„Der Trend geht weg von Komplettlösungen“ — Interview mit Arne Reimann von timeBro

Arne Reimann ist Gründer von timeBro und Referent auf der Startup-Konferenz „Accelerate your Business! – Innovations- und Kooperationsstrategien für etablierte Unternehmen und Startups in der Medienbranche“, die die Akademie der Deutschen Medien in Kooperation mit dem Strascheg Center for Entrepreneurship am 30. Juni 2016 im Literaturhaus München durchführt. Munich Startup unterstützt die Konferenz als Medienpartner.

timeBro ist eine Software für Dienstleister, die Projektstunden automatisch erfasst und die Stundenzettel der Mitarbeiter auf einen Klick ausfüllt. Wir haben Arne Reimann Fragen zu seinen Einschätzungen zum B2B-Software-Markt der Zukunft, zum Gründen in diesem Feld, zu ihrem Markteinstieg und zu Ansätzen der Kooperation mit Medienunternehmen gestellt.

Software-Tools, Datenbanken etc.: Auch Fachmedienhäuser gehen mit ihrem Portfolio mehr und mehr in diese Richtung. Denn das sind die Infoangebote und Hilfsmittel, die Unternehmen heute anstelle der klassischen Fachmedien benötigen.
Wie schätzt Du die Entwicklungen auf diesem Markt für die Zukunft ein und wo liegen hier die Hauptchancen für Neugründer?

Reimann_Arne_small
Arne Reimann

Im Softwarebereich geht der Trend weg von umfassenden Komplettlösungen – hin zu über Schnittstellen verbundenen Tool-Landschaften. Durch die Verbindung mehrerer hochspezialisierter Tools können sich Unternehmen heutzutage viel bedarfsorientierter aufstellen. Systeme ohne offene Schnittstellen werden deshalb in den nächsten Jahren vom Markt verschwinden.
Eine große Chance für Gründer liegt darin, einzelne Schwachstellen in branchentypischen Prozessen zu erkennen und zu überlegen, wie ein Tool aussehen müsste, das die Probleme löst. Ist ein Nutzen vorhanden, werden Unternehmen zukünftig auch sehr kleine Tools integrieren.

Was sind die besonderen Herausforderungen beim Gründen im Bereich von B2B-Software-Lösungen?

Da ist zunächst der hohe Anspruch an die technische Exzellenz. Während die User im B2C-Bereich auch den ein oder anderen Bug verzeihen, sind Unternehmen da wesentlich kritischer. Man sollte sich also gut überlegen, ob man die geforderte Qualität liefern kann. Ein paar geduldige Testkunden sind am Anfang ratsam.
Ansonsten braucht man definitiv Vertriebskompetenzen. Wer sich nicht vorstellen kann, den Telefonhörer selbst in die Hand zu nehmen und beim Kunden zu präsentieren, der sollte sich lieber in Richtung Consumer Apps orientieren.

Gibt es schon erste Erfahrungsberichte rund um Euren Markteinstieg bzw. was wären Deine Empfehlungen zum Markteinstieg in diesem Bereich?

Wir haben mit timeBro ein Tool entwickelt, das Mitarbeitern hilft, ihre Arbeitszeit auf Projekten automatisch zu ermitteln. Anfangs haben wir bei der Akquise vor allem erklären wollen, wie unsere Lösung funktioniert. Wir waren eben sehr begeistert von den technischen Aspekten. Mittlerweile kommunizieren wir erst mal nur, wie viele Kapazitäten wir schaffen und dass man mit unseren Daten deutlich den Gewinn optimieren kann. Seitdem haben wir eine hervorragende Responsequote und können uns sozusagen aussuchen, mit wem wir zuerst arbeiten wollen. Es ist eine banale Einsicht, aber in erster Linie geht es Unternehmern um den Gewinn. Erst im zweiten Schritt kommt die Frage, wie eine Lösung genau aussieht.

Warum ist es interessant für Dich, mit etablierten Medienunternehmen in Kontakt zu kommen? Gäbe es hier auch Kooperationsmöglichkeiten?

Projektzeiterfassung ist vor allem für den Dienstleistungsbereich wichtig. Unsere ersten Kunden sind Werbeagenturen. Aber im Prinzip sind Arbeitszeitdaten für jedes Unternehmen sehr wertvoll. Uns interessiert, wie bedeutend die Erfassung von Projektzeiten in Medienunternehmen ist. Wir könnten uns vorstellen, dass die Arbeitszeit einzelner Projekte gerade bei der Frage relevant wird, welche Leistungen (z.B. Design) man inhouse machen lässt und bei welchen Prozessen sich eher ein Outsourcing lohnt.

Welche Rolle könnte Dein neues Geschäftsmodell und Produkt für Medienunternehmen spielen?

Wenn eine Projektzeiterfassung stattfindet oder stattfinden soll, kann timeBro jedem Mitarbeiter dabei bis zu 8 Stunden im Monat sparen und zugleich sicherstellen, dass die erhobenen Daten –  im Gegensatz zu Schätzungen, Stundenzetteln und Stoppuhren – der Realität entsprechen. Wer realistische Zeiten kennt, kann Projekte und Ressourcen natürlich viel profitabler planen und besonders effiziente Prozesse identifizieren. Wir freuen uns über jeden Kontakt und erzählen im persönlichen Gespräch gerne mehr.


 

Über Arne Reimann

Gründer und Geschäftsführer von timeBro, Diplomstudium zum Kaufmann der informationsorientierten BWL, 2010 – 2012 im IT Advisory der KPMG tätig, 2012 – 2015 im Corporate Development bei Siemens, seit 2015 Geschäftsführer bei timeBro, einem Startup mit einer Software für Dienstleister, die Projektstunden automatisch erfasst und die Stundenzettel der Mitarbeiter auf einen Klick ausfüllt.

 

Die weiteren Referenten, das vollständige Programm und die Möglichkeit der Anmeldung zur Startup-Konferenz „Accelerate your Business! – Innovations- und Kooperationsstrategien für etablierte Unternehmen und Startups in der Medienbranche“ am 30. Juni 2016 findet Ihr unter http://www.medien-akademie.de/konferenzen/branchenuebergreifend/startup_konferenz_2016.php