IPOs brechen 2016 ein

Vergangenes Jahr sammelten europäische Tech-Unternehmen fast 40 % weniger Geld an der Börse ein als noch 2015. Stabil blieb dagegen das Volumen von Privatplatzierungen.

Die Investmentbank Bryan, Garnier & Co. (hier ein Interview mit dem Münchner Managing Partner Falk Müller-Veerse) untersucht Europas Tech-Investment-Markt. Ergebnis der Analyse: Das Volumen der Börsengänge europäischer Tech-Unternehmen ist von 10,7 Milliarden Euro im Jahr 2015 auf 6,7 Milliarden Euro 2016 abgestürzt. Die Zahl der IPOs sank von 59 auf 52.

Im gleichen Zeitraum blieb das im Rahmen von Privatplatzierungen erzielte Volumen stabil bei etwas über 8 Milliarden Euro. Die Zahl dieser Transaktionen stieg von 217 auf 255. Anders als bei einem Börsengang werden die Anteile bei Privatplatzierungen nicht öffentlich, sondern nur einem bestimmten Kreis, etwa Großinvestoren, zur Zeichnung angeboten.

© Bryan, Garnier & Co.

Ihren Kapitalbedarf deckten die Tech-Firmen damit erstmals seit 2012 stärker im Privaten als unter Beteiligung der Börse. Seitdem hat sich jedoch viel getan: Der Markt für Privatplatzierungen lag vor fünf Jahren noch bei 3,2 Milliarden Euro, mit IPOs wurden nur 1,6 Milliarden Euro erzielt.

Aufwärtstrend bei IPOs 2017 erwartet

Nach Angaben der Investmentbanker steht Europa mit dem Einbruch bei IPOs nicht alleine da: Ähnlich verhalte es sich auch in den USA, wo mehrere große Börsengänge in letzter Minute durch strategische Käufer vereitelt wurden. Greg Revenu, Mitgründer von Bryan Garnier, erwartet für 2017 eine steigende Zahl von Börsengängen. Er verweist unter anderen auf die IPOs von Spotify und Dropbox:

„Diese Börsengänge könnten als Eisbrecher fungieren, nachdem der IPO von Snapchat eine gemischte Erfolgsbilanz aufweist, die Aktie aber immerhin noch über Ausgabepreis notiert.“

Mit sechs bis 12 Monaten Verzögerung dürfte sich, so Revenu, dieser Aufschwung dann auch in Europa bemerkbar machen. Selbst angesichts politischer Großereignisse wie der Brexit und der französischen Präsidentschaftswahlen gibt er sich gelassen:

„Der Tech-Sektor ist relativ geschützt, denn er ist vergleichsweise weniger abhängig von politischen Entscheidungstagen als die klassischen Industrien, der Handel oder der Gesundheitssektor.“