Pop-up-Lab: Berlin mietet sich in Türkenstraße ein

Die Stadt Berlin präsentiert eine Woche lang  in der Münchner Maxvorstadt ihre Startup-Szene mit einem Pop-up-Lab. Das Motto der Werbetour: Startup meets Grownup. Sucht die Hauptstadt den Anschluss an Münchner Erfolgsunternehmen?

Begleitet von einer aufwändigen Marketing-Choreographie eröffnet Berlin für eine Woche ein Pop-up-Lab im Münchner Univiertel. Vor dem angemieteten Ladengeschäft begrüßen zur Eröffnung lebensgroße Maskottchen,  ein kostümierter Löwe und ein Berliner Bär, die geladenen Besucher. Die Aussage soll wohl lauten: Lasst uns Freunde sein!

Sarah Tietze-Kamya, Bereichsleiterin bei Berlin Partner im Pop-up-Lab
Sarah Tietze-Kamya, Bereichsleiterin bei Berlin Partner, im Pop-up-Lab

Innen präsentiert sich die öffentlich-privat finanzierte Location in gewohnter Startup-Hipness und möchte die Besucher mit maximalem München-Bezug locken: Der 3D-Drucker BigRep zeigt ein gedrucktes BMW-Motorradchassis, auf dem Podium spricht ein Berliner Vertreter des Münchner Unternehmens Osram. Matthias Krinke, Gründer des Roboterentwicklers Pi4_robotics, studierte Elektrotechnik an der TU München. Dazu kommt die in eine Telefonzelle integrierte „Teledisko“ —  eine Kreatividee, die man gleich mit Berlin assoziiert.

Freundlicher Besuch mit Hintergedanke

Vertreter des Hauptstadt-Marketings  betonen den kooperativen Charakter ihres Besuchs in der Landeshauptstadt. Andrea Joras, Geschäftsführerin  von Berlin Partner, sucht nach eigenen Angaben die „Begegnung auf Augenhöhe“ mit München.  Sarah Tietze-Kamya, Bereichsleiterin bei Berlin Partner, sagt im Gespräch mit Munich Startup:

„Wir suchen deshalb den Dialog mit München, um zu schauen, wo es noch stärkere Potenziale der Zusammenarbeit gibt. Welche Synergien kann man noch nutzen?“

telediscoHinter den Umarmungsgesten stehen freilich ebenso materielle Interessen. Offenbar sollen auch Münchner Mittelständler und Großunternehmen die Berliner Startup-Szene beim Erwachsenwerden begleiten:

„Natürlich ist es so, dass München eine viel größere Ressource an etablierten Großunternehmen hat. Wir hoffen aber, dass Berlin als deutsche Hauptstadt jetzt nachzieht.“

Die Startups von heute als   Mittelstand der Zukunft: Dass das  gelingen kann, zeigen auch die  Erfolgsgeschichten aus der bayerischen Landeshauptstadt, die einst als Startups begannen. Tietze-Kamya weist auch auf die starke Innovationskraft und die noch immer günstigen Flächen in der Hauptstadt hin. München punktet im Gegenzug mit seinen hinlänglich bekannten Standortvorteilen: So bescheinigen die Institute Prognos und HWWI der Landeshauptstadt die besten Zukunftsaussichten aller deutschen Städte,  Deloitte sieht München als Deutschlands Digitalstandort Nummer 1, die EU-Kommission sogar als Europas Top-IKT-Standort. Und auch wenn der Berliner Besuch nicht von Wettbewerb, sondern nur von Kooperation sprechen mag, gilt natürlich nach wie vor: Konkurrenz belebt das Geschäft.