Rene Fassbender, © OmegaLambdaTec

OmegaLambdaTec: Data Scientists auf Bestellung

Daten fallen in der digitalen Welt fast überall an. OmegaLambdaTec unterstützt Firmen dabei, den Wert ihrer Daten nutzbar zu machen — sei es durch Hilfe bei der Datenauswertung oder der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle.

OmegaLambdaTec bietet anderen Unternehmen Dienstleistungen rund um die Analyse großer Datenberge. Gründer und Geschäftsführer Rene Fassbender sitzt mit seinem sechsköpfigen Team im gate Garching. Dem promovierten Astrophysiker gefällt es am Standort:

„Für den Erfolg von Startups ist Timing ja der Schlüsselfaktor schlechthin, und da ist die Region München in der aktuellen Situation im Data-Science-Bereich auch business-mäßig der ideale Standort. Hier geht das Thema gerade auf breiter Front richtig los und wird auch von politischer Seite sehr gefördert und gepusht.“

Doch was macht Data Science gerade zum Hype-Thema und warum engagieren Firmen dazu externe Dienstleister?

Begehrte Datenwissenschaftler

In der digitalen Wirtschaft ist Big Data im Moment das große Ding. Viele Unternehmen versuchen, anfallende Daten selbst gewinnbringend auszuwerten. Das muss für Fassbender jedoch noch keine Data Science im eigentlichen Sinne sein. Er plädiert für eine engere Definition:

„Data Science fängt erst dort an, wo MS-EXCEL aufhört. Es gibt kaum Experten, die wirklich schon mal aufwendige und komplexe Analysen mit großen Datenmengen durchgeführt haben und auch die Analyse-Software für solche Aufgaben selbst entwickeln können.“

Das Problem der Kunden seiner Firma: Sie selbst verfügen nicht über das notwendige Know-how für eine tiefe Datenanalyse. Und das passende Personal ist aktuell auch kaum zu finden. Denn aktuell seien noch keine gut ausgebildeten Absolventen neuer Data-Science-Studiengänge auf dem Markt. Bis es so weit ist, so Fassbender, seien „forschungserfahrene Naturwissenschaftler aus den datengetriebenen Hardcore-Disziplinen“ die beste Wahl – und diese Experten könne OmegaLambdaTec eben bieten. Fassbender rechnet damit, dass sich in den nächsten Jahren ein großer Data-Science-Dienstleistungsmarkt entwickeln wird.

© OmegaLambdaTec

„Organisch und nachhaltig“

Sollte es dazu kommen, kann das Garchinger Startup voraussichtlich erfolgreich in dem neuen Markt mitmischen. Schon seit Februar dieses Jahres — dem zweiten Firmenjubiläum — hat das Unternehmen die Profitschwelle erreicht und die Wachstumsphase eingeläutet. Fassbender wurde kürzlich erst vom Netzwerk „ebn“ als „Entrepreneur of the month“ ausgezeichnet. OmegaLambdaTec wirkt seit Jahresbeginn an einem vom Bundesforschungsministerium geförderten Smart-Energy-Programm mit, hat zahlreiche Projekte in der Forschung sowie mit Industriekunden in der Pipeline.

Insbesondere bei daten-getriebenen Forschungsprojekten wird OmegaLambdaTec nach eigenen Angaben immer häufiger als Kooperationspartner angefragt. Der Grund: Smarte Datenverarbeitung und -auswertung erleichtern maßgeblich den Weg von einer neuen datenliefernden Technologie zum Endprodukt für die Kunden. Fassbender hadert indes jedoch mit finanziellen Hürden bei Kooperationen dieser Art:

„Unser Erfolg als Forschungspartner für neuartige Smart Data Innovationen entwickelt sich allerdings aktuell auch zu einer echten neuen finanziellen Herausforderung, denn Forschungsprojekte sollen immer etwa zur Hälfte selbst querfinanziert werden, was für ein Startup wie uns natürlich auf größerer Skala momentan noch nicht möglich ist.“

Gemeinsam mit verschiedenen bayrischen Institutionen sucht das Unternehmen momentan nach einer tragfähigen Lösung für die weiteren gemeinsamen Projekte.

Auf unsere Frage, wie das weitere Unternehmenswachstum aussehen soll, gibt Fassbender sich bodenständig: „organisch und nachhaltig“.

„Ich finde es deutlich erstrebenswerter für zehn, zwanzig oder fünfzig höchstqualifizierte Wissenschaftler dauerhaft einen top Arbeitsplatz zu schaffen als eine schnell wachsende Internetplattform für Lieferdienste oder ähnliches aufzusetzen, wo letztendlich die Hauptarbeit von einer Armada aus tausenden Mindestlöhnern verrichtet wird.“

„Banken und Startups sind nicht füreinander gemacht“

Der Weg bis hierhin verlief auch bei OmegaLambdaTec Startup-typisch steinig. Die Startfinanzierung sicherte das Unternehmen zunächst durch einen KfW-Gründerkredit. Allerdings fühlte sich der Gründer recht schnell von den Förderrichtlinien der KfW – er nennt es „bürokratische Untiefen“ – eingeschränkt. Obwohl er mit der Hausbank positive Erfahrung gemacht hat, kommt Fassbender zum Fazit:

„Allgemein sind Banken und Startups eigentlich nicht füreinander gemacht, was man als Gründer regelmäßig mit teils frustrierenden Erfahrungen am eigenen Leib erfahren kann. Erstere sind risikoscheu wie ein Reh im Walde, wohingegen Startups mit vollem Risiko Neues erschaffen wollen, um im Erfolgsfall damit die Welt zu verbessern.“

Sein Wunsch an die Politik: Die bayrischen Gründerzentren sollten mit einem Seed-Darlehens-Fonds ausgestattet werden und an den Risikobeurteilungen der Banken vorbei aus diesem Topf Darlehen an Startups vergeben können. Für Startups, die bei entsprechenden Wettbewerben ausgezeichnet wurden, solle das bayrische Wirtschaftsministerium, so Fassbenders Wunsch, eine Risikoübernahme-Garantie aussprechen. Für innovative Startups soll so der Zugang zur Wachstumskapital vereinfacht werden.

Und wo wir schon beim Wunschkonzert sind: Wir wollen wissen, welchen Datensatz OmegaLambdaTec denn gerne einmal analysieren würde. Fassbender denkt auch hier groß:

„Ein Wunsch-Datensatz um uns analyse-technisch richtig auszutoben wäre sicherlich der Gesamtdatenbestand von Payback. Mit einem solch mächtigen Datensatz ließen sich fantastische neue Smart-Data-Lösungen entwickeln. Auch weit über den Consumer Data und Marketing-Bereich hinaus wären hochspannende Anwendungen und Lösungen möglich bis hin zu Themenfeldern wie Precision Health, Politik oder Smart City.“