Dynamic Components: Der USB-Stick der Automatisierungstechnik

Vier Gründer und eine Technologie, die Plug & Play in die Automatisierungstechnik bringen soll. Das Münchner Startup  Dynamic Components  hat mit „SensorLink“  eine Kombination aus Hard- und Software für eingebettete Systeme  entwickelt, die Maschinen mit Sensoren vernetzen und gleichzeitig in Echtzeit Daten übertragen soll.

Damit können Unternehmen künftig einfacher bei Digitalisierung und dem Internet der Dinge (IoT) mithalten und möglichst exakte Maschinen- und Prozessdaten erfassen und auswerten, um so ihre Arbeitsvorgänge zu optimieren.

Zwei der Gründer, Michael Geisinger,  Informatiker, und André Leimbrock, zuständig für Finanzen und Vertrieb, sprachen mit Munich Startup über Motivation,  Unterstützung und den künftigen Weg ihres Unternehmens.

Spin-off mit Sahnehäubchen

Entwickelt  am Münchner Forschungsinstitut fortiss, einem An-Institut der TU München, stecken bereits einige Jahre Forschungsarbeit in dem Spin-off. Zur Motivation, die hinter der Ausgründung steckt, sagt Michael, Mitentwickler der Basistechnologie:

„Ich wollte eigentlich gar nicht gründen. Aber die Technologie hat wirklich Potenzial. Und es wäre schade, wenn es ein Ende gefunden hätte, nur weil das Projektbudget zu Ende ist.“

Daraufhin beschlossen 2015 zwei Informatiker, ein Ingenieur sowie ein BWLer, das Potenzial der Technologie weiter auszuschöpfen und als Produkt auf den Markt zu bringen.

Gefördert wurden sie dabei durch den EXIST-Forschungstransfer — ohne diesen wäre die Weiterentwicklung der aufwändigen Technologie unmöglich zu stemmen gewesen. Als Sahnehäubchen gewannen die Gründer noch einen Hauptpreis beim Gründerwettbewerb IKT Innovativ im Frühjahr 2015 (damals noch unter dem Projektnamen „Chromosome Industrial“). Mit den 30.000 Euro Preisgeld trieben sie  die GmbH-Gründung voran. Außerdem machten sie kürzlich den dritten Platz beim IdeAward der TU München und steckten das Preisgeld  in ihre Patentstrategie.

Von Maschinen lernen

Und was macht das Produkt so einzigartig? „Wir sind der USB-Stick  der Automatisierungstechnik,“ erklärt Michael. Das automatische Konfigurieren von Geräten ist für uns am Rechner selbstverständlich — aber in der Industrie gibt es das bisher noch nicht. Genau hier setzt die Technologie der Gründer an: Das System erkennt eigenständig die vorhandenen Sensoren und liefert die Daten an die nachgelagerten Systeme, sogar wenn eine Komponente erst während des Betriebs hinzukommt. Mit der Software sollen die Optimierungspotenziale von vernetzten Maschinen ausgereizt werden.

„Software ist nicht sichtbar“

Ihr Tipp für andere Gründer:

„Es ist abgenutzt, aber  es stimmt: so früh wie möglich rausgehen und mit Kunden sprechen. Und vielleicht auch eine andere Richtung einschlagen. Wir haben daraus gelernt: Die Software alleine verkauft sich nicht, unsere Kunden suchen nach einer Gesamtlösung.“

Denn weil  Software nun mal nicht sichtbar ist und sich das Münchner Startup entsprechend schwer tat, das Produkt darzustellen, entwickelte das Team zusätzlich mit „SensorLink“ das passende Hardware-Produkt.

SensorLink inkl. Sensoren

Auf Wunsch mitlieferbar, hilft die kleine Box den Maschinenparkbetreibern zusätzlich Sensoren an ihren Maschinen nachzurüsten. Der Kunde kann alles selbst zusammenstecken und dann eigenständig Auswertungen fahren — Plug & Play eben. Signifikante Kosteneinsparungen sind das Ergebnis. Wie hoch diese tatsächlich sind, ist jedoch noch für unterschiedliche Anwendungsfälle zu verifizieren.

Den ersten Kunden gewinnen

Seit kurzem ist das Team im Accelerator Programm der Deutschen Bahn. Abgesehen vom Preisgeld, mit 25.000 Euro ebenfalls ein schönes Zuckerl, profitieren  sie davon, einen konkreten Anwendungsfall ihrer Technologie bei der Deutschen Bahn auszuarbeiten.

Sollte sich beim Demo Day herausstellen, dass die Deutsche Bahn mit Hilfe von Dynamic Components ihre Signal- und Weichenstörungen und die daraus resultierenden  Zugverspätungen signifikant reduzieren kann, hätten die Gründer ihren ersten Kunden. Dann können sie Weichen, Signale und andere Geräte am Gleis mit ihrer SensorLink-Box ausstatten. Und die Geräte wüssten künftig anhand der Auswertung von Zustands- und Umweltdaten selber, dass sie kaputtgehen werden – aber eben, bevor sie kaputtgehen.

Fokus, Fokus, Fokusdc_gross

Nach vielen spannenden Gesprächen mit potenziellen Kunden haben sich weitere Anwendungsfälle für Dynamic Components aufgetan, von Retrofitting an Fitnessgeräten bis hin zu Energiemonitoring  — daher heißt es nun: Fokus!   „Aktuell sind wir in der Evaluation: Wo passen wir technologisch rein, wo ist ein Markt, was ist machbar?“, so André. Die Vision für 2020 steht aber schon: Plug & Play in die Automatisierungstechnik bringen, ein prosperierendes Geschäft aufbauen und vielleicht auch schon internationalisiert zu haben.