Trend zur digitalen Fabrik stärkt Industriestandort Deutschland

Das Thema Digitalisierung ist in aller Munde und sicherlich wichtiger und aktueller denn je. Auch in der Industrie, versteht sich. Dabei stolpert man immer wieder über den Begriff der „Digitalen Fabrik“. Diese steht ganz oben auf der Management-Agenda der Industrie: 91 Prozent der Fertigungsunternehmen in Deutschland investieren in die digitale Produktion.

Die erhofften Ziele sind  vor allem Effizienzsteigerungen und eine größere Nähe zum Kunden, um flexibler auf die veränderten Anforderungen reagieren zu können. Das geht aus der  Studie „Digital Factories 2020 – Shaping the future of manufacturing“ hervor, für die PwC/ Strategy& 200 deutsche Industrieunternehmen befragt hat.

Dr. Reinhard Geissbauer, Leiter Industrie 4.0 EMEA und Geschäftsführer bei Strategy&, PwCs Strategieberatung:

„Das Ziel der digitalen Fabrik ist die Fertigung von ‚Losgröße 1‘ – das für jeden Kunden zu möglichst niedrigen Kosten maßgeschneiderte Produkt. Dabei bekennen sich die Unternehmen klar zum Standort Deutschland und zur Produktion im Herzen von Europa. Denn 93 Prozent der Befragten, die Ausbaupläne für ihre digitalen Fabriken haben, wollen diese Investitionen in den kommenden fünf Jahren zumindest teilweise in Deutschland tätigen.“

In Sachen Digitalisierung gibt es in Deutschland noch eine große Variation an Stadien, in denen sich Unternehmen befinden. So beschreiben immerhin sechs Prozent der befragten Firmen ihre Fabriken bereits heute als vollständig digitalisiert. Die große Mehrheit (85 Prozent) hat zumindest Teilbereiche vernetzt oder setzt digitale Technologien für Insellösungen ein.  Neun Prozent planen dagegen keinen Ausbau zur digitalen Fabrik.

Der Mensch steht im Zentrum der digitalen Fabrik

Dass der Weg zur Smart Factory ein steiniger, aber auch notwendiger ist, dürfte allen Beteiligten klar sein. Rund die Hälfte der Befragten räumt ein, dass ihre Mitarbeiter dem digitalen Wandel nicht offen gegenüber stehen (49 Prozent) und dass ihrem Unternehmen eine echte digitale Kultur fehlt (52 Prozent).

Das ist vor allem deshalb eine Herausforderung für die Unternehmen, weil Mitarbeiter auch in der digitalen Fabrik die zentrale Rolle spielen:

„Es wäre ein großer Fehler, die Bedeutung des Menschen in der digitalen Fabrik zu unterschätzen. Die Interaktion zwischen Mensch und Maschine wird jedoch neu definiert. Bei diesem Prozess müssen die Firmen ihre Mitarbeiter eng einbinden und mitnehmen“,

fordert Geissbauer.

Insgesamt konstante Beschäftigung erwartet

Über die Hälfte der befragten Unternehmen (56 Prozent) schätzt, dass ihre Belegschaft unverändert bleibt oder sogar wächst. Der Anteil der Mitarbeiter ohne berufliche Qualifikationen wird bis 2022 von 21 auf 17 Prozent sinken; Beschäftigte mit einer fachlichen Berufsausbildung werden konstant 59 Prozent der Belegschaft ausmachen. Gleichzeitig erwarten die Unternehmen in den kommenden fünf Jahren einen Anstieg der Mitarbeiter mit Hochschulabschluss von 19 auf 24 Prozent.

Mit entsprechender Sorge sehen Firmen den Fachkräftemangel: 81 Prozent haben Schwierigkeiten, ihren Bedarf an qualifiziertem Personal zu decken. Dieses Manko wollen sie vor allem mit hohen Investitionen in die Aus- und Weiterbildung ihrer Belegschaft ausgleichen.

Digitale Fabrik sorgt für Wohlstand in Deutschland

Bei allen kritischen Tönen bezüglich der Digitalisierung, schaut die Mehrheit doch positiv in die Zukunft: 90 Prozent der Studienteilnehmer sind überzeugt, dass Industrie 4.0 mehr Vorteile als Bedrohungen für ihr Geschäft mit sich bringt:

„Die Digitalisierung ist eine riesige Chance für die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft. Sie wird sich positiv auf Wohlstand und Lebensstandard auswirken und den Standort Deutschland weiter stärken“,

so das Fazit von Geissbauer.

Hier findet Ihr nochmal eine ausführlichere Betrachtung der Studie.