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Kaufen und dabei Gutes tun – 7 Fragen an… swop!

In deutschen Haushalten lagern ungenutzte Gegenstände im Wert von über einer Milliarde Euro — warum dieses Potenzial nicht nutzen und in Geldspenden für soziale Projekte umwandeln. Eine Mammutaufgabe, an die sich die Macher von swop gewagt haben. 

Wer seid Ihr und was macht Ihr? Stellt Euch und Eure Dienstleistung bitte kurz vor!

Swop haben wir 2014 zu fünft gegründet. Vollzeit arbeiten wir aktuell zu zweit, Thomas Gärtner und Matthias Hoffmann. Tom und ich haben uns 2001 bei der Bundeswehr kennengelernt. Wir beide waren dort für 12 Jahre als Offiziere in der Luftwaffe, Tom im internationalen Projektmanagement und ich als Technischer Offizier für Flugzeuge und Hubschrauber tätig. 2012 haben wir dann noch zusammen ein MBA Programm absolviert, das wir 2013 in Abu Dhabi abgeschlossen haben. Nachdem wir zurück in Deutschland waren, hieß es eigentlich sofort den Einstieg in einen Aviation Konzern wie Lufthansa oder Airbus zu suchen. Aber ich habe mich entschieden, erst einmal genau das nicht zu machen und habe eine Auszeit genommen. In der Zeit bin ich in Kontakt mit mehreren Gründern gekommen, für die ich teilweise als Freelancer gearbeitet habe, teilweise in Istanbul. Der Wunsch etwas eigenes aufzuziehen war nun da, aber ich wollte etwas im sozialen Bereich schaffen, mehr Menschen am gesellschaftlichen Engagement teilhaben zu lassen, digital und ohne großen Aufwand.

Genau in dem Zeitraum habe ich meine Fernsehbank von IKEA bei Ebay Kleinanzeigen verkaufen wollen, aber hätte dafür zu dem Zeitpunkt nur 20 Euro bekommen. Ein Jahr vorher hat sie 140 gekostet. Ich empfand es besser, die Fernsehbank als Sachspende abzugeben und bin zur einem Sozialkaufhaus gefahren, aber mit der Begründung wieder weggeschickt worden, das Lager sei voll. Eine andere Variante damit einem sozialen Projekt zu helfen war nicht da und ganz München abfahren wollte ich auch nicht. Diese Erfahrung hat mich auf swop gebracht, von der ich Tom überzeugen konnte mitzumachen.

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Und so sieht sie aus, die swop-App (© swop)

Swop ist ein Online-Flohmarkt, auf dem Geldspenden für soziale Projekte gesammelt werden. Wir grenzen uns in zwei Punkten zu allen bestehenden Online Flohmärkten ab: Zum einen wird der gesamte Erlös, also 100% der Geldspenden an soziale Projekte gespendet und zweitens entscheidet der neue Besitzer wie viel er für den jeweiligen Gegenstand spenden möchte. Unsere Zielgruppe ist an einem Verkaufserlös nicht interessiert, sondern möchte mit seinen gebrauchten Gegenständen helfen. Aber insbesondere kleinere soziale Projekte können, wenn sie nicht gezielt bestimmte Sachen suchen, mit Sachspenden nichts anfangen – mit Geldspenden schon.

Aber das gibt’s doch schon längst!

Echt? – also jein. Wir sind natürlich nicht der einzige digitale Flohmarkt. Angefangen bei Ebay Kleinanzeigen über Spock und Stuffle, gibt es auch Sharing Ansätze oder auch ganz neu die Möglichkeit über einen Chat-Bot zu verkaufen, wie bei Selly.

Bisher kann man seine ungenutzten Gegenstände behalten, verkaufen, entsorgen oder direkt als Sachspende abgeben. Sharing, also Tauschen oder Gegenstände zu Geldspenden machen ist für mich ein komplett anderer Ansatz. Ich sehe swop nicht als eine Lösung, die bestehende ersetzt, sondern sinnvoll ergänzt. Manche Sachen verkauft man, um sich mit dem Geld etwas Neues zu kaufen aber es gibt auch Gegenstände, denen man so keinen monetären Wert beimessen will. Meistens liegt dieser deutlich unter dem Kaufpreis und man ist teilweise wirklich unzufrieden, auch wenn man noch den Zeitwert als Erlös bekommt. Swop soll bei den Menschen ein besseres Gefühl hinterlassen: jemandem eine Freude gemacht zu haben und ein soziales Projekt seiner Wahl damit zu unterstützten.

