Das Team des Cleantechs PFASuiki
Foto: PFASuiki

PFASuiki: Hightech gegen Ewigkeitschemikalien

PFASuiki hat ein Verfahren entwickelt, das PFAS – sogenannte „Ewigkeitschemikalien“ – direkt im Wasserstrom vollständig zerstört. Das Münchner Cleantech-Startup entstand aus einem TDK-Innovationsprojekt und kombiniert Konzernexpertise mit Startup-Dynamik. Jetzt steht die erste Pilotanlage kurz vor dem Start.

Munich Startup: Was macht euer Startup? Welches Problem löst ihr?

Jana Söffken, Co-Founderin PFASuiki: PFAS – oft auch „Ewigkeitschemikalien“ genannt – gehören zu den größten Umweltproblemen unserer Zeit. Diese Stoffe werden in zahllosen Industrien und Alltagsprodukten eingesetzt: von Outdoorjacken, Pfannen und Kosmetik bis hin zu Feuerlöschschäumen oder in der Halbleiterproduktion. Ihre Haltbarkeit macht sie technisch wertvoll, aber ökologisch hochproblematisch – PFAS reichern sich in Wasser, Boden und Organismen an und sind kaum abbaubar.

Mit unserer Technologie schaffen wir genau das, was bislang nicht möglich war: Wir zerstören PFAS vollständig – direkt im Wasserstrom, ohne chemische Zusätze oder hohe Temperaturen. Damit bieten wir eine echte Lösung für ein Problem, das weltweit wächst und in den kommenden Jahren durch Regulierungen noch stärker in den Fokus rücken wird.

Munich Startup: Aber das gibt’s doch schon längst!

Jana Söffken: Teilweise, aber bisherige Methoden wie Aktivkohle, Ionenaustauschharze oder Verbrennung lösen das Problem nicht vollständig. Sie entfernen PFAS aus dem Wasser, konzentrieren sie aber nur oder verlagern sie an andere Orte. Besonders die Verbrennung ist umstritten: Sie verbraucht enorme Energiemengen, erzeugt Emissionen und zerstört PFAS oft nicht vollständig.

Wir gehen einen Schritt weiter: Unser elektrochemisches Verfahren zerstört die Moleküle direkt vor Ort – vollständig, energieeffizient und ohne Sekundärabfälle. Keine Transporte, keine Rückstände, PFAS werden wirklich eliminiert.

PFASuiki: Ausgründung aus japanischem Technologiekonzern

Munich Startup: Was ist eure Gründungsstory?

Jana Söffken: Anfang 2023 starteten wir bei TDK, einem japanischen Technologiekonzern, als internes Innovationsprojekt mit der Vision, eine Lösung für das weltweite PFAS-Problem zu entwickeln. Zwei von uns waren damals bereits Teil von TDK und arbeiteten von Beginn an in dem Projekt, einer davon als Ideengeber. Im Februar 2024 kam unser drittes Gründungsmitglied hinzu: ein PFAS-Experte, der zuvor an der TU München zu diesem Thema geforscht hatte und wertvolle wissenschaftliche Expertise in das Team einbrachte.

Im Juli 2025 folgte dann die offizielle Ausgründung als PFASuiki GmbH. Seitdem sind wir ein eigenständiges Unternehmen mit der Agilität eines Startups, aber weiterhin verbunden mit der jahrzehntelangen Material- und Fertigungskompetenz von TDK. Diese Kombination aus Konzern-Know-how und Startup-Dynamik ist unser größter Erfolgsfaktor.

Munich Startup: Was waren bisher eure größten Herausforderungen?

Jana Söffken: Die größte Herausforderung war, den Sprung vom Labor in die Praxis zu schaffen. Wir haben unsere Technologie nicht nur mit synthetischen Proben, sondern vor allem mit realen Wasserproben aus Industrieabwässern und Deponiesickerwasser getestet, also unter echten Bedingungen. Der nächste große Schritt ist der Aufbau unserer ersten Pilotanlage direkt beim Kunden, um die Technologie im kontinuierlichen Betrieb zu validieren und zu skalieren.

Erste Pilotprojekte stehen in den Startlöchern

Munich Startup: Wo möchtet ihr in einem Jahr stehen, wo in fünf Jahren?

Jana Söffken: Unsere erste Pilotanlage soll Anfang 2026 in Betrieb gehen. Im Laufe des Jahres planen wir weitere Pilotprojekte mit industrie- und öffentlichen Partnern europaweit.

In fünf Jahren möchten wir als etablierter Anbieter im europäischen Markt agieren – mit mehreren Standorten und einer skalierbaren Lösung, die als Standard für die PFAS-Zerstörung gilt. Unser langfristiges Ziel: PFASuiki soll zum Synonym für nachhaltige und wirtschaftliche PFAS-Beseitigung werden.

Munich Startup: Wie habt ihr den Startup-Standort München bisher erlebt?

Jana Söffken: München ist für uns der ideale Standort: Die Nähe zu unserem Mutterkonzern TDK, zur TU München und zum Forschungszentrum Garching bietet uns Zugang zu exzellenten Fachkräften, wissenschaftlichem Austausch und starken Netzwerken im Bereich Cleantech und Materialtechnologie. Hier treffen Forschung, Industrie und Innovation aufeinander – ein perfektes Umfeld, um unsere Technologie weiterzuentwickeln und Talente zu gewinnen.

Munich Startup: Hidden Champion oder Shooting Star?

Vielleicht ein bisschen beides. Wir arbeiten an einem unsichtbaren, aber zentralen Thema: der Beseitigung einer der größten Umweltgefahren unserer Zeit. Wenn wir es schaffen, PFAS dauerhaft aus Wasser und Umwelt zu eliminieren, verändern wir still, aber grundlegend, wie wir mit Schadstoffen umgehen.

Unser Ziel ist klar: Wir wollen mit PFASuiki zeigen, dass Hightech und Nachhaltigkeit Hand in Hand gehen und die Welt dadurch ein Stück besser machen.

weiterlesen ↓