Munich Startup: Kurz zum Einstieg: Skizziere uns doch bitte kurz, wie Deine berufliche Reise begonnen hat.
Verena Pausder: Nach dem BWL-Studium bin ich erst einmal in die Versicherungsbranche gegangen – ein sicherer Job, aber ich habe schnell gemerkt: Das ist nicht meine Welt. Ich wollte etwas Eigenes aufbauen. Mein erster Versuch war dann eine Salatbar. Klingt nach einer guten Idee, war es aber leider nicht – zumindest nicht wirtschaftlich. Aber genau daraus habe ich unglaublich viel gelernt: über Unternehmertum, über das Scheitern und vor allem darüber, wie wichtig es ist, aus Fehlern die richtigen Schlüsse zu ziehen. 2012 habe ich dann Fox & Sheep gegründet, mit der Vision, Kindern spielerisch digitale Bildung näherzubringen. Das war mein Einstieg in die Tech- und Bildungswelt.
Munich Startup: Stichwort Fox & Sheep: Was hat Dich dazu inspiriert, in der Tech- und Bildungsbranche tätig zu sein? Und wie siehst Du generell die Rolle von Technologie in der frühkindlichen Bildung?
Verena Pausder: Ich wollte, dass Kinder in einer digitalen Welt aufwachsen, in der sie nicht nur konsumieren, sondern kreativ mitgestalten. Bildung fängt früh an, und Technologie ist dabei nicht der Feind, sondern das Werkzeug. Die Frage ist nicht, ob Kinder mit Technologie in Berührung kommen sollten, sondern wie. Es geht um einen verantwortungsvollen Umgang und darum, digitale Kompetenzen früh zu fördern.
Digitale Kompetenz, Anpassungsfähigkeit und Kreativität
Munich Startup: Dein Unternehmen Ada Learning fokussiert sich auf digitale Bildung – welche Skills sollten Menschen Deiner Meinung nach zukünftig erlernen, um im Arbeitsmarkt erfolgreich zu sein?
Verena Pausder: Die Welt verändert sich rasant und wir brauchen drei Dinge: Digitale Kompetenz, Anpassungsfähigkeit und Kreativität. Wer heute programmieren kann, versteht, wie unsere Welt funktioniert. Aber genauso wichtig ist es, neue Dinge zu lernen, kritisch zu denken und innovativ zu sein, KI nicht nur zu verstehen, sondern sie anwenden zu können. Lebenslanges Lernen ist für mich eine der Schlüsselkompetenzen, die Menschen heute haben sollten.
Munich Startup: Welche Trends siehst Du in dem Bereich digitale Bildung in den nächsten Jahren auf uns zukommen? Auf welche Technologien oder Ansätze bist Du dabei besonders gespannt?
Verena Pausder: KI wird Bildung revolutionieren. Personalisierte Lernwege, adaptive Lehrmethoden – das sind keine Zukunftsvisionen mehr, sondern Entwicklungen, die schon jetzt stattfinden. Gleichzeitig müssen wir aufpassen, dass Technologie Bildung nicht ersetzt, sondern verbessert. Es bleibt eine Frage der Balance: High-Tech, aber mit Menschlichkeit.
Munich Startup: Wenden wir uns wieder dem Thema Gründung zu: Was hättest du gerne vor Deiner ersten Gründung gewusst?
Verena Pausder: Dass Scheitern dazugehört. Und dass nicht jeder sofort an deine Idee glauben wird – aber das ist auch nicht nötig. Wichtig ist, dass du dranbleibst, lernst, dich weiterentwickelst und nie aufgibst.
Munich Startup: Was war einer Deiner schwierigsten Momente in Deiner Gründungsreise und wie bist Du damit umgegangen?
Verena Pausder: Als ich nach 12 Monaten bei meiner ersten Gründung entschlossen habe, den Stecker zu ziehen und das Unternehmen zu liquidieren. Wir haben es nicht geschafft, das Startup zum Fliegen zu bringen, ein Teil der Investorengelder war ausgegeben, das war ein sehr schwerer Moment, der sich alles andere als gut angefühlt hat.
Munich Startup: In einer Zeit, in der viele Startups mit Herausforderungen wie Fachkräftemangel und Finanzierungslücken kämpfen, welche konkreten Maßnahmen hältst Du – auch in Deiner Rolle als Vorstandsvorsitzende des Bundesverbands Deutsche Startups – für notwendig, um Startups in Deutschland langfristig erfolgreich und wettbewerbsfähig zu machen?
