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Emma Grün: Reinigungs- und Pflegeprodukte wie zu Omas Zeiten

Chemiefreie und wirksame Haushaltsmittel wie zu Omas Zeiten – nichts weniger hat sich Emma Grün auf die Fahne geschrieben. Welche natürlichen Inhaltsstoffe dafür zum Einsatz kommen, vor welchen Herausforderungen das junge Unternehmen bereits stand und warum Emma Grün gerne als 'Hidden Champion' groß werden will, erklären Louis Erber und Jannik Mahr im Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Emma Grün: Mit Emma Grün verkaufen wir spezialisierte Reinigungs- und Pflegeprodukte wie zu Omas Zeiten ohne Schnickschnack. Es ist unser Ziel, mit natürlichen Inhaltsstoffen wie Zuckertensiden, ätherischen Ölen und Bienenwachs effektive, nachhaltige und bezahlbare Alternativen zu bieten, die der Wirksamkeit „moderner“ Chemiekeulen in nichts nachstehen. Dafür arbeiten wir mit familiengeführten Manufakturen in Deutschland und Griechenland zusammen, wo unsere Produkte auf Basis bewährter Rezepturen hergestellt werden.

„Radikal bei den Inhaltsstoffen und bei der Auswahl der Produktionspartner“

Mit dieser Idee lösen wir ganz alltägliche Probleme, wie hartnäckige Flecken, rissiges Leder oder schlechte Gerüche. Umgekehrt bedeutet es, dass wir die Lebenszeit deines Lieblingssofas, deiner Schuhe oder deiner Ledertasche verlängern, Ressourcen sparen und du dich bei jedem Griff zu einem Haushaltsreiniger deutlich weniger Chemie aussetzt. Mit Emma Grün kannst du deinen Haushaltsschrank entrümpeln, die leidige Auswahl am Drogerieregal vereinfachen und auf nachhaltige Produkte setzen, die ganz in deiner Nähe hergestellt werden.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Emma Grün: Ja, zum Teil. Es gibt unseres Wissens nach aber keine andere Brand, die so radikal bei den Inhaltsstoffen und bei der Auswahl der Produktionspartner ist. Wir fokussieren uns auf deutsche bzw. europäische Produktionspartner und Nachhaltigkeit von den Inhaltsstoffen bis hin zur Verpackung. Die Mindestanforderung an unsere Produktionspartner ist, dass es sich um Familienbetriebe handelt, die bewährte Rezepturen verwenden, die sie selbst oder mit uns erarbeitet haben. Zum Teil handelt es sich um Rezepturen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden. Im Falle unserer ätherischen Öle, Raumsprays und Saunaöle betreibt unser Produktionspartner sogar seine eigene Bio-Landwirtschaft und gewinnt die Öle in der hauseigenen Destillerie an der griechischen Mittelmeerküste. Außerdem haben wir gerade eine Produktlinie fertig entwickelt, die wir gegen Ende des Jahres auf den Markt bringen und die es in dieser Art in Deutschland nicht gibt.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Emma Grün: Die Idee zu Emma Grün entstand durch Louis 2021 in seinem Studentenzimmer in Stanford. Auf der Suche nach einer spannenden Nische im E-Commerce ist ihm aufgefallen, dass man im Bereich der Reinigungstipps immer auf die gleichen Hausmittel stößt, die bereits seit Jahrzehnten bekannt sind. Jeder kennt Alltagshelfer wie Essigessenz, Bienenwachs, Gallseife oder Natron, die einem durch Eltern, Großeltern oder Videos empfohlen werden. Durch seine Studienschwerpunkte in Chemie und Management war ihm klar, dass diese Logik auch auf andere Haushaltsprodukte anwendbar sein muss. Jannik ist dann ein Jahr später 2022 zu Emma Grün gestoßen und hat das Wachstum mit seiner Erfahrung als freiberuflicher E-Commerce Consultant vorangetrieben.

