Munich Startup: Herzlichen Glückwunsch zum zehnjährigen Jubiläum! Für alle, die Baystartup noch nicht kennen: Wieso sollte Euch ein künftiges Münchner Startup auf dem Schirm haben?
Carsten Rudolph, Geschäftsführer Baystartup: Vielen Dank! Jedes Münchner Startup sollte Baystartup auf dem Schirm haben, weil wir eines der umfassendsten Unterstützungsprogramme für junge Unternehmen in der Frühphase bieten. Mit dem Münchener Businessplan Wettbewerb, der übrigens der erste seiner Art war und auch über Bayern hinaus als eine Art Gütesiegel gilt, haben Gründerinnen und Gründer die Möglichkeit, sich sehr früh individuelles Expertenfeedback zu ihrer Geschäftsidee einzuholen. Diese Chance nutzen jedes Jahr rund 250 Teams. Unser Ziel ist es, Startups von der ersten Idee bis zur Wachstumsphase zu begleiten. Wir vernetzen Gründerinnen und Gründer mit Kapitalgebern und Industriepartnern, bieten bedarfsorientierte Coaching-Programme und bereiten sie optimal auf den Markteintritt vor. Unser Investorennetzwerk, das größte seiner Art in Europa, macht uns zur ersten Anlaufstelle für Startups, die auf der Suche nach Frühphasenfinanzierung und strategischem Sparring sind.
Vernetzung, Finanzierung und individuelles Coaching
Munich Startup: Welche Rolle spielt Baystartup konkret in der Münchner Förder- und Unterstützungslandschaft?
Carsten Rudolph: Das Angebot von Baystartup begleitet Gründerinnen und Gründer umfassend vom Start über die ersten fünf oder mehr Jahre ihres Unternehmerlebens. Wir liefern unternehmerisches Basis-Know-How, Vernetzung, individuelles Coaching und mehr. Es gibt eigentlich nur eines, das wir nicht anbieten: Räumlichkeiten für Startups. An dieser Stelle arbeiten wir eng mit allen Gründerzentren in München (und in ganz Bayern) zusammen.
Das besondere Highlight von Baystartup ist aus Gründersicht der einzigartige Zugang zu einem Netzwerk aus 400 Business Angels, Family Offices und 200 Venture-Capital-Gesellschaften, mit denen wir Startups nach einer investorenorientierten Vorbereitung aktiv und zielgerichtet vernetzen. Highlight sind dabei unsere mehrmals pro Jahr stattfindenden exklusiven VentureCons – ein Konferenzformat, das regelmäßig über 100 InvestorInnen anzieht.
Munich Startup: Was waren Eure wichtigsten Meilensteine?
Carsten Rudolph: Am bedeutendsten war sicherlich die Fusion zu einem gesamtbayerischen Netzwerk vor zehn Jahren. Dazu kommen zahlreiche weitere: Mit der Einführung der „Startup Demo Night“ haben wir als erste ein Eventformat geschaffen, das Startups einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und regelmäßig 1.000 Besucher anzieht. Ein weiteres Highlight war das „Knacken“ der halben Milliarde Kapital, das von uns begleitete Startups über das Investorennetzwerk einsammeln konnten, acht Jahre nachdem wir dieses gegründet hatten. In den Folgerunden kamen die Startups dann auf sechs Milliarden Euro!
Stolz auf die erfolgreichen Startups
Munich Startup: Worauf bist Du besonders stolz, wenn Du auf die letzten zehn Jahre Baystartup blickst?
Carsten Rudolph: Stolz bin ich insbesondere dann, wenn ich sehe, wie weit Startups gekommen sind, die wir in den Markt begleiten durften. Wenn ich in einen Flixbus steige oder von der Expansion nach Indien erfahre, wenn ich Studierende im Hörsaal mit ihrer Airup-Flasche auf dem Tisch sehe, oder – auch wenn das Thema an sich kein erfreuliches ist – über die Unterstützung der Ukraine durch die Überwachungsdrohnen von Quantum Systems lese. Und natürlich auf die Entwicklungen „unserer“ Gründerinnen und Gründer im Gesundheitsbereich, die das Leben von Menschen verbessern: Intensivbetten von Reactive Robotics, Unterstützung für Pflegebedürftige durch Navel Robotics und zahlreiche andere Anwendungen in der Medizin.
