© agrilution

„Es ist einiges passiert“: Was wurde eigentlich aus agrilution?

Das Münchner Startup agrilution entwickelt einen „plantCube“ genannten Gewächsgarten im Kühlschrankformat. Seit unserem Porträt sind ziemlich genau 12 Monate vergangen. Wir haben mit dem Gründer und Geschäftsführer Maximilian Lössl gesprochen und uns auf den neuesten Stand bringen lassen.

Vor rund einem Jahr hatten wir Euch auf munich-startup.de porträtiert. Was ist seitdem bei Euch geschehen?

Es ist einiges passiert: Wir haben weitere Prototypen entwickelt, das Team ist gewachsen – wir sind jetzt acht Leute in Vollzeit und zwei Praktikanten – und wir haben unsere Bürofläche erweitert. Außerdem sind Tengelmann Ventures und Kraut Capital bei uns eingestiegen. Und wir bereiten gerade den Produkt-Launch für den deutschsprachigen Raum Anfang 2017 vor. Das sind die wichtigsten Highlights.

Letztes Jahr haben wir noch mit Eurem Chief Operating Officer Manuel Ott gesprochen. Er ist nicht mehr für Euch tätig. Wie kam es dazu?

Anfang des Jahres mussten wir uns von ihm trennen. Wir hatten zu dem Zeitpunkt einerseits finanzielle Schwierigkeiten und seine Expertise in Operations, Marketing und Sales war in der frühen Unternehmensphase noch keine optimale Ergänzung. Wir haben zunächst Leute in der Software- und Hardware-Entwicklung gebraucht. Wir sind heute aber alle befreundet.

agrilution-Gründer Maxilian Lössl (Foto: agrilution)
agrilution-Gründer Maximilian Lössl (Foto: agrilution)

Letztes Jahr hattet Ihr angekündigt, 2016 mit dem plantCube auf dem Markt starten zu wollen. Die ersten plantCubes verkauft ihr seit gestern. Also seid Ihr voll im Plan?

Genau, allerdings hat sich sehr vieles dieses Jahr verschoben. Wir haben es aber geschafft, noch 2016 erste Produkte an Early Adopter in München zu verkaufen.

Wie läuft Euer Marktstart jetzt im Einzelnen ab?

Erst einmal werden die Vorbestellungen in drei Phasen bearbeitet: Anfang nächsten Jahres liefern wir im Umkreis München aus. Im Oktober erhalten dann unsere Early Adopter deutschlandweit ihre Geräte. International liefern wir 2018 aus.

Welche Rolle spielen für Euch die Saatmatten, die Eure künftigen Kunden über Euch beziehen? Läuft Euer Geschäftsmodell über den kontinuierlichen Verkauf wie bei Rasierklingen oder Druckerpatronen?

Einerseits können wir unseren Kunden über die Saatmatten immer ein hohe Qualität, ein erfolgreiches Ergebnis und einen bestimmten Ertrag garantieren. Wir gewährleisten so auch, dass die selbst gezüchteten Pflanzen in einer bestimmten Geschwindigkeit wachsen und einen hohen Vitamin- und Mineralienwert haben. Mit den Saatmatten können wir das Ergebnis bei den Kunden also kontrollieren, optimieren und testen.

Zum anderen bauen wir über dieses recurring revenue-Modell auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell auf. Wir können dann zukünftig berechnen, wann wir das Gerät billiger anbieten können.

„Für nächstes Jahr planen wir eine größere Finanzierungsrunde“

Und Ihr könnt auch sofort nach Auslieferung der Geräte die Saatmatten kontinuierlich liefern?

Ja, klar. Die Kunden bekommen zusätzlich mit dem Gerät eine Grundausstattung an Saatmatten mitgeliefert.

Du hast das Investment von Tengelmann Ventures und Kraut Capital angesprochen. Kannst Du uns Zahlen nennen?

Die Summe machen wir nicht öffentlich. Ich kann aber sagen, dass es eine kleinere Series-A-Runde war. Für nächstes Jahr planen wir eine größere Finanzierungsrunde.

Habt Ihr Euch gezielt für diese beiden Investoren entschieden?

Wir waren mit sehr vielen möglichen Investoren im Gespräch und haben hier den besten Fit gesehen. Es waren auch viele Business Angels im Gespräch, gegen die wir uns schlussendlich entschieden haben. Tengelmann Ventures passt von seiner Philosophie perfekt zu uns und verfügt auch über eine entsprechende Kapitalstärke im Hintergrund. Gemüsering beziehungsweise Kraut Capital ist sehr gut vernetzt in dem Bereich und hat viel Ahnung von der Industrie. Sie beliefern bereits alle großen Supermärkte und Restaurants mit Produkten, die wir in unserem Gerät anbauen können. Beide Investoren ergänzen uns also sehr gut.

„Wenn alles wie geplant läuft, kann man plantCubes bald überall kaufen“

Was passiert mit dem Geld, das Ihr eingeworben habt?

Der Großteil des Geldes ging noch in Produktentwicklung. Außerdem haben wir drei weitere Team-Mitglieder eingestellt, unser Büro vergrößert und eine Werkstatt gebaut. Im Moment sind wir dabei, ein Labor auszubauen, um die Pflanzentests in-house durchführen zu können.

Was kannst Du zur Partnerschaft mit Osram sagen?

Osram hat mit uns spezielle LEDs entwickelt und bereits eine erste Kleinserie gebaut, die wir gerade testen. Auch in Zukunft werden wir voraussichtlich weiter zusammenarbeiten, wenn es dann um Industrialisierung, Skalierung und vielleicht weitere Themen geht.

Was plant Ihr in den kommenden 12 Monaten?

Unser Ziel ist es, eine erfolgreiche offene Beta-Runde zu machen in Deutschland. Mitte bis Ende nächsten Jahres wollen wir dann die Internationalisierung vorbereiten, um 2018 in weitere europäische Märkte vorzudringen. Unser Team werden wir nochmal Richtung Software, Customer-Service und Sales erweitern. Es werden auch noch ein paar Entwickler hinzukommen.

Ich freue mich besonders auf die nächste Finanzierungsrunde: Wenn alles wie geplant läuft, kann man plantCubes dann bald überall im deutschsprachigen Raum  kaufen.

Wir wünschen alles Gute und danke für das Interview!