Munich Startup: Was hat Dich zur Gründung motiviert?
Friderike Bruchmann: Der Anstoß zur Gründung war ein persönliches Erlebnis mit Nebenwirkungen nach der Einnahme eines Medikaments. Nach intensiver Internetrecherche stellte ich fest, dass die vorhandenen Informationen oft eher verunsichern als helfen. Das hat mich motiviert, eine Plattform zu schaffen, die PatientInnen Zugang zu verlässlichen Informationen bietet, den vertraulichen Austausch mit anderen PatientInnen ermöglicht und die Möglichkeit zum Feedback geben bereitstellt.
Unabdingbar: Resilienz und ein klarer Fokus auf den „Business-Model-Market-Fit“
Munich Startup: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?
Friderike Bruchmann: Ich hätte gerne gewusst, wie entscheidend die Marktreife für eine erfolgreiche Finanzierungsrunde mit VCs ist. Es ist ein langer Weg, bis aus einer Idee ein marktreifes und skalierfähiges Produkt wird, das KundInnen und InvestorInnen überzeugt. Resilienz und ein klarer Fokus auf den „Business-Model-Market-Fit“ sind hier unabdingbar.
Munich Startup: Wie ist Dein Unternehmen bislang finanziert?
Friderike Bruchmann: Wir sind durch verschiedene Business Angels, Family Offices und VCs finanziert. 80 Prozent von ihnen sind aus dem Gesundheitsbereich, die anderen kommen aus dem Softwarebereich. Unter ihnen: Grazia Equity, Bayern Kapital und Isartal Ventures.
Munich Startup: Wann und wo bekommst Du die besten Ideen?
Friderike Bruchmann: Das klingt sehr klischeehaft, aber tatsächlich bekomme ich die besten Ideen unter der Dusche. Außerdem auch auf Geschäftsreisen, beispielsweise im Flieger. Die bieten eine Abwechslung zum Schreibtischalltag und lassen die Gedanken kreisen. Der Abstand hilft, den Blick auf das große Ganze zu bekommen.
Munich Startup: Was sind Deine 3 liebsten Arbeitstools?
Friderike Bruchmann: Die „Erinnerungen“-App auf dem Handy steht auf jeden Fall weit oben auf der Liste. Es gibt so viele kleine und große Sachen, über die man sonst den Überblick verlieren würde. Dazu nutze ich die „Notizen“-App für das Offensichtliche – ich schreibe mir hier alle meine Gedanken auf. So vergesse ich nichts und behalte gleichzeitig einen freien Kopf. Tool Nummer 3 wäre dann das Gleiche in analog: Stift und Papier. Denn ab und zu ist das händische Mitschreiben ganz gut und befreiend.
„Die goldenen Zeiten zwischen 2018 und 2021 sind vorbei“
Munich Startup: Dein Top-Tipp zum Thema „Pitchen“?
Friderike Bruchmann: Ich habe immer die ersten vier Sätze auswendig gelernt, denn wenn man den Einstieg schafft, geht es meistens flüssiger weiter. Ganz auswendig lernen ist natürlich kontraproduktiv, da es einfach nicht authentisch ist. Für den Rest des Pitches gilt: viel üben. Das gibt Routine und Selbstvertrauen.
Munich Startup: Erscheint es Dir gerade als eine gute Zeit, um zu gründen? Warum?
Friderike Bruchmann: Ehrlicherweise eher weniger. Die goldenen Zeiten zwischen 2018 und 2021 sind vorbei. Wir leben in schwierigen wirtschaftlichen sowie geopolitischen Zeiten, es gibt weniger Zugang zu Kapital und das Vertrauen in Startups ist aus verschiedenen Gründen gesunken. Dazu kommen die bekannten Gründe wie die Wahl von Trump und das Ampel-Aus in Deutschland und auf der anderen Seite das Scheitern großer Startups wie Babylon, Gorillas und Lilium.
Das heißt nicht, dass ich vom Gründen abraten würde. Wenn jemand eine tolle Idee hat und diese umsetzen möchte, oder generell unbedingt gründen möchte, soll die Person das natürlich trotzdem machen. Jeder muss aber für sich selbst die bewusste Entscheidung treffen, wie viel er dafür entbehren kann, sowohl finanziell als auch privat, und wie herausfordernd und anstrengend der Weg ist.
Positiver Impact im Gesundheits- oder Bildungsbereich sehr hoch
Munich Startup: Auf welche Technologie oder Branche würdest Du bei Deiner nächsten Gründung setzen?
Friderike Bruchmann: Ich würde immer wieder in den Gesundheits- oder Bildungsbereich gehen, weil hier der positive Impact sehr hoch ist. Ich würde mich ebenso auf die Nutzung und Anwendung von KI und dem Metaverse konzentrieren. Letzteres hat etwas von seinem „Hype“ verloren, aber ich bin davon überzeugt, dass es hier wieder einen Aufschwung geben wird.
Munich Startup: Was könnte aus Deiner Sicht am Gründungsstandort München noch verbessert werden?
Friderike Bruchmann: Das Angebot in München ist bereits sehr gut. Gerade die TUM trägt einiges dazu bei, München als Gründungsstandort stark zu machen – sie ist nicht umsonst Gründungshochschule Nummer 1 in Deutschland. Aber hier haben viele Parteien in den letzten Jahren an einem tollen Gründungs-Ecosystem mitgewirkt.
Munich Startup: Welchen Gründer oder welche Gründerin würdest Du gerne einmal persönlich treffen? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?
Friderike Bruchmann: Auf ein Treffen mit Mark Zuckerberg würde ich mich freuen. Er ist einer der wichtigsten Tech-Gründer überhaupt. Ich würde ihn nach seiner Vision für Meta und dem Metaverse fragen.