Munich Startup: Was hat sich aus Deiner Sicht am meisten in der Münchner Gründungslandschaft verändert?
Carsten Rudolph: Die Gründungslandschaft hat sich stark entwickelt. Startups sind heute viel besser vorbereitet und besser vernetzt, und es gibt mehr Kapital in der Frühphase. Gleichzeitig sind aber die Anforderungen an Startups gestiegen: Der Wettbewerb um Investitionen ist intensiver und die Professionalität muss von Anfang an stimmen. Themen wie Nachhaltigkeit und gesellschaftlicher Impact haben zudem eine größere Bedeutung gewonnen, was die Prioritäten vieler Gründer beeinflusst.
Kreativität, Raffinesse und Durchhaltevermögen
Munich Startup: Was wird von den Startups am meisten nachgefragt? Und was brauchen sie aus Eurer Sicht am meisten?
Carsten Rudolph: Viele Startups kommen erst einmal mit dem Wunsch zu uns, möglichst schnell Kapital einzusammeln. Ob sie dieses immer brauchen, ist eine Frage, die wir gern in viele Coaching-Gesprächen klären. Oft gibt es Workarounds wie Sparsamkeit (!), Lieferantenkredite, erste Umsätze und andere Dinge, die einem Startup eine bessere Verhandlungsposition im Kapitalmarkt sichern. Da ist oft Kreativität gefragt, Raffinesse und Durchhaltevermögen. Hier setzen wir an, um mit den Gründerinnen und Gründern das beste Gesamtpaket zu entwickeln. Schließlich dient eine Finanzierungsrunde nicht dem Selbstzweck, sondern dazu, aus einem Startup ein Unternehmen zu machen.
Munich Startup: Künftig wollt Ihr verstärkt auch Startups unterstützen, die auf nachhaltiges Wachstum setzen. Wie definiert Ihr das?
Carsten Rudolph: Wir erleben immer wieder, dass Gründerinnen und Gründer die Ambition haben, ihr Unternehmen über viele Jahre stetig zu entwickeln. Die Exit-Orientierung, die eine VC-Finanzierung zwangsläufig mit sich bringt, ist dafür nicht geeignet. Hier steht das permanente und vor allem schnelle Wachstum im Vordergrund. Für solche Startups bauen wir ein ergänzendes Angebot auf, das diesen – recht komplexen – Weg des Wachstums unterstützt. Häufig kommen hier mehrere Finanzierungsarten gleichzeitig zum Einsatz, die es zu koordinieren gilt.
Nachhaltigeres Wachstum für Startups
Munich Startup: Was ist das Ziel Eurer zusätzlichen neuen Ausrichtung und was genau erwartet die Startups hier an Unterstützung?
Carsten Rudolph: Ziel ist es, auch solchen Startups einen soliden Start zu ermöglichen und einen Zugang zu den Finanzierungsquellen zu schaffen, die für ein moderateres – aber vielleicht nachhaltigeres – Wachstum geeignet sind. Wege dafür sind natürlich Eigenkapitalfinanzierungen, aber auch (Förder-)Darlehen, Fördermittel oder strategische Investments von Industriepartnern.
Munich Startup: Welche weiteren Projekte plant Ihr?
Carsten Rudolph: Wir arbeiten daran, unser Angebot im Bereich der Industrie-Kooperationen weiter auszubauen. Hier geht es um die Vernetzung von Startups mit potenziellen Technologie- und Vertriebspartnern, insbesondere im Mittelstand. Außerdem stärken wir unser Internationalisierungsprogramm, um Startups bei ihrer Expansion, vor allem in Europa, zu unterstützen. Hier schaffen wir Angebote, die die Startups möglichst frühzeitig auf den naheliegenden Märkten begleiten.
Echte europäische „Champions“
Munich Startup: Worüber sprechen wir miteinander, wenn wir zehn Jahre in die Zukunft reisen?
Carsten Rudolph: Wir sprechen darüber, dass es uns gemeinsam gelungen ist, echte europäische „Champions“ aufzubauen, die neben dem eigenen unternehmerischen Erfolg auch dazu beigetragen haben, dass Europa wieder ganz vorne auf der „Innovationsweltkarte“ zu finden ist. Und dies mit Themen, die die aktuellen gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen adressieren.