Munich Startup: Was macht Emidat? Welches Problem löst Ihr?
Lisa Oberaigner, CEO und Co-Founder von Emidat: Wir bauen das weltweit führende Umweltbetriebssystem (eOS) für die Bauindustrie auf. Wir beginnen mit der Entwicklung einer KI-gestützten Lösung zur Umweltdaten-Generierung für Baustoffhersteller. Diese Daten helfen den Herstellern, Ökobilanzen und EPDs (Environmental Product Declarations) für ihre Produkte zu erstellen – ein Prozess, der derzeit sehr zeitaufwendig und kostenintensiv ist. Wir schaffen es, den Zeitraum zur Erstellung einer EPD von etwa zwölf Monaten auf eine Woche zu verkürzen und die Kosten von rund 15.000 Euro auf nur wenige hundert Euro pro Produkt zu senken.
Langfristig wollen wir mit Emidat der führende Anbieter für Klimaintelligenz in der Baubranche werden. Wir erfassen Umweltdaten direkt dort, wo sie entstehen – bei den Baustoffherstellern – und stellen sie entlang der gesamten Wertschöpfungskette bereit. Durch unsere Lösung fördern wir Transparenz und Nachhaltigkeit in der Branche und tragen so maßgeblich zur Reduzierung von Treibhausgasemissionen bei.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Lisa Oberaigner: Tatsächlich gibt es bereits Tools, wir sind jedoch die ersten, die ein hersteller- und produktunabhängiges Tool zur Erstellung verifizierter Umweltdaten entwickelt haben. Ein entscheidender Vorteil unserer Technologie liegt darin, dass wir den letzten, kostenintensiven und langwierigen Schritt der Verifizierung überspringen können – unser Tool ist bereits vollständig verifiziert.
Wir automatisieren die Datenerfassung und -verarbeitung und reduzieren manuelle Eingaben mit Hilfe unseres KI-Modells, das auf über 130.000 bestehenden EPDs trainiert wurde. So machen wir den gesamten Prozess schneller, effizienter und kostengünstiger.
Bauindustrie gehört zu den größten Treibern von Treibhausgasemissionen weltweit
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Lisa Oberaigner: Wir wussten beide, dass wir etwas im Bereich der Bauindustrie gründen wollten. Denn dieser Industriesektor gehört mit zu den größten Treibern von Treibhausgasemissionen weltweit.
Florian, der aus einer Familie mit 100 Jahren Erfahrung im Bauwesen kommt, und ich, die ich bereits während meines Masterstudiums die Nachhaltigkeit in der Baubranche untersucht hatte, wussten, dass wir etwas in dieser Branche verändern wollten.
Zunächst wollten wir bereits bestehende Daten an Projektentwickler und Architekten weitergeben, um diese bei nachhaltigeren Entscheidungen zu unterstützen. Doch auf der BAU-Messe und in Gesprächen mit Stakeholdern erkannten wir, dass das eigentliche Problem nicht die Nutzung der Daten, sondern deren Erhebung war. Hier sahen wir großes Potenzial, besonders angesichts der bevorstehenden Bauprodukteverordnung, die die Bereitstellung dieser Daten nach und nach verpflichtend macht.
Durch mehr als 400 Interviews mit ExpertInnen aus der Baubranche und anderen relevanten StakeholderInnen konnten wir unsere Hypothesen validieren und das Geschäftsmodell weiter schärfen.
Herausforderung: Teamaufbau
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Lisa Oberaigner: Eine der größten Herausforderungen für uns war der Aufbau eines starken und kompetenten Teams. Darüber hinaus mussten wir die Vielzahl an Anforderungen und Wünschen unserer Kunden mit der Notwendigkeit in Einklang bringen, ein skalierbares und zukunftsfähiges Produkt zu entwickeln.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Lisa Oberaigner: In einem Jahr wollen wir bei allen Baustoffherstellern in Europa als etablierter Name bekannt sein, wenn es um die Erstellung von Umweltdaten geht. Emidat soll die bevorzugte Lösung für die effiziente Generierung von EPDs sein, die Transparenz und Nachhaltigkeit in der Branche fördern.
In fünf Jahren wollen wir in der gesamten Baubranche vertreten und bekannt sein und die Datenbasis für nachhaltiges Bauen ermöglichen, damit Europa seine Nachhaltigkeitsziele erreicht. Ganz nach dem Motto: “What you don’t measure, you can’t improve”.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Lisa Oberaigner: Sehr positiv! Denn durch Netzwerke wie der UnternehmerTUM oder dem CDTM besteht viel Austausch und Vernetzungsmöglichkeiten mit anderen Startups. Viele der GründerInnen kennen sich und sind immer hilfsbereit, wenn es Fragen gibt.
Wir waren unter anderem im Munich Urban Colab ansässig, was ein toller Startup-Hub mitten in der Stadt ist. Hier treffen sich regelmäßig viele innovative Unternehmen, und es finden spannende Events statt, die den Austausch fördern.
Emidat: Geschäftsmodell mit Impact
Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?
Lisa Oberaigner: Aktuell sehen wir uns eher als Hidden Champion. Die Bauindustrie mag für viele unsexy wirken, doch als einer der größten Verursacher von Treibhausgasemissionen weltweit bietet sie enorme Potenziale für Innovationen und Nachhaltigkeit. Außerdem ist es eine riesige Industrie, die immer noch wenig digitalisiert ist. Mit Emidat haben wir ein Geschäftsmodell entwickelt, das langfristig einen enormen Impact haben kann.