Die Beglaubigt.de-Gründer Felix Gerlach (links) und Alexander Sporenberg
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Beglaubigt.de: Der digitale Notar für eine einfache Rechtsabwicklung

Das 2023 von Alexander Sporenberg und Felix Gerlach gegründete Münchner Legaltech-Startup Beglaubigt.de hat einen digitalen Notarservice entwickelt. Dadurch sind notarielle Dienstleistungen einfach, schnell und online verfügbar – von der Beglaubigung wichtiger Dokumente bis hin zur digitalen Gründung von Unternehmen. Privatpersonen und Unternehmen können Verträge beurkunden, Vollmachten erstellen, Vereinsgründungen durchführen, Satzungsänderungen umsetzen und behördliche Vorgänge wie den Kirchenaustritt bequem und rechtssicher online erledigen. Zusätzlich zu Beglaubigt.de wurde 2024 Platus als Teil des renommierten Y Combinators gelauncht, um weitere Lösungen für Unternehmen anzubieten.

Munich Startup: Welches Problem löst Beglaubigt.de?

Alexander Sporenberg, Mitgründer und CEO von Beglaubigt.de: Der herkömmliche Prozess notarieller Dienstleistungen ist geprägt von langen Wartezeiten und einem hohen organisatorischen Aufwand. Privatpersonen müssen für viele Angelegenheiten persönlich vor Ort erscheinen, was zeitintensiv und unflexibel ist. Diese traditionellen Abläufe sind ineffizient und hindern viele Menschen daran, rechtliche Dienstleistungen einfach und schnell in Anspruch zu nehmen. Mit Beglaubigt.de setzen wir uns genau mit diesen Problemen auseinander und machen notarielle Dienstleistungen für alle zugänglicher und schneller. Dabei setzen wir selbstverständlich auf höchste Standards in puncto Rechtssicherheit und Qualität.

Beglaubigt.de: „Durch Automatisierung und KI optimieren wir den gesamten Prozess notarieller Dienstleistungen“

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Alexander Sporenberg: Die Rechtsbranche ist eine der letzten Branchen, in der das Potenzial von Technologie noch lange nicht ausgeschöpft ist – und genau hier setzen wir an, um den Standard neu zu definieren. Durch Automatisierung und KI optimieren wir den gesamten Prozess notarieller Dienstleistungen, um schnelle Lösungen zu bieten. Ein Grund, warum die Rechtsbranche innovativ noch hinterherhinkt, sind die hohen gesetzlichen Anforderungen. Als Legal-Tech setzen wir auf höchste juristische Standards, um diesen Anforderungen gerecht zu werden.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Alexander Sporenberg: Die Idee zu Beglaubigt.de entstand aus der Überzeugung, dass die Rechtsbranche dringend eine digitale Transformation braucht. Felix Gerlach (mein Co-Founder und CTO) hat vorher das Unternehmen Passbase Inc. gegründet, das ebenfalls auf digitale Identitätslösungen spezialisiert ist. Damit ist Felix Experte im Bereich Legal-Tech und Compliance-Tech.

Bei mir war es ähnlich. Als Teil des Founding-Teams der Razor Group hatte ich täglich mit Notaren und Anwälten zu tun. Ich habe aus erster Hand die Herausforderungen grenzüberschreitender Rechtsdienstleistungen und Beurkundungen erfahren und bekam immer mehr das Gefühl, dass hier noch viel Potenzial zur Optimierung ist, was auf jeden Fall ausgeschöpft werden kann.

Hohe Anforderungen an die Umsetzung technologischer Innovationen

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Alexander Sporenberg: Eine der größten Herausforderungen liegt in der stark regulierten Rechtsbranche, die hohe Anforderungen an die Umsetzung technologischer Innovationen stellt. Um sicherzustellen, dass unsere Lösungen stets im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben stehen, war es entscheidend, sowohl die rechtlichen Rahmenbedingungen genau zu verstehen als auch flexibel auf deren Anforderungen einzugehen. Um diesem Anspruch gerecht zu werden, haben wir ein hochqualifiziertes Legal-Team von zehn MitarbeiterInnen aufgebaut und unsere Plattform so entwickelt, dass sie die höchsten juristischen Standards erfüllt. Auf diese Weise kombinieren wir technologische Innovation mit Rechtssicherheit und schaffen ein vertrauenswürdiges Angebot für unsere KundInnen.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Alexander Sporenberg: Unser Ziel ist es, zum Standard für digitale notarielle Dienstleistungen zu werden und unseren Service im kommenden Jahr auf die wichtigsten europäischen Regionen auszuweiten. Dabei möchten wir nicht nur Privatpersonen (B2C) bedienen, sondern auch Lösungen für Unternehmen (B2B) entwickeln. Aus diesem Grund haben wir im November 2024 Platus gelaunched, mit Hauptstandorten in San Francisco und München. Platus bietet Legal-Infrastructure als no-code und API (=Application Programming Interface) an – von Notarisieren, Draften, Signen, Redlinen zu beglaubigten Übersetzungen. Platus bedient KundInnen in Europa sowie den USA. Als Teil des Y Combinators, streben wir mit Platus eine schnelle globale Skalierung innerhalb der nächsten fünf Jahre an.

München die perfekte Basis

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Alexander Sporenberg: Wir haben uns bewusst für München als Gründungsstandort entschieden und sind Anfang letzten Jahres von Berlin nach München umgesiedelt. Die Stadt zeichnet sich durch ihre starke Wirtschaft, hervorragende Infrastruktur und ein dynamisches Netzwerk aus InvestorInnen, Startups und etablierten Unternehmen aus. Mit dem LTC (Legal Tech Colab) bietet München, insbesondere im Legal-Tech-Bereich, ein starkes Ökosystem und ist somit eine perfekte Basis für unser Unternehmen, Digitalisierung im konservativen Rechtsbereich voranzutreiben. 

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Alexander Sporenberg: Für uns steht beides im Fokus: Innovation und Sicherheit. Wir wagen es, einen traditionellen Markt zu transformieren und neue Technologien einzuführen. Gleichzeitig wissen wir, dass in unserem Markt Sicherheit unverzichtbar ist. Ohne höchste Standards und absolute Rechtssicherheit wäre unser Produkt nicht zukunftsfähig. Unsere Lösungen sind zuverlässig, rechtssicher und genießen das Vertrauen unserer KundInnen. Unser Ziel ist es, innovative rechtliche Dienstleistungen anzubieten, die nicht nur wegweisend, sondern auch uneingeschränkt verlässlich sind. Dafür gehen wir mutig voran, ohne die Sicherheit aus den Augen zu verlieren.

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