Verena Pausder: Mit dem Startup-Verband haben wir vergangenen Herbst eine Innovationsagenda veröffentlicht, die sich auf mehrere Schlüsselmaßnahmen fokussiert, um Startups in Deutschland langfristig wettbewerbsfähig zu halten. Ein zentraler Punkt ist die Verbesserung der Finanzierungsmöglichkeiten, insbesondere durch eine verstärkte Förderung von Wagniskapital, um Gründer in der Wachstumsphase besser zu unterstützen. Beim Fachkräftemangel müssen wir auf ein modernes Einwanderungsgesetz setzen, das es qualifizierten Arbeitskräften aus dem Ausland ermöglicht, schneller und unkomplizierter nach Deutschland zu kommen. Ein wichtiger Schritt wäre auch, Englisch als Amtssprache in der Verwaltung zu etablieren. Dies würde uns helfen, Deutschland als attraktiven Standort für globale Talente zu positionieren. Zudem müssen wir Ausgründungen aus Hochschulen viel stärker fördern. Die universitäre Forschung birgt enormes Potenzial für innovative Gründungen – hier geht die TUM schon als großes Vorbild voran – das müssen wir auch in anderen Städten schaffen! Schließlich sollten bürokratische Hürden weiter abgebaut werden, damit Gründer ihre Energie in Innovationen und Skalierung ihrer Unternehmen investieren können. Diese Maßnahmen zusammen würden dazu beitragen, dass deutsche Startups langfristig erfolgreich bleiben und international konkurrenzfähig werden.
„Krisen bringen oft die besten Innovationen hervor“
Munich Startup: Erscheint es Dir gerade überhaupt eine gute Zeit, um zu gründen? Wenn ja, warum?
Verena Pausder: Es ist nie eine perfekte Zeit, aber Krisen bringen oft die besten Innovationen hervor. Wer jetzt gründet, lernt sofort, effizient und nachhaltig zu wirtschaften – und das ist ein Riesenvorteil. Krisenzeiten sind Unternehmerzeiten.
Munich Startup: Als Business Angel investierst Du in vielversprechende Startups. Was sind für Dich die wichtigsten Kriterien, die ein Gründer oder eine Gründerin oder ein Unternehmen erfüllen muss, um Dein Interesse zu wecken? Und gibt es Technologien oder Branchen, die Dich dabei besonders interessieren?
Verena Pausder: Team, Thema und Timing. Für mich sind vor allem das Gründerteam und das Problem, das das Startup löst, entscheidend. Ein starkes Team, das gut zusammenarbeitet und das richtige Mindset hat, ist der Schlüssel zum Erfolg. Die Idee, das Thema muss ein echtes, skalierbares Problem adressieren und das Potenzial haben, Märkte zu verändern oder neue zu schaffen. Auch der Markt, in dem das Startup tätig ist, muss Wachstumspotenzial bieten.
Technologisch interessiere ich mich für viele unterschiedliche Bereiche, aber auch hier sind mir meine Herzensthemen (finanzielle) Bildung und Förderung von Kindern enorm wichtig. Das richtige Timing wird von vielen unterschätzt. Zu früh oder zu spät zu sein, kann dazu führen, dass auch die beste Idee mit dem besten Team scheitert.
Munich Startup: Zusammen mit Lea-Sophie Cramer hostest Du den Podcast „FAST & CURIOUS“. Hier trefft Ihr auf spannende Gäste und diskutiert Themen rund um die digitale Transformation und Innovation. Welche Episode oder welches Gespräch hat Dich persönlich am meisten überrascht oder inspiriert?
Verena Pausder: Die Gespräche mit Matthias Schranner über die Kunst des Verhandelns haben mich nachhaltig beeindruckt. Denn es ist so eine unterschätzte Fähigkeit, gut zu verhandeln, für sich selbst einzustehen und das beste Ergebnis für sich herauszuholen.
Munich Startup: Gibt es darüber hinaus einen Gründer oder eine Gründerin, die Du gerne einmal persönlich treffen möchtest? Und was würdest Du sie oder ihn fragen?
Verena Pausder: Ich bin seit über 15 Jahren in der Gründerszene und habe das Privileg, alle Gründer und Gründerinnen bereits zu kennen, die mich über die Jahre beeindruckt haben.
Munich Startup: Und abschließend: Wie sehen Deine nächsten Ziele und Projekte aus? Oder worauf freust Du Dich in nächster Zeit besonders?
Verena Pausder: Ich freue mich darauf, mit meiner Arbeit beim Startup-Verband mit voller Energie die Startup-Landschaft in Deutschland weiter voranzubringen. Unser Ziel ist es, Deutschland zu einem echten Gründerland zu machen, in dem Innovationen nicht nur entstehen, sondern auch groß werden können. Dafür gibt es noch viel zu tun – und ich bin hochmotiviert, meinen Teil dazu beizutragen.