Munich Startup: Was macht Euer Startup, Pruna AI? Welches Problem löst Ihr?
Bertrand Charpentier, Pruna AI: KI benötigt enorme Rechenressourcen. Ein Beispiel: Wenn jeder in Deutschland täglich fünf Seiten mit ChatGPT generiert, würden wir zwei Kernkraftwerke benötigen, die ständig laufen, um genug Energie zu erzeugen. Um dieses Problem zu lösen, ist Pruna AI die Anlaufstelle für ML-Teams, die skalierbare Inferenz vereinfachen möchten. Wir nutzen fortschrittliche (Kombinations-)Kompressionsmethoden, um jedes Modell automatisch schneller, kleiner, günstiger und umweltfreundlicher zu machen – auf jeder Hardware und für jedes Anwendungsgebiet.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Bertrand Charpentier: KI und insbesondere Deep Learning sind sich ständig weiterentwickelnde Felder, in denen neue Daten, Modelle und Hardware die Grenzen des Möglichen immer weiter verschieben. Bei Pruna AI passen wir uns automatisch jedem Szenario an, ohne Schwierigkeiten, indem wir die besten Kompressionsmethoden basierend auf den Zielen und Einschränkungen des Nutzers kombinieren. So stellen wir sicher, dass unsere Lösung immer aktuell, optimiert und bestens geeignet für die jeweilige Aufgabe ist, was uns von bestehenden Ansätzen abhebt.
Pruna AI will KI für alle zugänglich machen
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Bertrand Charpentier: Während meiner Promotion habe ich festgestellt, dass unabhängig von der Firma oder dem Labor die Menschen ständig Schwierigkeiten hatten, ausreichend Rechenleistung für ihre Modelle zu bekommen. Ich habe schnell verstanden, dass es nicht möglich ist, SOTA-Modelle (Anmerkung der Redaktion: SOTA = State of the Art) auf lokalen Computern zu betreiben, ohne enorme Ressourcen zu verbrauchen. Das motivierte mich dazu, mich intensiv mit effizienten KI-Methoden zu befassen. Ich habe dann ein Team von Mitgründern aufgebaut – Stephan Günnemann, John Rachwan und Rayan Nait Mazi – die alle tiefgehende Expertise in KI und Unternehmertum mitbringen, um Pruna AI zu gründen und KI nachhaltig für den Planeten und zugänglich für alle zu machen.
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Bertrand Charpentier: Eine unserer größten Herausforderungen war das weit verbreitete Unverständnis darüber, wie KI funktioniert und welche realen technischen Herausforderungen damit verbunden sind. Den Menschen zu vermitteln, welche kritischen Probleme die Kosten von KI treiben und welche Lösungen es dafür gibt, ist entscheidend. Unser Team hat sich darauf konzentriert, das Bewusstsein für diese Herausforderungen zu schärfen und gleichzeitig die Bedeutung einer effizienten und nachhaltigen KI-Entwicklung aufzuzeigen.
Führendes Unternehmen hinsichtlich der Modelldownloads
Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?
Bertrand Charpentier: Wir haben bereits einen erheblichen Einfluss erzielt, indem wir unsere Modelle für Hunderttausende von Stunden in Produktion eingesetzt haben, wodurch wir unseren Kunden Millionen von Rechenstunden und Kosten gespart haben. Außerdem haben wir mehr als 7.000 komprimierte Modelle öffentlich geteilt, die über 1,3 Millionen Mal auf Hugging Face heruntergeladen wurden, wodurch wir das führende Unternehmen in Bezug auf Modelldownloads sind. Diese Meilensteine zeigen die wachsende Nachfrage nach unserer Technologie und den Wert, den wir der KI-Community bringen.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Bertrand Charpentier: München ist ein fantastischer Standort für den Aufbau von Pruna AI. Mit seinen führenden Universitäten, dem lebendigen Startup-Ökosystem und dem starken Fokus auf Technologie und Innovation bietet München zahlreiche Möglichkeiten, sowohl unser Team als auch unser Geschäft weiterzuentwickeln. Die Nähe zu Spitzenforschungseinrichtungen war ebenfalls ein großer Vorteil, um unsere Technologie und unsere Mission voranzutreiben.
Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?
Bertrand Charpentier: Es gibt zwei Arten von Risiken: die, die man durch Tests und Experimente kontrollieren und verringern kann, und die, die man nicht kontrollieren kann, da sie von externen Faktoren abhängen. Der Schlüssel ist, sich so zu positionieren, dass man Chancen erkunden kann, während man gleichzeitig das Risiko von Faktoren, die man nicht kontrollieren kann, minimiert. So kann man weiterhin wachsen und gedeihen, auch unter unsicheren Bedingungen.