Welche Gegenstände werden über Eure App am meisten gekauft?

Gute Frage –Handtaschen, Sofas aber auch DVDs wechseln oft den Besitzer.

Was waren Eure bisher größten Herausforderungen?

Naja, das swop Konzept war, ist und bleibt wohl eine Herausforderung. Ich glaube, wir haben den Schlüsseln noch nicht gefunden, dass swop regelmäßig genutzt wird. Konkret bedeutet es, dass der Aufwand einzelne Gegenstände zu inserieren für die Nutzer wohl zu hoch. Diese Hürde müssen wir anders lösen. Ein paar Ideen haben wir dafür in der Schublade. Wir haben das Konzept seit 2014 in großen Sprüngen weiterentwickelt und bei jedem Schritt überflüssiges verworfen und neue Aspekte einfließen lassen. Aber irgendetwas fehlt immer noch, damit swop tatsächlich den Spendenmarkt um eine gute und sinnvolle Alternative ergänzt und sozialen Projekten zu mehr Geldspenden verhilft. Aber aufgeben werden wir nicht – es lagern schließlich in deutschen Haushalten ungenutzte Gegenstände im Wert von über einer Milliarde Euro. Einen kleinen Teil davon werden wir zu Geldspenden machen.

Wie und was verdient Ihr dabei?

Das Geschäftsmodell hinter swop liegt in der Fundraising Dienstleistung gegenüber den sozialen Projekten, die mit swop Geldspenden erhalten. Davon erhalten wir 15%, also nur erfolgsbedingt. Damit decken wir aktuell weder Kosten noch zahlen wir uns Gehälter aus. Wir haben vor einigen Monaten begonnen neben swop ein B2B Modell für große Unternehmen anzubieten, welches auf dem Prinzip des sozialen Flohmarktes basiert. Es heißt Pinboards und fokussiert soziales Engagement der Mitarbeiter. Unternehmen erhalten eine Software, als mobile und als Web Variante und zahlen dafür eine jährlich Software-Linzenz. Mitarbeiter können unter anderem swop-like ihre Gegenstände inserieren und dafür spenden. Wir haben bereits Kunden und viele Anfragen von großen Konzernen. Anscheinend haben wir hier einen Nerv getroffen.

Nach welchen Kriterien wählt Ihr die sozialen Projekte aus, die über swop unterstützt werden können?

Hauptkriterium ist die durch das Finanzamt bestätigte und ausgestellte Gemeinnützigkeitsbescheinigung. Wenn sich ein soziales Projekt über unsere Webseite anmeldet, checken wir den Zweck des Vereins, Stiftung oder gGmbH. Hierbei liegt der Fokus auf der Verwendung der Geldspenden innerhalb der Organisation. Wenn das alles passt, erstellen sich die Projekte in wenigen Minuten ein eigenes Profil, sind sofort online und können durch swop-Nutzer als begünstigte Organisation ausgewählt werden.

Was bedeutet München für Euch? 

München ist ein großartiges Pflaster, um ein Startup zu gründen. Wenn man weiß, wo die Hotspots sind, lernt man auch die richtigen Leute kennen. Unser erster Anlaufpunkt waren das Social Impact Hub, Werk1 und die Social Entrepreneuship Akademie. Sensationell ist auch die Gründungs-Förderberatung der IHK Oberbayern, damals von Markus Sauerhammer gelebt und vertreten. Hier haben wir kostenlos persönliche Beratung erhalten zum Thema Markenschutz, Gesellschaftsrecht und andere Themen. In einigen Sachen gibt es definitiv noch Aufholbedarf, bei der die Stadt Gründer unterstützen könnte – Büromieten sind natürlich ein Thema für Gründer. Die Schaffung von mehr bezahlbarer Co-Working Flächen wäre mal angesagt. Zwar gibt es Co-Working Formate, sehr schick aber auch sehr teuer.