Inplanet-Gründer Niklas Kluger und Felix Harteneck (v. l.)
Foto: Inplanet

Inplanet: CO2-Entfernung durch Gesteinsverwitterung

Das Münchner Climatetech Inplanet nutzt die natürliche Verwitterung von Silikatgestein, um CO2 schnell und dauerhaft zu binden. Mit innovativem MRV-System und globalem Ansatz will das Startup eine skalierbare Lösung für den Klimaschutz schaffen. Tiefere Einblicke in das innovative Verfahren sowie in die anvisierten Ziele des Startups gewährt uns Gründer und CEO Felix Harteneck.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Felix Harteneck, Gründer und CEO: Bei Inplanet konzentrieren wir uns auf die dauerhafte Entfernung von CO2 aus der Atmosphäre. Das Kernproblem, das wir lösen, ist die skalierbare und kostengünstige Entfernung großer Mengen CO2. Unser Ansatz beschleunigt die natürliche Verwitterung von Silikatgestein, indem wir es zerkleinern und auf landwirtschaftliche Flächen aufbringen. Dadurch wird Kohlenstoff in nur fünf Jahren, statt über Jahrtausende, gebunden und gleichzeitig die regenerative Landwirtschaft gefördert. Durch verbesserte Bodenfruchtbarkeit und weniger Bedarf an chemischen Düngemitteln bekämpfen wir zwei der drängendsten globalen Herausforderungen: Klimawandel und Bodendegradation.

Warum Inplanets Ansatz wirklich neu ist

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Felix Harteneck: Der natürliche Prozess der Kohlenstoffbindung durch Gestein existiert seit Jahrtausenden, ist jedoch viel zu langsam, um den heutigen Klimazielen gerecht zu werden. Inplanets Innovation liegt in der Beschleunigung dieses Prozesses sowie in der Entwicklung wissenschaftlich fundierter Mess- und Verifizierungssysteme (MRV), mit denen sich CO2-Bindung zuverlässig nachweisen lässt, etwas, das bisher gefehlt hat. Wir haben im Januar dieses Jahres das weltweit erste zertifizierte Enhanced Rock Weathering (ERW)-Zertifikat herausgegeben und leisten Pionierarbeit für skalierbare, technologiegestützte MRV-Systeme, um ERW in den globalen Kohlenstoffmarkt zu bringen.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Felix Harteneck: Inplanet entstand aus der gemeinsamen Vision meines Mitgründers Niklas und mir, dem Klimawandel durch naturbasierte, wissenschaftlich fundierte Lösungen zu begegnen. Niklas bringt fundiertes Know-how in tropischer Landwirtschaft und Nachhaltigkeit mit. Ich selbst steuere meine unternehmerische Erfahrung und mein Netzwerk aus meinem früheren Startup Park Here bei. Gemeinsam erkannten wir das enorme ungenutzte Potenzial von ERW in tropischen Regionen wie Brasilien und beschlossen, aus wissenschaftlichem Potenzial echten Klimanutzen zu machen.

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Felix Harteneck: Eine der größten Herausforderungen war der Aufbau eines zuverlässigen MRV-Systems, mit dem wir wissenschaftlich fundiert nachweisen können, wie viel CO2 wir tatsächlich entfernen. ERW ist ein sehr neues Feld. Wir haben im Januar die ersten ERW-Zertifikate weltweit herausgegeben, daher ist die Schaffung wissenschaftlicher Glaubwürdigkeit entscheidend. Gleichzeitig müssen wir als Startup schnell skalieren, was einen Spagat zwischen wissenschaftlicher Genauigkeit und Umsetzungstempo erfordert. Wir mussten unsere Aktivitäten in mehreren Regionen ausdehnen, ein robustes MRV-System aufbauen und gleichzeitig Finanzierungen sichern, während wir uns auf einem noch jungen und sich erst entwickelnden Marktumfeld bewegen.

Skalierung im Gigatonnenmaßstab

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Felix Harteneck: In einem Jahr wollen wir unsere Aktivitäten deutlich ausweiten und signifikante Mengen CO2 entfernen. In den nächsten Jahren streben wir die Megatonnen-Skalierung an. Darüber hinaus soll unser MRV-System global im Einsatz sein und Inplanet als führendes Unternehmen für naturbasiertes Carbon Dioxide Removal (CDR) etablieren, das Millionen von Landwirten unterstützt und gleichzeitig den Klimawandel in großem Maßstab bekämpft.

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Felix Harteneck: München ist ein hervorragender Ort, um als Gründer zu wachsen, insbesondere dank Programmen wie Manage&More von UnternehmerTUM, wo ich meinen ersten Mitgründer kennengelernt habe. Die Kombination aus starken technischen Universitäten, aktiven Innovationszentren und gutem Zugang zu Investorennetzwerken bietet eine ideale Grundlage für Startups. Gleichzeitig sind wir als Unternehmen sehr international aufgestellt. Dies zeigt sich nicht nur in unseren drei Hubs, München, New York und São Paulo, sondern auch in unserem Team, das aus 14 verschiedenen Nationalitäten besteht.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Felix Harteneck: Wir streben beides an: den Aufbau langfristiger, wissenschaftlich fundierter Klimainfrastruktur und gleichzeitig schnelles Wachstum. Der Weltklimarat (IPCC) schätzt, dass bis 2050 rund 15 Gigatonnen CO2 pro Jahr durch CDR entfernt werden müssen. Doch es gibt bisher viel zu wenige skalierbare Lösungen. Genau hier setzen wir an: Wir sind überzeugt, dass ERW eine der effektivsten, sichersten und gleichzeitig naturbasierten Methoden ist, um dieses Ziel zu erreichen. Unsere Stärke liegt in der Kombination aus tiefgreifender, nachhaltiger Wirkung, technologischer Innovationskraft und schneller, zielgerichteter Umsetzung.

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