Daniel von Canal und Felix Munte (v. l.) neben einem Foodji-Automaten
Foto: Foodji Marketplace GmbH

Foodji: Gesundes Essen an jedem Arbeitsplatz

Foodji liefert frische, gesunde und erschwingliche Lebensmittel an Unternehmen in ganz Deutschland. Dafür setzt das Team rund um die Gründer Nicolas Luig, Oliver Friedmann, Moritz Munte, Felix Munte und Daniel von Canal auf smarte Essensautomaten. Das Speisenangebot wird dabei mithilfe von KI auf die Wünsche der Mitarbeitenden zugeschnitten. Die Plattform hinter dem Münchner Unternehmen sammelt und analysiert das Nutzerverhalten und passt das Speisenangebot entsprechend an. Mehr dazu erklärt Felix Munte, Mitgründer und CEO von Foodji, in Interview.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Felix Munte, Mitgründer und CEO von Foodji: In Deutschland gibt es eine gravierende Versorgungslücke: Schätzungsweise neun von zehn Unternehmen mit mehr als 30 Beschäftigten bieten ihren Teams keine eigene Verpflegungsmöglichkeit am Arbeitsplatz an – das betrifft rund 100.000 Betriebe. Vor allem Beschäftigte im Schicht- und Nachtbetrieb haben es schwer, sich bei der Arbeit gesund zu versorgen. Dabei spielt gesunde Ernährung eine Schlüsselrolle für Wohlbefinden, Motivation und Mitarbeiterbindung. Wir haben einen intelligenten Essensautomaten entwickelt, der mithilfe einer proprietären Technologieplattform frische und vollwertige Mahlzeiten direkt am Arbeitsplatz bereitstellt – und das 24/7. So können sich alle Beschäftigten in Unternehmen jeder Größe gleich vor Ort gesund verpflegen und profitieren von mehr Erholung in der Pause.

Lösung für Unternehmen ab 30 Mitarbeitenden

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Felix Munte: Das Konzept, völlig automatisiert rund um die Uhr frische Salate und vollwertige Mahlzeiten bereitzustellen, ist neu in unserer Arbeitswelt: Die wohl bekannteste Lösung für die Betriebsgastronomie ist nach wie vor die Kantine. Gerade kleine und mittlere Unternehmen können oder wollen sich diese aber oft nicht leisten, weil sie sich erst ab einer bestimmten Gästezahl lohnt. Ein Foodji dagegen kommt schon für Unternehmen ab 30 Mitarbeitenden in Frage – und ist dabei um ein Vielfaches günstiger als ein personalbetriebenes Bistro. So halten Unternehmen hohe Standards in der Mitarbeiterverpflegung mit einem Bruchteil der Kosten aufrecht.

Ebenfalls neu ist, wie wir KI dabei einsetzen: Die Software, die dem Foodji zugrunde liegt, haben wir selbst entwickelt. KI prognostiziert die Nachfrage an jedem Standort, optimiert die Logistik und ermöglicht, dass die richtigen Mahlzeiten zur richtigen Zeit am richtigen Ort verfügbar sind. Durch diese bedarfsgerechte Mengenplanung reduzieren wir Lebensmittelverschwendung auf ein Minimum.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Felix Munte: Mein Mitgründer Daniel und ich waren früher in der Unternehmensberatung tätig. Da kann es abends schon einmal später werden. Damals standen wir oft vor der Frage: Wo bekommen wir jetzt noch etwas zu essen her? In den Büros gab es leider oft nur die typischen Snack-Automaten mit Getränken und Süßwaren. Damals haben wir uns gefragt: Wie kann man eigentlich einen Automaten so umbauen, dass er auch frisches Essen anbieten kann? Und so wurde die Idee für Foodji geboren. Wir haben uns Expertise in den Bereichen Food, IT und Machine Learning durch Nicolas, Moritz und Oliver an Bord geholt – und 2016 schließlich das Unternehmen gegründet. Operativ tätig sind wir seit 2019/20. Seitdem sind wir kontinuierlich gewachsen und haben unseren Umsatz in den vergangenen zwei Jahren fast vervierfacht.

Betriebsverpflegung wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Felix Munte: Die wohl größte Herausforderung besteht für uns darin, den Markt zu sensibilisieren und gedankliche Hürden abzubauen – hier haben wir gerade in Deutschland noch viel Aufklärungsarbeit vor uns. Würdest Du z. B. frische Salate mit Automatenessen assoziieren? Probably not. Aber genau solche Mahlzeiten bieten wir mit dem Foodji an – möglich zum einen dank Cook-and-Chill-Verfahren, hochwertiger Zutaten und der Zusammenarbeit mit regionalen Partnern, zum anderen dank unserer Technologieplattform und reibungslos aufeinander abgestimmter Supply-Chain-Prozesse, die wir kontinuierlich optimieren.

