Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?
Muniqo: In Deutschland kommen jedes Jahr etwa 60.000 Frühgeborene zur Welt. Diese Säuglinge werden in der Regel mit einem Krankenwagen und in einem Transportinkubator in eine Spezialklinik gebracht. Etwa eines von drei Frühgeborenen erleidet eine Hirnblutung, die zu Behinderungen oder zum Tod führen kann. Eine der Ursachen für Hirnblutungen sind die Erschütterungen und Vibrationen, die während des Transports auftreten. Die derzeitigen Lösungen können diese schädlichen Erschütterungen, die Hirnblutungen verursachen, nicht ausreichend verhindern.
Hier kommen wir ins Spiel: Muniqo Perfomante. Wir bieten eine innovative Lösung für die erschütterungsfreie Lagerung von Transportinkubatoren, die einen sicheren Transport von Frühgeborenen und schwerkranken Neugeborenen ermöglicht. Dadurch reduzieren wir das Risiko von Transportschäden wie Hirnblutungen erheblich. Diese Technologie rettet nicht nur potenziell das Leben von Babys, sondern kann pro verhinderter Hirnblutung bis zu 200.000 Euro an Kosten sowie zahlreiche Pflege- und medizinische Aufwendungen einsparen. Zusätzlich bieten wir die Möglichkeit, die Erschütterungen kontinuierlich zu überwachen. Zusätzlich können Rückschlüsse auf das Hirnblutungsrisiko gezogen und präventive Maßnahmen ergriffen werden.
Muniqo Performante: Vibrationssensor kann mehr als nur Transport von Inkubatoren
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Muniqo: Unser Produkt basiert auf einer innovativen Plattformtechnologie, die eine optimale Dämpfung und Federung ermöglicht. Technisch deckt sie mehr Spektren ab als vergleichbare Lösungen.
Außerdem ist unser System ein Vibrationssensor. Hochpräzisionsarbeit und -prozesse spielen dabei nicht nur beim Transport von Inkubatoren eine Rolle, sondern in zahlreichen wirtschaftlichen Sektoren. So kann die Technologie auch in der Batterieproduktion oder in quantentechnischen Applikationen angewendet werden.
Bezogen auf die erschütterungsfreie Lagerung für den Transport von Babys gab es Bestrebungen für Lösungen. Zu den wichtigsten Ansätzen, um Erschütterungen zu verhindern, gehören aktuell die Fahrgeschwindigkeitsreduzierung, der Einsatz von dämpfenden Materialien wie Gelmatratzen, ein enges Einpacken der Babys und der Einsatz von Gummi-Shock-Absorbern. Diese Ansätze, und insbesondere die Gummi-Schock-Absorber, können die Feder-, Dämpfer- oder Sensorfunktionaliät nicht optimal beziehungsweise gar nicht abdecken. Durch den Einbau unseres Produkts in Transportinkubatoren liegen die Babys auf einer Auftragsfläche auf und können damit nahezu erschütterungsfrei transportiert werden. Ein weiterer Punkt ist, dass der genaue Einfluss der Fahrten beziehungsweise die Auswirkungen der Erschütterungen auf das Neugeborene nicht genau erforscht sind, sondern nur abgeschätzt werden. Unsere Sensorfunktionalität kann hier einen wichtigen Beitrag leisten.
Aus besten Kumpels wird ein Gründungsteam
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Muniqo: Wir, die Mitgründer Luca Fabiano und Sebastian Wann, kennen uns seit der Grundschule und sind seitdem beste Kumpels. Wir haben zusammen das Abitur gemacht und uns auch sonst viel ausgetauscht. Sebastian hatte schon in der Schule die Idee für unser Produkt. Wir haben beide an der TU München studiert. Dort haben wir gelernt, wie man die Idee mathematisch und physikalisch beschreibt, und einen ersten Prototypen entwickelt. Mit einer Masterarbeit und dem Gewinn des TUM IdeAwards 2023 haben wir uns entschieden, die Technologie für reale Probleme einzusetzen. Seit Dezember 2023 ist Muniqo Performante Mitglied der TUM Venture Labs Additive Manufacturing und Mobility. Ende Mai haben wir nun auch das Xplore-Programm der UnternehmerTUM abgeschlossen.
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Muniqo: Eine konkrete Herausforderung für ein Projekt in der Anfangsphase, wie wir es jetzt sind, ist die Rekrutierung von hochqualifiziertem Personal. Ein solches Unterfangen ist ein extremes Risiko und daher ist es schwierig, Leute zu finden, die sich uns in der Hinsicht anschließen wollen. Zusätzlich sind es die üblichen Probleme, also Work-Life-Balance beziehungsweise Work-Work-Life-Balance, wo wir Startup, Studium und Nebenjob unter einen Hut bringen müssen, die Ungewissheit und natürlich das Geld.
Pläne für die Weiterentwicklung
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Muniqo: In einem Jahr wollen wir die Pilotprojekte abgeschlossen haben, funktionsfähige und potenziell einsetzbare Prototypen entwickelt haben und EXIST-gefördert sein, um dann auch offiziell zu gründen. In fünf Jahren wollen wir uns am Markt etabliert haben und ein stabiles Unternehmen mit sechsstelligem Umsatz führen, gleichzeitig Forschung und Entwicklung vorantreiben und damit weitere Marktsegmente erschließen.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Muniqo: Wir haben extrem viel Unterstützung erfahren und konnten uns in kürzester Zeit ein großes Netzwerk aufbauen, vor allem durch die UnternehmerTUM. Auch die Venture Labs haben dazu beigetragen. Diese unterstützen uns auch fachlich extrem. Oft gibt es auch tolle und hilfreiche Events. Und wenn man dann noch etwas beziehungsweise jemanden braucht, der nicht im Netzwerk ist, gibt es immer wen, der schnell vermittelt. Extrem hilfreich ist auch, dass wir so viele Universitäten haben und manchmal auch Menschen, die wirklich interessiert daran sind, dir zu helfen. Das beschleunigt die Entwicklung von Techsolutions immens.
Munich Startup: Outsourcen oder selber machen?
Muniqo: Wir werden nicht outsourcen.