Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?
Sarah Schlingloff, Justake: Unser Startup entwickelt eine innovative und nachhaltige Fleischalternative auf Pilzbasis. Der Fleischkonsum, insbesondere der Rindfleischkonsum, gehört zu den größten Verursachern von Treibhausgasemissionen und dem Verlust der Biodiversität. Trotz wachsender Nachfrage nach pflanzlichen Ersatzprodukten gibt es bislang noch keine bzw. nur wenig überzeugende Alternativen. Unser Ziel ist es, dieses Problem zu lösen, indem wir ein gesünderes, schmackhafteres und kostengünstigeres Produkt anbieten als alles, was bislang auf dem Markt erhältlich ist. Damit können wir sowohl den ökologischen Fußabdruck reduzieren als auch den Geschmack und die Textur von Fleisch bewahren.
„Es handelt sich um ein komplett neuartiges Produkt“
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Sarah Schlingloff: Nein, es handelt sich um ein komplett neuartiges Produkt. Für unsere innovative Technologie haben wir bereits einen Patentantrag eingereicht. Das Pilz-Steak ist nicht nur für Allergiker geeignet, sondern auch für Fleischliebhaber und Menschen, die auf ihre Gesundheit achten wollen. Es ist vollkommen cholesterinfrei und enthält viele wertvolle Vitamine. Im Vergleich zu herkömmlichem Fleisch oder anderen Fleischersatzprodukten bieten wir ein Geschmackserlebnis, das ganz ohne schlechtes Gewissen genossen werden kann.
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Sarah Schlingloff: Die Technologie entstand im Rahmen des IGL #9 Innovationswettbewerb für Getränke und Lebensmittel an der TU München. Dieser Wettbewerb bot uns die Möglichkeit, uns intensiv mit einer Gründungsidee auseinanderzusetzen und verschiedene Herausforderungen im Lebensmittelbereich zu meistern. Dabei konnten wir auf die zahlreichen Ressourcen der Universität zurückgreifen, um unsere Idee weiterzuentwickeln. Mit unserem Pilz-Steak haben wir den Wettbewerb in der Kategorie „Food“ gewonnen.
Aktuell besteht unser Team aus zwei GründerInnen und einer Mitarbeiterin. Meinen Co-Founder habe ich auf dem „Speed Dating“ Networking Event von Bits & Pretzels kennengelernt. Wir planen, Mitte nächsten Jahres offiziell zu gründen, da wir uns derzeit auf das EXIST-Gründungsstipendium bewerben.
Vorurteile hinsichtlich weiblicher Führungsqualität
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Sarah Schlingloff: Startup, Jobs und Studium zeitlich miteinander zu vereinbaren. Neben dem Studium eine Firma aufzubauen ist definitiv eine Herausforderung, jedoch bietet die TUM als Entrepreneurship University auch viele Möglichkeiten für Ressourcen und Networking.
Als junge Frau im Business stehe ich zudem oft vor der Herausforderung, mich in einer von Männern dominierten Branche zu behaupten und mit Vorurteilen hinsichtlich meiner Führungsqualitäten umzugehen. Jede dieser Hürden sehe ich jedoch auch als Chance, mich zu beweisen und Veränderungen zu bewirken.
Ich bin überzeugt, dass Frauen oft alternative Perspektiven, Empathie und außergewöhnliche Kommunikationsfähigkeiten ins Business einbringen – Eigenschaften, die für den Erfolg von jungen Firmen unerlässlich sind. Zum Glück habe ich ein fantastisches Team, das voll und ganz hinter mir steht, sowie das deutsche Startup-Ökosystem, das Frauen im Entrepreneurship zunehmend unterstützt.
Mir ist es persönlich wichtig, dass ich mich diesen Hürden stelle, dadurch setze ich nicht nur Maßstäbe für mich selbst, sondern eben auch den Weg für die nächste Generation erfolgreicher Unternehmerinnen.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Sarah Schlingloff: In einem Jahr haben wir unser Unternehmen gegründet und ein Produkt erfolgreich auf dem Markt eingeführt.
In fünf Jahren werden wir in ganz Europa sowie in den USA erhältlich sein und aktiv zur Erreichung der Agenda 2030 beitragen. Diese globale Initiative mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals) fördert Frieden, Wohlstand und den Schutz unseres Planeten. Mit unserem diversen und internationalen Team sowie unserer nachhaltigen und zugänglichen Idee können wir darauf einen positiven Einfluss ausüben.
Unser Produkt fördert die Gesundheit durch seinen hohen Vitamin- und Proteingehalt. Unsere Firma legt besonderen Wert auf Gleichberechtigung und faire Arbeitsbedingungen. Das Pilz-Steak unterstützt verantwortungsbewusstes Konsumverhalten, da es ressourcenschonend produziert wird. Es trägt aktiv zum Klimaschutz bei, indem es den CO2-Ausstoß im Vergleich zu tierischen Produkten reduziert. Dies ist nicht nur ein Schritt hin zu nachhaltigeren Gemeinden, sondern trägt auch zum Erhalt von Landökosystemen und zur Förderung der Artenvielfalt bei.
Mut für Neues
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Sarah Schlingloff: Gut! Es gibt viele Networking Events und eine Vielzahl an offenen und hilfsbereiten Personen. Dies erleichtert den Prozess des Gründens sehr. Das Münchener Ökosystem bietet hier sehr viele Möglichkeiten, welche wir alle gerne nutzen.
Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?
Sarah Schlingloff: Risiko. Man muss sich trauen, den Mut zu haben, etwas Neues auszuprobieren, auf Menschen zuzugehen und in einem Raum voller potenzieller Geschäftspartner, Investoren und Zuhörer zu pitchen. Trotzdem handeln wir stets nach einem klaren Plan, mit Gewissheit und Leidenschaft, um unser Ziel zu erreichen.