München ist bei ausländischen Direktinvestoren die erste Wahl in Deutschland — das zeigt eine aktuelle Studie. Nachholbedarf hat die bayerische Landeshauptstadt aber bei der Wahrnehmung im Ausland.
Mit 111 Auslands-Direktinvestitionen im Jahr 2016 zieht München am vormaligen Spitzenreiter Berlin (97) vorbei. Auf dem zweiten Platz landet Düsseldorf mit 98 Projekten. Die Landeshauptstadt zieht damit zugleich den Löwenanteil aller in Bayern (194) getätigten Investitionen an.
Der Freistaat rangiert im Ländervergleich hinter Nordrhein-Westfalen (244) und Baden Württemberg (232) auf dem dritten Rang. Spannend ist hierbei die unterschiedliche Herkunft des in den verschiedenen Bundesländern investierten Kapitals: Während die Hitliste der Geldgeber in NRW von China angeführt wird, kommen die meisten Kapitalgeber für Firmen in Baden-Württemberg aus der angrenzenden Schweiz. Nach Bayern strömt vor allem US-amerikanisches Geld.
Allerdings profitiert Bayern hinsichtlich der durch die Projekte geschaffenen Arbeitsplätze am stärksten: 5138 Jobs entstanden hier durch den Einsatz ausländischer Gelder. Danach folgen Nordrhein-Westfalen mit 4193 und Hessen mit 3904 neuen Arbeitsplätzen. Berlin landet mit 532 geschaffenen Arbeitsplätzen auf dem achten Rang. Damit entstanden in Bayern durchschnittlich 26 Arbeitsplätze pro Investition, in Berlin nur 5.
Deutsche Städte in Lauerstellung hinter London und Paris
Die Studie der Beratungsgesellschaft Ernst & Young (EY) sucht auch den europäischen Vergleich. Mit weitem Vorsprung führt London die Europa-Rangliste an. Die britische Hauptstadt verbucht 444 Investitionen. Danach folgen Paris mit 177 Projekten, München, Düsseldorf und Berlin. In Europas Top-20 landen ebenfalls noch Frankfurt am Main (10. Rang), Hamburg (12. Rang) und Bremen (17.). Vor dem Hintergrund des anstehend Brexit könnten sich die Verhältnisse jedoch noch zu Ungunsten Londons verschieben, so EY-Partner Bernhard Lorentz:
„Die deutschen Städte bringen sich bereits in Position: Kein anderes Land stellt so viele Städte unter den Top 20 wie Deutschland. Wenn London als attraktiver Investitionsstandort ausfällt, weil der Zugang zum europäischen Binnenmarkt fehlt, würden sie zusätzlich profitieren.“
Hat München ein Imageproblem?
Allen guten Nachrichten zum Trotz sollte München offenbar noch an seiner Wahrnehmung im Ausland arbeiten. Die Studienautoren befragten zusätzlich 505 Führungskräfte international tätiger Unternehmen, welche europäischen Städte ihrer Ansicht nach für eine Unternehmensansiedlung am attraktivsten seien und verglichen dies mit der tatsächlichen Rangliste der Investitionsprojekte. Beide Rankings führt London vor Paris an. Bei den gefühlt besten Standorten belegen jedoch Berlin, Frankfurt und München die Plätze drei bis fünf, während München bei den tatsächlichen Zahlen den deutschen Spitzenplatz belegt. Der deutsche Zweite Düsseldorf landet in der Wahrnehmung der Befragten gar auf einem der abgeschlagenen hinteren Plätze.
„Gefühlt“ beste Standorte | Tatsächliches Ranking | |
1 | London | London |
2 | Paris | Paris |
3 | Berlin | München |
4 | Frankfurt | Düsseldorf |
5 | München | Berlin |
Auch spannend: Investoren, die bereits in Deutschland aktiv sind — sogenannte Insider — sehen mit großem Abstand Bayern als attraktivstes Bundesland für eine Unternehmensansiedlung. Bei den „Outsidern“, die bisher noch nicht in Deutschland aktiv sind, führt Berlin die Rangliste vor Bayern an. Vielleicht, so könnte man meinen, hat Bayern ebenso wie München ein Imageproblem. Oder aber es wird im Südosten der Republik — und insbesondere in der Landeshauptstadt — vielleicht einfach etwas tiefer gestapelt.