„Ich habe eine Geschäftsidee, die ist Millionen wert! Leider kann ich noch nichts genaueres verraten.“ Wer sich in der Startup-Szene bewegt, kennt Gepräche dieser Art. Da stellt sich die Frage: Welchen Wert haben gute Ideen wirklich?
Thomas Alva Edison, Alfred Nobel, Arthur Fischer: Es gibt viele Beispiele für Tüftler und Genies, die auf ihren Ideen Industrie-Imperien aufbauten und es zu Wohlstand brachten. Auch der Erfolg von Google lässt sich nicht ohne eine Erfindung, den PageRank-Algorithmus, denken.
Enttäuschte Genies
Dennoch lenkt der Fokus auf die Geschäftsidee ab vom Kern des Unternehmertums: Jedes Unternehmen muss am Markt bestehen — unabhängig davon, wie innovativ es seinem Gründer erscheint. Das Problem vieler Tüftler, Erfinder und Gründer in spe: Sie hängen zu sehr an ihren Ideen, haben auf alle Bedenken eine Antwort und wissen einfach, dass die Welt auf sie gewartet hat. Enttäuschung stellt sich ein, wenn niemand sein Geld in die revolutionäre Neuerung investieren möchte. So viele echte und vermeintliche Genies fanden keine Investoren, keinen Markt, geschweige denn Anerkennung.
Wer möchte schon auf eine Geschäftsidee wetten?
Eine gute Idee kann Gold wert sein, etwa ein Produkt, auf das die Welt tatsächlich gewartet hat. Der Fischer-Dübel ist rückblickend so eine Erfindung, die am Markt scheinbar funktionieren musste.
Doch was ist eine gute Idee und was klingt nur in der Präsentation gut? Talk is cheap. Die Kunst besteht darin, vorherzusagen, welches Produkt und welche Dienstleistung der Markt verlangt. Damit eine Idee tatsächlich Millionen wert ist, muss sich jemand finden, der Geld in sie investiert — eine Wette auf zukünftigen Erfolg. Ohne funktionierendes Unternehmen, das bereits Umsätze mit der Geschäftsidee generiert, fehlt jedoch der Nachweis, dass das Konzept nicht nur auf dem Papier gut aussieht.
Der praktische Beweis zählt
Das offene Gespräch über die eigene Idee mit Dritten hilft, den Tunnelblick abzulegen und eröffnet neue Perspektiven. Durch die Teilnahme an Wettbewerben können sich Gründer das Feedback von Experten zu den eigenen Marktchancen einholen. Auch der frühe Kontakt zu Großunternehmen kann sich auszahlen: Etablierte Player kennen Marktlücken und ungelöste Probleme. Im besten Fall können sie auch bereits als zukünftige Kunden oder Partner gewonnen werden. Schlussendlich liegt die Wahrheit aber auf dem Markt. Denn Geld und Werte gibt es nur hier.
Das Lean Startup ist die Methode der Wahl, um die Unsicherheit zu verringern und sein Konzept zu belegen: Verstecke Dich mit deiner Idee nicht im stillen Kämmerlein, sondern probiere sie am Markt aus. Möglichst schnell, günstig und unter realen Bedingungen. Ob sich daraus ein Business Case ergibt, wird sich dann zeigen. Viele heute erfolgreiche Startups begannen mit einer völlig anderen Idee und kamen erst nach einem oder mehreren Pivots zu ihrem späteren Produkt und Geschäftsprinzip. Durch öffentliche Diskussionen und Tests lässt sich die Geheimhaltung nicht immer durchhalten. Das Risiko, imitiert zu werden, müssen Unternehmer im Zweifelsfall aber vielleicht einfach eingehen.
Die Nachricht lautet also: Verkünstel Dich nicht mit Deinen Geschäftsideen, vergiss die strikte Geheimhaltung, sei nicht beleidigt, wenn keiner in Deine Idee investieren möchte und teste so früh wie möglich, welche Idee trägt und welche nicht. Und auch wenn Du von Deiner eigenen Idee wirklich überzeugt bist — Den Satz „Ich habe eine Geschäftsidee, die ist Millionen wert!“ glaubt Dir leider keiner, solange Du es nicht bewiesen hast.