Munich Startup: Was macht Pulsetrain? Welches Problem löst Ihr?
Niclas Lehnert, COO: Pulsetrain entwickelt die nächste Generation intelligenter Batteriemanagementsysteme für Elektrofahrzeuge. Unsere Technologie ermöglicht es erstmals, jede einzelne Batteriezelle individuell anzusteuern, zu messen und zu optimieren. Mithilfe von Künstlicher Intelligenz analysieren wir Zellverhalten in Echtzeit – und stellen sicher, dass jede Batterie im optimalen Betriebszustand arbeitet. Dadurch verlängert sich die Lebensdauer um bis zu 80 Prozent, die Sicherheit steigt, und gleichzeitig senken wir die Gesamtkosten. Kurz gesagt: Wir lösen die Ineffizienz und Ressourcenverschwendung heutiger Batteriesysteme.
Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!
Niclas Lehnert: Viele sprechen von intelligentem Batteriemanagement – wir machen es auf Zellebene möglich. Unsere Technologie ersetzt die starre Reihenschaltung durch ein dynamisch konfigurierbares System. Das eröffnet neue Möglichkeiten: zum Beispiel eine Software-Architektur, die schwache Zellen erkennt, sie gezielt entlastet oder umgeht – und das ganz ohne Balancer oder Überdimensionierung. So etwas gab es bisher in der Praxis nicht, schon gar nicht mit unserem Integrationsgrad und unserer Datentiefe.
Im Gegensatz zu herkömmlichen Systemen sammeln wir nicht nur Daten – wir werten sie auch aus und nutzen die Erkenntnisse direkt im Live-Betrieb. Unsere KI-gestützte Steuerung passt das Verhalten des gesamten Batteriepakets in Echtzeit an. Das heißt: Erkenntnisse fließen sofort wieder in das System zurück und verbessern kontinuierlich Leistung, Lebensdauer und Sicherheit.
Von der Forschung zum Startup
Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?
Niclas Lehnert: Wir sind ein interdisziplinäres Team aus Elektrotechnik, Informatik und Business – mit dem gemeinsamen Ziel, Elektromobilität effizienter und nachhaltiger zu machen. Die Idee entstand ursprünglich im Forschungsumfeld rund um modulare Multilevel-Umrichter. Als wir erkannt haben, wie viele Probleme sich mit dieser Architektur lösen lassen – von der Ladezeit bis zum thermischen Durchgehen – war klar: Das muss raus aus dem Labor und rein in die Anwendung. So wurde aus Forschung ein Startup.
Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?
Niclas Lehnert: Die größte Herausforderung ist der Spagat zwischen ambitionierter Technologie und industrieller Realität. Wir bauen ein System, das gleichzeitig Hardware ersetzt, Software neu denkt und neue Standards setzt – das braucht Partner, die bereit sind, mutig mitzugehen. Und natürlich: Kapital, Ausdauer und ein Team, das auch bei Rückschlägen an die Vision glaubt.
Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?
Niclas Lehnert: In einem Jahr werden wir mit ersten Partnern im Bereich Baumaschinen und Zweiräder einen industriellen Vorserienprototypen haben – in der Testphase für ein darauf aufbauendes Serienprojekt. In fünf Jahren soll unsere Technologie in diesen Bereichen in der Industrialisierung mit signifikanten Serienstückzahlen stehen und auch in der Automobilindustrie angekommen sein. Und: Wir wollen bewiesen haben, dass Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit keine Gegensätze sind, sondern sich gegenseitig verstärken.
Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?
Niclas Lehnert: München bietet ein starkes Ökosystem – mit exzellenten Hochschulen, engagierten Netzwerken und kurzen Wegen zu Industriepartnern. Gleichzeitig ist der Wettbewerb um Talente und Fördergelder groß. Aber genau das spornt uns an, noch besser zu werden. Für ein technologiegetriebenes Deeptech wie unseres ist München definitiv der richtige Ort.
Unsichtbar, aber wirkungsvoll
Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?
Niclas Lehnert: Im Kern sind wir ein Hidden Champion, denn unsere Technologie arbeitet tief im System – dort, wo man sie nicht sofort sieht, wo sie aber alles verändert. Wir ersetzen zentrale Komponenten der Leistungselektronik, machen die Batterie intelligenter, effizienter und nachhaltiger – und das auf Zellebene. Unser Beitrag bleibt im Produkt für den Nutzer unsichtbar, aber die Wirkung ist enorm: längere Lebensdauer, höhere Reichweite, niedrigere Kosten.
Gleichzeitig sehen wir uns als Shooting Star – die Zeit ist reif für ein Umdenken in der Elektromobilität. Die Branche steht an einem Wendepunkt: Wenn wir E-Mobilität wirklich in den Massenmarkt bringen wollen, brauchen wir radikal neue Ansätze. Und genau das tun wir – mit einem System aus Hardware, Software und Datenintelligenz.
Wir kommunizieren das bewusst nach außen, weil wir zeigen wollen, dass es geht: leistungsfähige, nachhaltige und bezahlbare Elektrofahrzeuge – nicht irgendwann, sondern jetzt. Unsere Technologie ist bereit für die nächste Stufe. Und wir sind es auch.