Challenge: Neue Produkte in hoher Taktung launchen

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Emma Grün: Eine der größten Herausforderungen ist sicherlich das Launchen neuer Produkte in hoher Taktung als bootstrapped Startup ohne Fremdkapital. Zum Teil haben wir sechs bis acht Neuprodukte pro Monat innerhalb einer Produktkategorie auf den Markt gebracht, was finanziell und auch zeitlich eine große Herausforderung ist. Zudem kann unsere kompakte Teamgröße in gewissen Phasen ebenfalls eine Herausforderung darstellen, da wir stark priorisieren müssen. Zusätzlich haben wir bei der Auswahl der richtigen Partner – sei es in der Produktion, Logistik, Werbung, Tools etc. – einen deutlich geringeren Spielraum für Fehler als größere Wettbewerber.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Emma Grün: In einem Jahr wollen wir mit Emma Grün mittlere siebenstellige Umsätze erwirtschaften und in Bezug auf unser Portfolio und unsere Kanäle eine höhere Reife erreichen. Das bedeutet konkret, die Abhängigkeit von Amazon als wichtigen Vertriebskanal zu reduzieren, indem wir zum einen selektiv weitere Marktplätze und den stationären Handel erschließen. Und zum anderen, indem wir die Rolle unseres Shops mit einzelnen Produkten stärken, die wir vermehrt über Paid Social bewerben. Zusätzlich wollen wir im kommenden Jahr die Kompetenzen unserer Produktionspartner bündeln und daraus komplett neuartige, innovative Produkte erschaffen, um tiefere Burggräben rund um unsere Marke zu ziehen.

In fünf Jahren wollen wir unserer Vision deutlich näher sein, ganz im Sinne des früheren Tante Emma Ladens, jedem Menschen in DACH eine bezahlbare Alternative für saubere, gepflegte und wohlriechende Haushalte zu bieten. Emma Grün soll bis 2029 eine Love Brand sein, die die präferierte Wahl ist, wenn man zuverlässige und unbedenkliche Lösungen gegen Polsterflecken, trockenes Leder und schlechte Gerüche sucht. Quantitativ bedeutet das mittlere achtstellige Umsätze und einen Ausbau unseres Produktportfolios. Qualitativ wird es dafür auch in Zukunft elementar sein, dass wir weiterhin für jede neue Produktkategorie die besten Produktionspartner finden, die unsere Leidenschaft und unsere hohen Ansprüche teilen. Zusätzlich wollen wir die nächsten fünf Jahre Handelslistungen in allen relevanten Drogerien, im Lebensmitteleinzelhandel und Baumärkten erreichen sowie die Internationalisierung auf Amazon und im Shop.

Startup-Standort München als Fundament für ein starkes Netzwerk

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Emma Grün: Unser Netzwerk rund um unsere Alma Mater an der TU München ist ein wichtiger Faktor, ohne den der Erfolg von Emma Grün in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Während des Studiums war Louis Teil des Entrepreneurship Programms Manage & More an der UnternehmerTUM während Jannik am Academic Program for Entrepreneurship am SCE teilgenommen hat. Darüber hinaus hat Jannik bei Happybrush in München sein Handwerkszeug rund um Online-Marketing, Brand Building und Amazon gelernt. Daher bildet der Startup-Standort München für uns bis heute das Fundament für ein starkes Netzwerk. Ganz egal, ob es um Intros, Wachstumsschmerzen oder neue Kanäle geht, München bietet in unseren Augen für jede Industrie und jede Wachstumsphase die richtigen Sparringspartner, wenn man dafür offen ist. Zudem sind wir mit Emma Grün regelmäßig zu Gast im Werk1 im schönen Werksviertel, um dort mit befreundeten Startups zusammenzuarbeiten und uns inspirieren zu lassen.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Emma Grün: Definitiv Hidden Champion. Alle unsere Produktionspartner sind Hidden Champions in ihrer jeweiligen Nische, sei es Lederpflege, Lederreparatur, Polsterreinigung oder ätherische Öle. Genau diesen Geist wollen wir in unseren Produkten transportieren: Hochspezialisiert, ohne unnötige Chemie, mit Liebe und Expertise hergestellt. Dabei ist es nicht unser Ziel, durch große Finanzierungsrunden oder einen maximal große Teamgröße zu glänzen. Unsere zentrale KPI ist Profit und Profit pro Teammitglied. Damit fliegt man naturgemäß unter dem Radar, was für uns völlig in Ordnung ist.

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