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20 Jahre Münchener Business Plan – Initiator Dr. Lothar Stein im Interview

Der  Münchener Businessplan Wettbewerb (MBPW) ging in diesem Jahr bereits in die 20. Runde. Als einer der Initiatoren des Wettbewerbs war Dr. Lothar Stein von Beginn an dabei. Im Interview mit BayStartUP erzählt er, aus welchen Gründen der Wettbewerb ins Leben gerufen wurde,  was die Initiative bewirkt hat und wie er die Startup-Szene in der Gründerregion München heute einschätzt.

Herr Dr. Stein, Sie haben bei McKinsey seit Mitte der 90er Jahre das Thema Startup-Förderung vorangetrieben und den ersten Münchener Businessplan Wettbewerb 1996 maßgeblich initiiert. Wie fällt Ihr Blick zurück heute aus?

Dr. Lothar Stein: Der Münchener Businessplan Wettbewerb (MBPW) und jetzt BayStartUP führt in diesem Jahr zum zwanzigsten Mal die Prämierung der Sieger durch. Dies ist eine großartige Erfolgsgeschichte, zu der das Bayerische Wirtschaftsministerium, die Stadt München, die Münchener Universitäten, zahlreiche Industrie-Unternehmen sowie viele engagierte Personen beigetragen haben.

Wie kamen Sie auf die Idee?

Der Anfang im Jahr 1995 war deutlich schwieriger als man es sich heute vorstellen kann. Ich hatte damals mehrere Jahre in Silicon Valley gelebt und im dortigen McKinsey Office gearbeitet. Dabei war ich beindruckt von der Startup-Szene und davon, welche wichtige Rolle die Universitäten, allen voran Stanford und Berkeley, spielen. Zurück in München wurde mir das komplette Fehlen einer Startup-Kultur hier in Deutschland drastisch bewusst.
Gemeinsam mit einigen McKinsey Kollege haben wir überlegt, in welcher Form wir mit einem pro bono Projekt einen Beitrag zur Verbesserung der Situation leisten können. Angeregt durch studentische Initiativen in Boston haben wir daraufhin das Konzept für einen Businessplan Wettbewerb für Regionen in Deutschland entwickelt.

Was war entscheidend am Konzept für den ersten Businessplan Wettbewerb in Deutschland?

Die Kern-Elemente des Wettbewerbs waren: Unterstützung durch die wesentlichen politischen Institutionen, Universitäten und Studierende als Quelle für Ideen und Gründer-Teams, Vernetzung mit Venture Capital-Firmen und unterstützenden Services, sowie Industrie-Firmen als finanzielle Sponsoren. Des Weiteren sollte der Businessplan Wettbewerb den Teilnehmern die Möglichkeit bieten, alles nötige Wissen für eine erfolgreiche Gründung durch die Wettbewerbs-Teilnahme, mit Seminaren und Handbüchern, stufenweise zu erwerben. Dieses Wissen war damals praktisch nicht vorhanden oder schwer zugänglich.

Wie lief die erste Wettbewerbs-Saison 1996/97 und wie ging es weiter?

Dieser Erfolg veranlasste das Wirtschaftsministerium, McKinsey zu beauftragen, einen entsprechenden Wettbewerb auch in Nordbayern zu initiieren und beide Wettbewerbe zu institutionalisieren. Seither hat das Wirtschaftsministerium beide Wettbewerbe kontinuierlich unterstützt und im letzten Jahr zu BayStartUP zusammengeführt. Die Businessplan Wettbewerbe haben sich über die letzten zwei Jahrzehnte sehr dynamisch weiterentwickelt, sowohl in ihrer Organisation, als auch in den Inhalten und bei den Teilnehmern.

Heute hat der Münchener Businessplan Wettbewerb in jedem Jahr weit über 200 teilnehmende Teams. Die Teams kommen auch aus allen südbayerischen Regionen und nicht mehr überwiegend direkt von den Universitäten. Es gibt auch einige Teilnehmer mit mehrfacher Gründungs oder Berufserfahrung. Ein weiteres wichtiges Element, das in den letzten fünf Jahren gewachsen ist, ist das gesamtbayerische Business Angel Netzwerk, über das im letzten Jahr für 49 Startups in Summe fast 38 Millionen Euro Finanzierungsgelder vermittelt wurden.

Wie bewerten Sie die aktuelle Situation von München als Startup-Standort?

Im Münchener Raum hat sich, mit den vielen Hightech-Gründungen der letzten Jahre, eine Startup-Szene entwickelt. Es gibt themenspezifische Acceleratoren z. B. für Aerospace oder für Medien. Auch die Vernetzung zwischen den Startups zum Erfahrungsaustausch und zur Mitarbeiter-
Weiterentwicklung hat signifikant zugenommen. Zudem beginnt die für Startups so wichtige Zusammenarbeit mit etablierten Firmen besser zu werden. Die Bereitschaft der etablierten Firmen, dabei auf die Bedürfnisse der Startups einzugehen, muss sich allerdings noch wesentlich weiterentwickeln, um das in den USA übliche Niveau zu erreichen.

Und speziell der Kapitalmarkt?

Bei den Finanzierungen hat sich insbesondere die Business Angel-Szene, die sehr wichtig für die erste Finanzierung und das Coaching der Gründer ist, sehr positiv entwickelt. Heute haben wir im BayStartUP Finanzierungsnetzwerk mit über 240 gelisteten Business Angels ungleich mehr aktive Angels als vor 20 Jahren. Die VC-Szene hat sich leider nicht annährend so dynamisch entwickelt, hier haben wir in Deutschland noch erheblich Nachholbedarf, insbesondere bei den gesetzlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen.

Ihr Fazit?

In Summe hat sich die Münchener Region zu einem zunehmend weltweit bekannten Hub für technologiebasierte Startups entwickelt und nimmt europaweit eine Spitzenposition ein. BayStartUP wird auch in Zukunft einen wichtigen Beitrag zum Ausbau dieser Position leisten.