Der KfW-Gründungsmonitor ist eine repräsentative, seit dem Jahr 2000 jährlich durchgeführte Befragung zum Gründungsgeschehen in Deutschland. Die neusten Ergebnisse belegen eine Zunahme der Gründungen im Jahr 2023 um drei Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Entwicklungen bei Voll- und Nebenerwerbsgründungen verliefen unterschiedlich. Während im Vollerwerb die Zahl der Gründungen erneut um acht Prozent auf 205.000 zurückging, legte sie bei Nebenerwerbsgründungen um elf Prozent auf 363.000 zu.
Die Planungsquote, also der Anteil der 18- bis 64-Jährigen, die eine Gründung planen, ist von 4,5 Prozent im Jahr 2022 auf zuletzt 3,6 Prozent eingeknickt. Der gesamte Gründungsprozess dauert im Schnitt mehrere Monate, nur ein Bruchteil der Gründungsplanungen wird auch realisiert. Die Quote der Gründungsplanungen, bei denen die Umsetzung im nächsten Jahr wahrscheinlich ist, beträgt nur 2,2 Prozent (Vorjahr: 2,5 Prozent).
„Gesamtwirtschaftlich gab es 2023 kaum Impulse für Existenzgründungen. Sowohl Konjunktur als auch Arbeitsmarkt stagnierten und haben die Gründungstätigkeit weder besonders befördert noch belastet. Unterm Strich ergibt sich ein kleines Plus bei der Zahl der Gründungen“,
sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW, und fügt hinzu:
„Für das laufende Jahr ist vom makroökonomischen Umfeld weiter wenig Rückenwind zu erwarten. Zusammen mit einer deutlich gesunkenen Zahl an Gründungsplanungen im vergangenen Jahr dürfte dies leider wieder für einen Rückgang der Gründungstätigkeit 2024 sorgen. Jährlich werden etwa doppelt so viele Gründungspläne abgebrochen, wie Gründungen realisiert werden. Wenn wir es schaffen, diese Abbruchquote zu reduzieren, wäre schon viel für die Gründungstätigkeit getan. Ein Schlüssel dafür ist Finanzwissen, mit dem viele Gründungshemmnisse seltener werden.“
Anstieg auch bei weiblichen Gründungen
Laut KfW-Gründungsmonitor beträgt der Anteil der Gründerinnen im Jahr 2023 44 Prozent. Somit liegt er knapp über dem bisherigen Höchstwert von 43 Prozent in den Jahren 2013 bis 2015. Im langjährigen Durchschnitt entfallen 39 Prozent der Gründungstätigkeit auf Frauen. Diese Marke überstieg das vergangene Jahr zwar, es bleibt aber innerhalb der ebenfalls langjährigen Schwankungsbreite von ± fünf Prozentpunkten.
Insgesamt ist der Gründergeist in Deutschland eher schwach ausgeprägt. Nur 24 Prozent der 18- bis 67-Jährigen würden unabhängig von ihrer aktuellen Situation die Selbstständigkeit einer Anstellung vorziehen. Zu Beginn des Jahrtausends war die Selbstständigkeitspräferenz in Deutschland noch doppelt so hoch. Bei den unter 30-Jährigen liegt die Präferenz für ein eigenes Unternehmen bei 36 Prozent. Ab einem Alter von 30 Jahren würde nur noch jeder Fünfte sich bevorzugt für die Selbstständigkeit entscheiden.
KfW-Gründungsmonitor: Gründungspräferenz nach Regionen
Die innerhalb Deutschlands je nach Region teilweise deutlich unterschiedliche Bevölkerungsstruktur wirkt sich daher auch auf die Selbstständigkeitspräferenz aus. Im Jahr 2023 ist sie in Hamburg (29 Prozent) am höchsten, gefolgt von Nordrhein-Westfalen, Bayern, Rheinland-Pfalz, Saarland und Hessen (jeweils 25 Prozent). Am seltensten würden Menschen in Sachsen-Anhalt eine Selbständigkeit gegenüber einer Anstellung bevorzugen (18 Prozent).
Unabhängig von ihrer Präferenz für oder gegen eine Selbstständigkeit können es sich viele Menschen grundsätzlich nicht vorstellen zu gründen. Das liegt vor allem an den Faktoren Sicherheitsbedürfnisse, Bürokratie und Kapitalmangel. So ist mit 73 Prozent der größte Vorbehalt gegen eine Selbstständigkeit die Sorge wegen zu großer finanzieller Risiken. 69 Prozent der Befragten geben zu große bürokratische Hürden als Hinderungsgrund an. Zu den Top-5-Bedenken zählen außerdem zu geringe Einkommenssicherheit (64 Prozent), zu geringe soziale Sicherheit (62 Prozent) und Finanzierungsprobleme (60 Prozent).