Munich Startup: Was macht Lynkt? Welches Problem löst Ihr?
Fabian Starkbaum, Co-Founder und CEO von Lynkt: In vielen Unternehmen bleibt wertvolles Fachwissen ungenutzt, da es über Systeme verteilt, in den Köpfen der Mitarbeitenden oder in unstrukturierten Daten wie E-Mails verborgen liegt. Das führt dazu, dass Mitarbeitende im Durchschnitt 25 Prozent ihrer Arbeitszeit mit der Wissenssuche verschwenden und mit dem Weggang von ExpertInnen viel Know-how verloren geht.
Lynkt löst dieses Problem, indem wir einen digitalen Zwilling des Unternehmenswissens erstellen, eine KI damit trainieren und jedem Mitarbeitenden Zugriff auf die richtige Information zum richtigen Zeitpunkt geben. Stell Dir vor, Du hast einen Mitarbeitenden, der seit der Unternehmensgründung jegliches neues Wissen absorbiert, jede Frage beantworten kann und mit jedem Gespräch intelligenter wird – das ist Lynkt.
Damit sparen Unternehmen Zeit, steigern die Produktivität und schaffen die Grundlage für eine datengestützte Entscheidungsfindung. Unser Fokus: Vor allem dem industriellen Mittelstand helfen wir dabei, komplexe Datenstrukturen und Wissenssilos effizient zu vernetzen. Damit sind Informationen genau dann verfügbar, wenn sie gebraucht werden.
Lynkt geht aber über die reine Informationssuche hinaus. Wir schaffen die Basis für die Zukunft der Wissensarbeit – eine Ära, in der KI nicht nur unterstützt, sondern proaktiv Aufgaben übernimmt.
Komplexe Datenstrukturen und Wissenssilos effizient vernetzen
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Fabian Starkbaum: Zahlreiche Suchlösungen am Markt sind zu generisch, für Konzerne oder die New Economy entwickelt. Es fehlen passgenaue Lösungen für die Industrie. Lynkt bietet mehr als eine einfache „Schlagwortsuche“: Mithilfe eines unternehmensweiten Wissensnetzwerks und der RAG-Methode (Anmerkung der Redaktion: RAG = Retrieval Augmented Generation ist eine optimierte Technik zur Verarbeitung natürlicher Sprache) liefern wir nicht nur Treffer, sondern maßgeschneiderte, kontextbezogene Antworten, die auf den spezifischen Daten und Prozessen des Unternehmens basieren. Unsere Vision: Wir denken weiter als eine reine Suchfunktion.
Lynkt legt den Grundstein für eine neue Ära der Wissensautomatisierung: intelligente Agenten, die eigenständig Aufgaben erledigen – von Berichterstellung bis hin zu komplexen Workflows. Damit begleiten wir Unternehmen dabei, ihre AI-Strategie voranzutreiben und sie auf das Zeitalter der KI vorzubereiten.
Mit Lynkt sollen intelligente KI-Agenten künftig eigenständig Aufgaben erledigen
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Fabian Starkbaum: Unser CTO Michael Cieslak kennt die Praxis aus erster Hand: Er hat selbst als Techniker in der Reparatur gearbeitet und gemerkt, wie schwer es ist, intern an das richtige Wissen zu kommen. Später hat er als früher Entwickler bei Snapchat Technologien eingeführt, die Augmented Reality und Plattformlösungen integriert haben – Ansätze, die wir jetzt weiterentwickelt in unserer eigenen Plattform nutzen.
Ich habe bereits mit YouGrow ein Startup aufgebaut, das motivierten Menschen den Quereinstieg in die Softwareentwicklung ermöglicht. Dabei war ein kritisches Bottleneck der Wissenstransfer – wie macht man eine Person in nur drei Monaten fit für eine neuen Job? Das Stichwort ist “Just-in-Time“-Learning. Heute können wir nicht mehr alles auf Vorrat lernen. Wissen ist nicht statisch, sondern verändert sich immer schneller. Dadurch kommt unweigerlich ein steigender Bedarf nach intelligenten Mitarbeiter-Assistenzsysteme auf. Aus dieser Erkenntnis heraus entstand die erste Idee für Lynkt. Wir wollen Unternehmen in die Lage versetzen, ihren wahrscheinlich wichtigsten Wettbewerbsvorteil, ihr Know-how, voll auszuspielen und es jedem Mitarbeitenden in jeder Sprache zur Verfügung zu stellen.
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Fabian Starkbaum: Zum einen das Thema Integration. Denn im industriellen Mittelstand sind oft verschiedene, teils ältere IT-Systeme im Einsatz, die erst einmal angebunden werden müssen. Auch die kulturelle Akzeptanz ist eine Herausforderung. Viele Mitarbeitende sind an bestehende Abläufe gewöhnt und brauchen Vertrauen in eine neue KI-gestützte Lösung. Aber hier sehen wir auch genau eine Chance. Wenn wir zeigen, wie unsere Plattform konkret bei der Arbeit hilft, entwickelt sich ein Verständnis für KI und die Leute arbeiten gern mit unserer Lösung.
Erste Pilotprojekte laufen bereits
Munich Startup: Wie laufen die Geschäfte?
Fabian Starkbaum: Erste Pilotprojekte mit mittelständischen Unternehmen laufen bereits sehr erfolgreich. Dabei konnten wir die Suchzeiten um bis zu 90 Prozent reduzieren und die Lösungszeiten im Kundendienst um bis zu 60 Prozent verkürzen. Das Interesse ist groß, vor allem bei Industriebetrieben mit komplexen Abläufen, weil wir ihnen messbare Effizienzgewinne liefern.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Fabian Starkbaum: München bietet ein dynamisches Umfeld mit Zugang zu renommierten Forschungseinrichtungen, etablierten Tech-Firmen und einer starken Gründungsszene. Die Mischung aus Tradition und Moderne findet man hier auf jedem Level – von Biergärten bis hin zu hochmodernen Innovations-Hubs. Für uns als Team ist München ein aufstrebender Standort, um schnell zu wachsen und gleichzeitig ein stabiles Netzwerk aufzubauen. Als Hesse brauchte ich ein wenig Zeit, um von dem Brötchen auf die Semmel umzusteigen. Aber jetzt ist das „Servus!“ genau so selbstverständlich wie das „Gude!“. Und das lebendige Netzwerk hier macht’s mir leicht, mich rundum wohlzufühlen.
Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?
Fabian Starkbaum: Wir setzen auf Innovation und gehen bewusst Risiken ein, um Neues zu schaffen. Auch bei unseren Kunden sehen wir eine zunehmende Risikofreudigkeit. Ich denke, wir leben in so einer schnelllebigen Zeit, in der es unmöglich geworden ist, keine Risiken mehr einzugehen, ohne Gefahr zu laufen, abgehängt zu werden.