Insgesamt 493 Edtech-Startups haben der Startup-Verband und die Founders Foundation für den ersten deutschen Edtech Startup Monitor als solche identifiziert. 98 davon nahmen an der Befragung teil. Worin sich mit 91 Prozent der befragten fast alle einig waren: Das Digitalisierungstempo im deutschen Bildungssektor ist zu langsam. Als Grund dafür identifizierten 50 Prozent unter anderem die langwierigen Entscheidungsprozessen in Bildungseinrichtungen.
Dabei könnten Edtech-Startups genau hier Abhilfe schaffen. Laut Befragung haben 80 Prozent von ihnen einen Fokus auf digitale Geschäftsmodelle wie Apps und Online-Lernplattformen. Damit setzen sie hier einen noch deutlicheren Schwerpunkt als Startups allgemein (64 Prozent).
München ist zweitwichtigster Standort
Mit 29 Prozent der Unternehmen – konkret sind das 142 Startups – beherbergt Berlin die meisten Edtechs. Darauf folgen München mit 37, Hamburg mit 34, Köln mit 28 und Düsseldorf mit 14 Edtech-Startups. Der Fokus auf die Metropolen ist hier also noch deutlicher sichtbar als in anderen Branchen. Zudem spielen nur vier Bundesländer eine entscheidende Rolle.
Die Geschäftsmodelle der Unternehmen decken hingegen die gesamte Bildungslandschaft ab. Den Marktsektor Beruf und Weiterbildung für Unternehmens- wie für PrivatkundInnen spricht mit 41 Prozent der größte Teil an. 38 Prozent entwickeln Lösungen für Kitas, Schulen und Hochschulen. Weitere 21 Prozent widmen sich dem Bereich lebenslanges Lernen.
Größte Herausforderungen: Kapital und Bürokratie
Obwohl der Bedarf an neuen digitalen Lösungen offensichtlich hoch ist, kämpfen Edtech-Startups mit finanziellen Hürden. Nur vier Prozent der Startups haben bisher Venture Capital erhalten. Über alle Branchen hinweg sind es immerhin 19 Prozent. Auch Unterstützung von Business Angels erhalten Edtechs mit 24 Prozent deutlich seltener als branchenübergreifend mit 32 Prozent.
Benedict Kurz, Vorstandsmitglied des Startup Verbands sowie Gründer und CEO des Startups Knowunity, meint dazu:
„Gerade Startups, die Bildungstechnologie anbieten, stehen vor besonderen Finanzierungshürden. Dabei sind Investitionen in Bildung volkswirtschaftlich besonders wichtig. Wir müssen in Deutschland mehr privates Kapital, insbesondere von institutionellen Investoren, mobilisieren und die Exit-Kanäle stärken. Nur so können wir innovativen Unternehmen die nötigen Ressourcen für Wachstum und Skalierung bieten.“
Als weiteren großen Hemmschuh sehen die befragten Startups die Bürokratie. 65 Prozent der GründerInnen haben Probleme im Vertrieb und benennen dabei strukturelle Hürden von institutionellen Kunden als Hauptgrund (89 Prozent). Hinzu kommt das föderale Bildungssystem, das die Marktstruktur durch unterschiedliche gesetzliche Vorgaben erschwert.
Hoher Anteil an Gründerinnen
Mit einem Gründerinnenanteil von 36 Prozent ist der Anteil von Frauen in Edtech-Startups doppelt so hoch wie im bundesweiten Startup-Schnitt. Überdurchschnittlich sind auch die Zahlen bei den GründerInnen mit Berufserfahrung und einem Studienabschluss in Geistes- und Sozialwissenschaften. Dabei steht bei 57 Prozent die eigene Vision, also eine ausgeprägte inhaltliche Begeisterung für und Identifikation mit dem Thema, im Vordergrund. Bei der branchenübergreifenden Betrachtung trifft das nur auf 47 Prozent aller GründerInnen zu.
Dominik Gross, Geschäftsführer der Founders Foundation, kommentiert:
„Edtech-GründerInnen sind ÜberzeugungstäterInnen: Sie setzen sich aus tiefster Überzeugung für eine neue Form von Bildung ein und bleiben hartnäckig – auch wenn die Hürden der Bürokratie manchmal stärker scheinen als der Veränderungswille im Bildungssektor. Dass mehr als 90 Prozent wieder gründen würden, zeigt: Der Antrieb unsere Bildung zu revolutionieren, ist wahnsinnig groß. Und den brauchen wir, um auch in Zukunft gut und zeitgemäß ausgebildete Menschen in Deutschland zu haben, die unsere Gesellschaft und Wirtschaft antreiben.“
Den gesamten Edtech Startup Monitor gibt es auf der Website des Startup-Verbands.