Munich Startup: Solation ermöglicht MieterInnen, Strom direkt von ihrem eigenen Dach zu bekommen – wie funktioniert das genau?
Sebastian Hugl, Solation: Ein gutes Beispiel dafür ist unsere aktuelle Installation in der Münchner Innenstadt. Ein traditionsreiches Familienunternehmen mit mehreren Mietimmobilien hat uns beauftragt, ihren Mietern günstigen Solarstrom zur Verfügung zu stellen. Dafür nutzen wir Solation Energy. Der auf dem Hausdach produzierte Strom kann direkt von den Hausbewohnern genutzt werden. Jeder Mieter hat automatisch die App und sieht live in Echtzeit, wie viel vor Ort produzierte Energie er gerade nutzt. Die Bewohner haben dann noch einen Grund mehr, sich über die hohe Anzahl an Sonnenstunden in München zu freuen, denn das heißt für sie: günstiger grüner Strom.
Die Vermieter haben mit dem Thema nichts zu tun, sondern bekommen am Ende des Jahres die Werte für die Stromabrechnung zur Verfügung gestellt. Diese erfolgt über die Nebenkostenabrechnung und wird in diesen Prozess integriert. Durch den Verkauf des Stroms an seine Vermieter amortisiert sich die Installation nach und nach. Ein Win-Win für beide Seiten.
Munich Startup: Damit lässt sich dem Thema Mieterstrom ja auch eine soziale Komponente geben – etwa für geförderten Wohnraum, also sogenannte Sozialwohnungen. Erlebt Ihr hier bereits Interesse bei den Trägern? Geht Ihr damit direkt auf sie zu?
Sebastian Hugl: Ja, wir erleben bereits erstes Interesse auch von sozialen Einrichtungen und sind im Austausch über erste Projekte in diesem Bereich. Es freut mich wahnsinnig, dass wir auf dem besten Weg sind, grünen Strom auch für finanziell schwächere Bevölkerungsschichten zur Verfügung stellen zu können und damit gegen den Trend im Bereich der erneuerbaren Energien zu wirken.
Deshalb macht Mieterstrom einfach so viel Sinn: finanziell schlechter gestellte Personen können sich so unabhängiger von den großen Energiekonzernen machen und damit auch noch Geld sparen.
„Für Familien, Rentner oder auch Studenten mit wenigen finanziellen Mitteln macht das einen riesigen Unterschied“
In Deutschland fließen durchschnittlich acht Prozent des Einkommens eines Haushalts in Energie- und Stromkosten. Bei 3.500 kWh Stromverbrauch pro Jahr zahlt ein Haushalt ohne Solarstrom etwa 1.141 Euro. Mit Solation Energy könnten die Kosten auf 770 bis 875 Euro sinken. Besonders für Familien, Rentner oder auch Studenten mit wenigen finanziellen Mitteln macht das einen riesigen Unterschied. Ich kann mich selbst noch gut daran erinnern, wie wichtig es in unserer Studentenwohnung war, die Nebenkosten gering zu halten.
Munich Startup: Seht Ihr noch andere Möglichkeiten sozialen Impact zu schaffen?
Sebastian Hugl: Ja, wir sehen mehrere Ansätze und forschen seit längerem daran, wie wir Strom spendbar machen können. Technisch ist es simpel, regulatorisch jedoch super kompliziert – da trifft Steuerrecht auf Energierecht. Alles sehr spaßige Themen.
Aktuell ist es der größte soziale Hebel, dass wir mit unserem Geschäftsmodell langfristig den Mietern bis zu 30 Prozent günstigeren Strom zur Verfügung stellen können und die Vermieter trotzdem noch eine gute Rendite haben. Somit ist das eine der wenigen Situationen, in denen es eine wirkliche Schnittmenge zwischen Ökologie, Ökonomie und Sozialem gibt. Es muss am Ende des Tages Geld damit verdient werden können, ansonsten bewegt sich nichts und der Impact wird immer begrenzt bleiben.
Munich Startup: Was hat Euch dazu veranlasst, diesen Weg zu gehen?
Sebastian Hugl: Unser Antrieb ist es, grünen Strom für alle möglich zu machen – auch für Mieter. Wir haben uns das ambitionierte Ziel gesetzt, bis 2030 eine Million Mieter in Deutschland mit grünem Strom zu versorgen, der lokal produziert wird. Die eingesparten Emissionen entsprechen zirka denen von 400.000 Autos!
Die Abgabe des Stroms von Vermietern an Mieter ist erst seit der Verabschiedung des Solarpakets 1 möglich, ohne dass Vermieter als Energieversorger auftreten müssen. Die neue Gesetzgebung macht es deutlich einfacher.
Solation stellt seine Mitarbeitenden in den Mittelpunkt
Munich Startup: Und wie sieht das bei Solation selbst aus?
Sebastian Hugl: Grundsätzlich verfolgen wir mit Solation eine Unternehmensführung, die unsere Mitarbeitenden in den Mittelpunkt stellt. Ich finde: Unternehmen sind für Menschen da und nicht andersherum. Deshalb haben wir bei Solation einige Maßnahmen eingeführt, die uns zu einem gesunden und fairen Arbeitsplatz machen sollen. Ich habe dazu schon viel auf LinkedIn geschrieben, was Ihr hier nachlesen und auch gerne kommentieren könnt. Aber kurz gesagt: Unsere MitarbeiterInnen sind Menschen und keine Zahnräder – und das wollen wir respektieren.
Munich Startup: Was sind Eure nächsten Schritte für noch mehr Social Impact?
Sebastian Hugl: Wir hoffen, dass wir als Pioniere zukünftig eine Vielzahl an Mietern mit grünem und günstigen Strom versorgen können, sodass der Zugang nicht nur den wohlhabenden Eigenheimbesitzern vorbehalten bleibt. Damit helfen wir nicht nur den Mietern, sondern natürlich auch der Umwelt.