Foto: Oculai

Oculai: KI-gestützte Lösung für Baustellen im Hoch- und Ingenieurbau

Oculai bringt künstliche Intelligenz auf die Baustelle: Mit Krankameras und smartem Bildmaterial erfasst die Technologie des Münchner Startups Bauprozesse automatisch, vergleicht Soll- und Ist-Zustände in Echtzeit und erstellt tagesaktuelle Berichte – ganz ohne Mehraufwand für die Teams vor Ort. Das Ziel: Zeitersparnis, präzisere Kalkulation und volle Transparenz für Projektsteuerung und Bauleitung. Mehr dazu im Interview mit dem Gründerteam.

Munich Startup: Was macht Euer Startup? Welches Problem löst Ihr?

Oculai: Oculai ist eine KI-gestützte Lösung zur automatisierten Fortschritts- und Prozesserfassung auf Baustellen im Hoch- und Ingenieurbau. Mithilfe von Kameras, die meist am Kranturm montiert sind, und künstlicher Intelligenz erfassen wir täglich manuelle Aktivitäten einschließlich Standort und Personenanzahl aus der Vogelperspektive. Mit diesen Daten können wir den Fortschritt in einem Soll-Ist-Terminplan erfassen, die Produktivität der Arbeitsabläufe auswerten und Dokumentationsaufgaben automatisieren. Projekte sparen so 15 Prozent an Bauleitungs-Kosten und verkürzen die Projektdauer um zehn bis 25 Prozent.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Oculai: Es gibt einige Webcam-Anbieter, die ein paar nützliche KI-Funktionen anbieten, zum Beispiel das Zählen von Trucks oder ein Alarm, wenn Sicherheitszonen übertreten werden. Es gibt allerdings keine Lösung, die in der Lage ist, automatisiert Arbeitsprozesse zu erfassen, geschweige denn den Fortschritt in einem gegebenen Terminplan. 360°-Scanning von Innenräumen deckt andere Phasen der Wertschöpfung ab.

Munich Startup: Was ist Eure Gründungsstory?

Oculai: Die Idee entstand, als unser Mitgründer Constantin zum Thema „Human Action Recognition mit KI“ an der Friedich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg forschte. Durch Kontakte zur Baubranche kam der Gedanke auf, diese Technologie für die Bauprozessanalyse zu nutzen. Wenig später trafen sich Tim, Yannik und Constantin über verschiedene Entrepreneurship-Programme. Nach der Gründung im Jahr 2021 folgten MVP, erster zahlender Kunde und die Einstellung weiterer Teammitglieder innerhalb weniger Monate. Die erste größere VC-Finanzierungsrunde folgte in 2023.

Challenge: Das Projektgeschäft der Baubranche

Munich Startup: Was waren bisher Eure größten Herausforderungen?

Oculai: Das Projektgeschäft der Baubranche. Viele unserer Kunden wissen selbst nicht, wann welches Bauvorhaben in welchem Umfang startet. Das machte es anfangs schwer, ein skalierbares Geschäftsmodell zu entwickeln mit planbaren Umsätzen. Wir haben viel ausprobiert und ein Modell gefunden, das funktioniert – aber das Thema bleibt anspruchsvoll.

Munich Startup: Wo möchtet Ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Oculai: In einem Jahr werden wir mit zusätzlichen Produkten am Markt sein und unsere internationale Präsenz weiter ausbauen. In fünf Jahren werden Kran-Kameras mit Oculai-Technologie zum Standard-Equipment zählen auf Hoch- und Ingenieurbaustellen in Europa, Nordamerika und dem Mittleren Osten. Unsere Vision ist es, durch zentrales Monitoring von Bauabläufen die Produktivität der Industrie massiv zu steigern.

Zugang zu Talenten in München einfacher

Munich Startup: Wie habt Ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Oculai: Wir sind mit der Firma von Nürnberg nach München gezogen, weil dort der Zugang zu Talenten deutlich einfacher ist. Hier ist das Bewusstsein für Startups als Karriere-Booster sehr präsent, wohingegen in anderen Städten eher der Konzern lockt. Den Unterschied spüren wir deutlich.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Oculai: Eher Hidden Champion. Wir haben ein geringes Marketing-Budget und fokussieren uns auf Wachstum, Geschäftsmodell und Produkt. Wir müssen nicht das lauteste KI-Startup sein – wir wollen das wirksamste sein.

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