alyne: „Kunden gewinnen auf einem hart umkämpften Markt“

Ist Reg-Tech das neue Fin-Tech? Zumindest wächst die Zahl der Startups, die die Prozesse in der Regulierung mit Hilfe von Technologie vereinfachen. Eines dieser Startups ist alyne.

Das 2015 gegründete Unternehmen gestaltet das Technologie-Risiko-Management für stark regulierte Branchen wie den Finanzsektor kostengünstiger und vor allem einfacher.

Hierbei sind Themen wie Cyber-Risiken, Datenschutz und Compliance für Konzerne und Mittelständler im Fokus. Das Marktvolumen wird bis 2021 laut einer Studie auf rund 35 Mrd. Euro wachsen.

Auf einen Blick, mit einem Klick

Software as a Service (SaaS) Lösungen helfen beispielsweise einer deutschen Bank dabei, zeitgleich bei mehreren Dutzend IT-Zulieferern zu prüfen, ob diese die Cyber- und Datenschutz-Vorgaben beherzigen. Der Prozess läuft automatisiert über die Plattform ab. Er ist skalierbar und intuitiv zu bedienen, sodass die Bank nicht mehr Hunderte von Excel-Tabellen pflegen und miteinander vergleichen muss.

Kunden gewinnen auf einem hart umkämpften Markt

Die Konkurrenz von alyne ist jedoch groß und etabliert. Allerdings meint Gründer Stefan Sulistyo:alyne gründer stefan sulistyo

„Mit den bestehenden Software Lösungen sind viele Kunden extrem unzufrieden, weil die sehr schlecht zu bedienen sind. Uns spielt dabei die stärkere Nachfrage nach Usability in die Karten. Denn das ist ein Alleinstellungsmerkmal von uns, hier sind wir die ersten am Markt.“

Freilich ist der Vertrieb eine der größten Herausforderungen für das junge Unternehmen. Es ist ein langer Weg, um in Konzernen an die richtige Kontaktperson – sei es Datenschutzbeauftragter, Sicherheitsverantwortlicher oder Risikomanager – heranzukommen. Hierfür nutzen die Gründer ihr großes Netzwerk.

Mehrere (Vertriebs-)Wege führen ans Ziel

Kennengelernt hatte sich das vierköpfige Gründerteam vor mehr als zehn Jahren bei einer großen Consultingfirma, als Angestellte. Ihre Wege kreuzten sich immer wieder. Einer der früheren Arbeitgeber ist nun sowohl Kunde als auch Partner des Startups.

„Das Partnermodell ist effizient, da die Consultingfirma auf bestehende Kundenkontakte zurückgreift und uns weltweit Zugang zu Kunden verschaffen kann. In Australien haben wir damit unser System bereits bei einigen Firmen eingeführt,“

erklärt Sulistyo.

alyne schafft Überblick und arbeitet userorientiert.

Außerdem betreibt alyne erfolgreich Content Marketing. Über den unternehmenseigenen Blog und andere Artikel konnte Sulistyo bereits mehrere Kunden gewinnen. Am überzeugendsten war eine Art ‚Anleitung für die ersten 100 Tage im Amt eines IT-Sicherheitsverantwortlichen‘. Hier hatten sich die Leser wiedergefunden und blieben nach dem Durchspielen der Funktionalitäten im Testzugang gleich beim Startup.

Loslegen könne ein Interessent bei alyne sofort ab dem ersten Tag. Zum Vergleich gibt Sulistyo eine Einschätzung:

„Wir kennen Firmen, die haben für die Einführung eines neuen Systems auch mal zwei Jahre gebraucht und dabei zwei bis drei Millionen Euro verpulvert – und am Ende scheiterten die Projekte.“

Der limitierende Faktor seien jedoch insbesondere die Mitarbeiter, die sich zum Testen Zeit freischaufeln müssten.

Erste Finanzierungsrunde in Sichtweite

Stichwort Mitarbeiter: Hier soll sich beim Reg-Tech Startup zeitnah einiges ändern. Um zu skalieren und Vertrieb und Produktentwicklung weiter voranzutreiben stecken die vier Gründer gerade mitten in ihrer ersten Finanzierungsrunde. Erste Gespräche gab es über persönliche Kontakte zwar bereits im Frühjahr 2016, doch da war alyne gerade erst frisch am Markt. Für eine Investitionsrunde war es noch viel zu früh.

„Das war aber trotzdem gut, um bestimmte Bereiche zu schärfen und rauszufinden, was so ein Investor eigentlich sehen will,“

meint Sulistyo. Der kontinuierliche Austausch mit den Investoren intensivierte sich in den letzten Monaten. Und jetzt?

„Jetzt haben wir die Situation, dass einige Investoren sich sehr konkret für uns interessieren. Wir schreiten schnell voran. Das ist einerseits schön, andererseits ist es eine Herausforderung, die ganzen Bälle in der Luft zu halten,“

ergänzt der Gründer. Schließlich muss das Tagesgeschäft neben den Investorengesprächen weiter am Laufen gehalten werden.

Bootstrapping – und kein Gehalt

Bislang ist das Startup komplett eigenfinanziert. Auch Gehalt haben sich die vier Gründer noch nicht ausgezahlt. Immerhin die Anfangsinvestitionen sind bereits durch die monatlichen Umsätze gedeckt und einige weitere umsatzstarke Aufträge liegen in greifbarer Nähe.

Das sogenannte Schweiß-Investment

Der größte Invest ist aktuell jedoch die Zeit, die das Gründerteam in die Geschäftsentwicklung steckt. Mitte 2015 kündigten die Gründer ihre Jobs und stehen seitdem ohne festes Einkommen da – gar nicht so leicht in München, zumal zwei der Gründer Kinder haben.

Was motiviert jemanden, unter diesen Voraussetzungen zu gründen? Zum einen die Überzeugung, durch ein gutes Produkt einen echten Mehrwert zu schaffen. Zum anderen der Wunsch, etwas Eigenes zu machen.

Anfangs sich kein Gehalt auszuzahlen ist schwierig – dafür kann man als Gründer aber entscheiden wie und wo man arbeitet (© alyne)

„Wenn wir es jetzt nicht machen, dann machen wir es nie“, waren sich die Gründer einig. Alle vier kennen sich schon so lange, dass sie wissen, was sie aneinander haben. Und die Teamkonstellation überzeugt scheinbar auch im Investorengespräch.

Accelerator als Sprungbrett

Hilfreich ist auch die Aufnahme von alyne im Londoner Techstars Accelerator. Das Netzwerk des bekannten Fintech Accelerators soll unter anderem dabei helfen, auf dem UK Markt stärker Fuß zu fassen. Außerdem bringt die Teilnahme internationale Aufmerksamkeit.

Da ruft schon mal ein VC aus dem Silicon Valley an, erzählt Sulistyo. Auch wenn das noch viel zu früh wäre, sei es doch langfristig hilfreich, die Kontakte zu bekommen. Die erste Finanzierungsrunde wird hoffentlich bald erfolgreich abgeschlossen sein, aber die vier Gründer wollen sich noch lange nicht auf ihrem Erfolg ausruhen.