© Munich Startup

Cultural Entrepreneurship Lab: Ausbildung zum Kulturunternehmer

Studierende des Kultur- und Musikmanagements an der Münchner Hochschule für Musik und Theater lernen den Aufbau eines Kultur-Startups im „Cultural Entrepreneurship Lab“. Munich Startup hat schon früher von einer Abschlussveranstaltung berichtet. Institutsleiter Prof. Maurice Lausberg erklärt uns nun genauer, was es mit dem Cultural Entrepreneurship Lab auf sich hat.

Was ist das Cultural Entrepreneurship Lab?

Während des zweiten und dritten Semesters erarbeiten die Studierenden des Masterstudiengangs „Kultur- und Musikmanagement“ der Hochschule für Musik und Theater München in kleinen Teams ein kulturelles Geschäftsmodell von der ersten künstlerischen Vision  über die Analyse von Markt und Wettbewerb bis hin  zum vollständigen Businessplan. Vom Aufbau einer Sängeragentur über die Gründung eines Plattenlabels oder die Initiierung eines neuen Festivals ist alles möglich. Begleitet wird der Prozess durch regelmäßige Coaching-Termine mit den Dozentinnen und Dozenten des Studiengangs und durch Workshops mit externen Gastreferentinnen und -referenten aus Kultur und Wirtschaft, unter anderem zu den Themen Design Thinking, Online-Marketing und Pitch-Präsentationen. Am Ende der ersten Hälfte des  CEL  werden die Ideen, die Ergebnisse der Recherchen und die Strategien im Plenum präsentiert und diskutiert. Aufbauend auf der Arbeit des ersten Semesters und den Ergebnissen des ersten Plenums konkretisieren, entwickeln und vervollständigen die Studierenden dann im zweiten Semester ihre Businesspläne.

Zum Abschluss des Cultural Entrepreneurship Labs werden die Businesspläne im Rahmen einer großen Investorenpräsentation erfahrenen Unternehmerinnen und Unternehmern, Investorinnen und Investoren sowie Kulturschaffenden vorgestellt und von diesen beurteilt. Die Studierenden erhalten noch vor Ort wertvolles Feedback zu ihren Präsentationen sowie konkrete Hinweise und Anregungen zu den von ihnen entwickelten Ideen und Strategien.

Gibt es in Ihren Augen Berührungsängste zwischen Kulturschaffenden und Unternehmertum?

Innerhalb der Kultur- und Kreativbranche gibt es unterschiedliche Gewichtungen: Grundsätzlich ist eine hohe Anzahl von Klein- und Kleinstunternehmen typisch für die Kultur- und Kreativwirtschaft. Insbesondere Musiker und Künstler treten nicht selten als selbstständige „Überlebenskünstler“ auf. In diesen Fällen beschränkt sich das Unternehmertum auf die Produktion, Vermarktung und Verteilung der eigenen Fähigkeiten bzw. der eigenen Person. Daneben gibt es ideell motivierte Unternehmer im Non-Profit Sektor sowie Kulturunternehmer, die Firmen aufbauen, welche zwar ein kulturelles Angebot haben, dieses jedoch profitabel am Markt umsetzen wollen. Zu nennen sind hier z.B. die Tonträger- und Musikverlage, Konzert- und Festivalveranstalter, Künstleragentur oder auch Musicalproduzenten.

Gründe für Berührungsängste zwischen Kulturschaffenden und Unternehmertum sind nicht nur bei den Kulturschaffenden zu suchen, sondern auch im Marktumfeld verankert: häufig ist der Markt zu klein oder verfügt über geringes Wachstum, selten sind die Geschäftsmodelle skalierbar oder nicht profitabel und oft sind die Kosten für die Marketingausgaben gemessen an den generierten Umsätzen zu teuer. Hier die Chance zu erkennen und die Gelegenheit zu ergreifen, um als Unternehmer erfolgreich zu werden, erfordert Geschick, Mut und Leistungsbereitschaft. Glücklicherweise gibt es Cultural Entrepreneurs, die diese Chancen entdecken und gemeinsam mit Künstlern Festivals, Klangkörper, Labels, Apps, Crowdfunding-Plattformen, Musikinstrumente und viele andere Unternehmungen gründen.

Prof. Maurice Lausberg, Leiter des Instituts für Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater, München (Foto: Wilfried Hösl)
Prof. Maurice Lausberg, Leiter des Instituts für Kulturmanagement an der Hochschule für Musik und Theater, München (Foto: Wilfried Hösl)

 Um als Unternehmer erfolgreich zu sein, muss ein Kulturschaffender…

…über eine absolute Überzeugung von der Idee (Zweifel kommen später genug), einen starken Willen und Leidensfähigkeit (jede Gründung durchläuft schwere Krisen), ausreichend Branchenerfahrung, eine hohe Leistungsbereitschaft sowie ein ausgeprägtes Kommunikations- und Verkaufstalent (nur wer verkaufen kann, wird Kunden, Partner, Förderer und ggf. Investoren überzeugen) verfügen.

Was ist der größte Fehler, den ein Startup machen kann?

Zu viel Zeit und Energie in die Entwicklung eines Produktes zu investieren, ohne vorher die reale Marktsituation analysiert und getestet zu haben.

Der Trend des Jahres ist…

Künstliche Intelligenz.

Was macht München besonders?  

Zunächst ist München eine bedeutende Metropolregion der Kultur- und Kreativwirtschaft (die Branche rangiert bei der Zahl der hiesigen Erwerbstätigen auf Rang drei) und gehört zugleich zu den europäischen Kreativ-Hotspots, wie der Datenbericht des Büros für Kulturwirtschaftsforschung gezeigt hat. Von hohem Wert für Unternehmungen in der Kultur sind auch die Vielzahl und Qualität der kulturellen Institutionen in München. Dies fördert Gründungen von Konzertveranstaltern, Künstleragenturen, PR-Agenturen und weiteren Dienstleistern für Kulturinstitutionen im lokalen Umfeld. Der Bau eines neuen Konzertsaals zeigt zudem, dass die Kultur innerhalb der Stadt als zentrales Thema in Politik und Wirtschaft Wertschätzung erhält und auch weiteres kulturelles Wachstum möglich ist. Nicht zuletzt ist München mit seiner exzellenten Hochschullandschaft, den vielseitigen Gründungsinitiativen und dem darin gebündelten Know-how in diversen Fachrichtungen ein bedeutender Standort für junge Gründerteams.

Gibt es ein Startup, das aus dem Cultural Entrepreneurship Lab heraus gegründet wurde, das Sie besonders begeistert?

Ende 2016 gründete Jonas Rothe, ein Alumni des ersten Studierendenjahrgangs des Masterstudiengangs „Kultur- und Musikmanagement“, ein Virtual Reality Unternehmen: Die TimeRide GmbH nutzt neuste Technologien, um die Vergangenheit wieder aufleben zu lassen und für ein breites Publikum erlebbar zu machen. Das Angebot ist weltweit einzigartig und schon in wenigen Monaten kann in Köln die erste Virtual Reality Zeitreise angetreten werden.