Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?
Johanna Fink, Co-Founder Teilzeit.Talente: Wir tragen mit unserer Arbeit dazu bei, die Lücke zwischen dem Bedarf nach und dem Angebot an qualifizierten Teilzeitstellen zu schließen. Heute arbeiten bereits 30 Prozent der ArbeitnehmerInnen in Teilzeit – Tendenz steigend. Und trotzdem finden sich in den meisten Stellenbörsen nur Stellen für WerksstudentInnen oder Jobs im Niedriglohnbereich in Teilzeit. Insbesondere Führungspositionen werden bisher so gut wie gar nicht in Teilzeit angeboten.
Mit unserer Jobbörse bei Teilzeit.Talente machen wir gute Teilzeitstellen und teilzeitfreundliche Arbeitgebende sichtbar. Wir unterstützen Unternehmen dabei, sich die Vorteile einer teilzeitfreundlichen Organisation wie einen nachhaltigen Employer-Branding-Vorteil, eine starke Mitarbeiterbindung und eine hohe Produktivität trotz vielfältiger Arbeitsmodelle zu erschließen.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Johanna Fink: (Leider) nicht. Wir sind das erste Startup, das sich explizit mit dem Thema Teilzeit und den wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Benefits des Arbeitsmodells beschäftigt und Lösungen dafür bereitstellt.
Teilzeit.Talente: Zwei gute Ideen zusammengeführt
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Johanna Fink: Mein Mitgründer Moritz Orendt und ich sind uns quasi auf halbem Wege begegnet. Tatsächlich sind wir erstmal unabhängig voneinander gestartet. Moritz mit der Stellenbörse – die damals noch Teilzeitbörse hieß – und ich mit Teilzeit.Talente und einem Fokus auf die Beratung von Unternehmen.
Kennengelernt haben wir uns dann schließlich über ein Podcast Interview – irgendwann ist Moritz dann auf mich zugekommen und hat gefragt, ob wir uns nicht zusammentun wollen. Seit 2024 sind wir jetzt gemeinsam unterwegs und ich muss sagen, zu zweit macht Gründen einfach mehr Spaß!
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Johanna Fink: Die größte Herausforderung ist sicherlich die teilweise Zurückhaltung der Unternehmen beim Arbeitsmodell Teilzeit. Gerade in der aktuell wirtschaftlich unsicheren Lage habe ich den Eindruck, dass viele Unternehmen das Thema Fachkräftemangel erstmal wieder nach hinten verschoben haben.
Gleichzeitig zeigt die Statistik deutlich, dass sich spätestens ab 2027 die Lage durch die Verrentung der Babyboomer-Generation massiv verschärfen wird. Organisationen, die sich heute schon auf diesen Wandel einstellen und beispielsweise flexible Arbeitsmodelle gut integrieren können, werden dann einen massiven Vorteil am Arbeitnehmermarkt haben.
Teilzeit als wichtiges Instrument gegen Fachkräftemangel
Denn Teilzeit – gerne auch vollzeitnah – ist ein wichtiges Instrument gegen den Fachkräftemangel. Denn es dient dazu, bisher strukturell unterbeschäftigte Gruppen wie Frauen und insbesondere Mütter in den Arbeitsmarkt zu intergieren. Aber auch für jüngere Mitarbeitende, Väter und Ältere ist Teilzeit heute hoch attraktiv.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Johanna Fink: In einem Jahr haben wir die Stellenbörse weiter ausgebaut und können Jobs in weiteren Metropolen anbieten und so noch mehr Menschen auf der Suche nach einem qualifizierten Teilzeitjob unterstützen. Auf der anderen Seite wünschen wir uns, dass noch mehr Unternehmen mit uns zusammenarbeiten und sich auf den Weg zum teilzeitfreundlichen Arbeitgebenden machen.
In fünf Jahren haben wir unser Geschäftsmodell skaliert, da aufgrund des demografischen Wandels – und dem dadurch verschärften Fachkräftemangel – der Bedarf auch auf Unternehmensseite stark gestiegen ist. Wir haben Menschen – natürlich in Teilzeit – angestellt und sind selbst zu einem teilzeitfreundlichen Arbeitgeber geworden. Mit unserer Stellenbörse sind wir die Top-Adresse für gute Teilzeitjobs und mit unserem Siegel für Teilzeitfreundlichkeit zeichnen wir Organisationen im DACH-Raum aus.
Gute Teilzeitjobs andernorts aktuell leichter zu finden
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Johanna Fink: Eines unsere Ziele ist es, uns in München noch besser mit der Social-Impact-Startup-Szene zu vernetzen – denn unsere Arbeit zahlt stark auf soziale Nachhaltigkeitsfaktoren ein. Natürlich gibt es hier eine gute Startup-Infrastruktur – bei unserem speziellen Thema merken wir gleichzeitig, dass viele unserer Unternehmenskunden aus anderen Bundesländern kommen und beispielsweise gute Teilzeitjobs in Berlin leichter zu finden sind.
Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?
Johanna Fink: Ganz klar Risiko – ansonsten würden wir uns nicht mit diesem Thema beschäftigen… Aber Spaß beiseite, wir sehen uns als Pioniere und das geht immer auch mit einer gewissen Unsicherheit einher.
Gleichzeitig arbeiten sowohl Moritz als auch ich in Teilzeit bei Teilzeit.Talente und haben noch andere Standbeine. Denn auch das ist in unseren Augen ein Trend der Zukunft – viele Menschen arbeiten nicht mehr nur für einen Arbeitgebenden, sondern sind in verschiedenen Jobs und Anstellungsverhältnissen unterwegs.