Das liegt sicherlich auch daran, dass es in München nicht so wahnsinnig viele Veranstaltungen wie beispielsweise den Venture Capital Club gibt. Am Anfang war ich noch verwirrt über die scheinbar große Zahl an Veranstaltungen und Netzwerke. Aber mit der Zeit lichtet sich der Nebel und man erkennt, dass die Zahl wirklich ernstzunehmender Zirkel doch überschaubar ist. Man kennt sich in der Szene, die meiner Meinung nach auch sehr down to earth geblieben ist. Hier wird irgendwie noch auf Augenhöhe miteinander gesprochen. Und das ist uns ja auch bei den Grill-Terminen sehr wichtig: Gründer und Investoren sollen sich bei uns immer auf Augenhöhe treffen. Hier sollen Partner gefunden werden – und zwar NICHT im Master & Service-Style.

Wie schätzt Du München als Startup-Standort ein?

Auf der IT-Seite kann München richtig stark werden. Und damit meine ich nicht den Copycat-Bereich, sondern komplexere IT-Anwendungen. Dafür ist das Umfeld in München gegeben, nicht zuletzt wegen der hervorragenden Universitäten-Landschaft. Wenn sich Absolventen mit erfahrenen Gründern zusammenschließen, kann eine fruchtbare und vielversprechende Zusammenarbeit entstehen.

Was wünscht Du Dir noch für München als Startup-Standort?
Ich wünsche mir eine institutionalisierte Exit-Möglichkeit. Ich halte es für geradezu fahrlässig dieses Feld der Frankfurter Börse zu überlassen, die es dann nur halbherzig umsetzt.