Viele Unternehmen wissen außerdem gar nicht, welche Kosten durch eine fehlende Inhouse-Verpflegung entstehen – durch den unmittelbaren Zeitverlust aufgrund der Essensbeschaffung, aber auch durch indirekte Kosten: Gesunde Betriebsverpflegung wirkt sich positiv auf die Mitarbeiterbindung aus, und wenn diese stark ausgeprägt ist, sorgt das für bis zu 50 Prozent weniger Fluktuation, 78 Prozent weniger Fehlzeiten und eine bis zu 17 Prozent höhere Produktivität. Das hat eine Metastudie von Gallup letztes Jahr gezeigt. Eine Kündigung hingegen kostet den Arbeitgeber bis zu 150 Prozent des Bruttojahresgehalts. Es lohnt sich also, in die Betriebsverpflegung zu investieren.

Eine weitere Challenge: Unsere ursprüngliche Go-to-Market-Strategie war auf kleine und mittlere Unternehmen ausgerichtet. Mittlerweile sehen wir vermehrt Anfragen von großen Unternehmen, bei denen Foodji z. B. eine bestehende Kantine ergänzt. Um diese Nachfrage zu bedienen, passen wir unsere Vertriebsstrukturen entsprechend an. Wir sehen das als großartige Möglichkeit und lernen jeden Tag dazu.

Unsere Vision ist es, gesundes Essen an jedem Arbeitsplatz zum Standard zu machen

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Felix Munte: Unsere Vision ist es, gesundes Essen an jedem Arbeitsplatz zum Standard zu machen – und das in Unternehmen jeder Größe. Um das zu realisieren, verfolgen wir ambitionierte Wachstumsziele und wollen eine vierstellige Zahl an Foodji-Standorten erreichen. Anfang des Jahres haben wir unserer Verfügbarkeit auf weitere Städte ausgeweitet, weitere werden im Laufe des Jahres folgen. Darüber hinaus wollen wir unsere Präsenz in größeren Unternehmen ausbauen – sei es als sinnvolle Ergänzung zur Kantine oder als Alternative dazu, vor allem mit Blick auf die vielen Kantinenschließungen, von denen aktuell immer wieder zu lesen ist. Bei alledem wollen wir weiterhin den Aspekt der Nachhaltigkeit priorisieren, indem wir bei der Essenszubereitung mit regionalen Partnern zusammenarbeiten, vegetarische und vegane Alternativen anbieten und Lebensmittelverschwendung durch eine bedarfsgerechte Mengenplanung auf ein Minimum reduzieren. In fünf Jahren wollen wir unsere Position als Marktführer weiter ausgebaut und möglichst viele Versorgungslücken in den über 100.000 Unternehmen mit mehr als 30 Beschäftigten geschlossen haben. Diese Firmen wollen wir dann von unserem zentralen Logistikstandort aus beliefern.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Felix Munte: Für uns spiegelt München in gewisser Weise die Herausforderungen des gesamten deutschen Startup-Ökosystems wider. Auf der einen Seite schätzen wir die hohe Lebensqualität und das dichte Netzwerk in der Stadt, auch mit Blick auf die vielen Acceleratoren und Inkubatoren, die hier angesiedelt sind – z. B. das Gründerzentrum der TU, UnternehmerTUM. Wir finden hier echte Top-Talente, auch wenn der Wettbewerb entsprechend hart ist. Auf der anderen Seite begegnen uns auch in München – wie in ganz Deutschland – unnötige Hürden und Bürokratie, die den Gründeralltag zusätzlich erschweren. Insgesamt hat uns der Standort gezeigt, dass es vor allem einer grundlegenden, systemweiten Verbesserung bedarf, um innovativen Unternehmen den nötigen Freiraum zu geben.

Munich Startup: Risiko oder Sicherheit?

Felix Munte: Wir sehen Risiko und Sicherheit nicht als Gegensätze, sondern als zwei Seiten derselben Medaille. Als Gründer müssen wir den Mut haben, kalkulierte Risiken einzugehen, sonst können wir kein Unternehmen von Grund auf aufbauen. Gleichzeitig bedeutet das aber nicht, unüberlegt zu handeln. Wir gehen Risiken strategisch an, mit klarem Fokus und einer langfristigen Vision, um ein stabiles und gesundes Unternehmen aufzubauen. Es geht darum, die Balance zu finden: den Innovationsdrang zu leben, ohne dabei den Blick für die notwendigen Sicherheitsaspekte zu verlieren.

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