Die Rahmenbedingungen für Gründer haben sich in den letzten Jahren stetig verbessert – trotzdem wird so selten wie nie gegründet. Wie passt das zusammen? Ein Gastbeitrag von Dr. Georg Metzger von der KfW, erschienen im magazin startUPdate.
Die Rahmenbedingungen für Gründer haben sich in den letzten Jahren stetig verbessert – trotzdem wird so selten wie nie gegründet. Wie passt das zusammen? Die Erklärung: Ein Arbeitsmarktrekord jagt den anderen. Potenzielle Gründer haben die Qual der Wahl – und nehmen lieber Jobchancen wahr. Nach wie vor bleiben allerdings die Finanzen wichtigster Realitäts-Check für potenzielle Gründer. Gerade in Bayern spielen die Finanzen auch nach der Gründung noch eine große Rolle.
Im Jahr 2016 sank die Zahl der Arbeitslosen auf den tiefsten Stand seit 25 Jahren. Die Jobchancen sind also gut wie lange nicht. Dies setzt der Gründungstätigkeit besonders zu, wie der KfW-Gründungsmonitor zeigt: Bei der größten Gründerbefragung Deutschlands konnten 2016 nur noch 672.000 Gründer verzeichnet werden. Die Zahl der Notgründer ist dabei so gering wie noch nie. Leider geht auch die Zahl an Chancengründern zurück. Ihre Geschäftsideen brauchen wir aber dringend zur steten Erneuerung der Volkswirtschaft. Sie sind ein Schlüssel zur Bewahrung der Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands. Immerhin jeder sechste Gründer weist zudem zumindest ein Startup-Kriterium auf: Wachstumsorientierung. Sie wollen mit ihrem Unternehmen „so groß wie möglich“ werden.
Hohe Attraktivität des Arbeitsmarkts dämpft Erwerbstätigkeit
Auch in Bayern leidet die Gründungstätigkeit unter der Attraktivität des Arbeitsmarkts. Von 10.000 Menschen im Alter von 18 bis 64 Jahren machten sich hier im Schnitt der vergangenen drei Jahre (2014/2016) jährlich rund 160 beruflich selbstständig. Im Ranking mit den anderen Bundesländern reicht es damit für Bayern nur zu einem ungewohnten fünften Tabellenplatz. Platz eins sicherte sich mit rund 250 Gründern erstmals seit Jahren Hamburg vor Berlin.
Viele Gründungsplaner scheuen vor finanziellem Risiko zurück
Die Hürden auf dem Weg zur Gründung sind in Bayern ähnlich gestellt und ähnlich hoch wie andernorts. Die meisten Gründungspläne werden wegen finanzieller Aspekte wieder in die Schublade gepackt: So waren Bedenken wegen eines zu hohen finanziellen Risikos einer Gründung sowie Finanzierungsschwierigkeiten im Schnitt der vergangenen drei Jahre (2014/2016) die beiden höchsten Hürden für potenzielle Gründer. Auf Platz drei steht inzwischen die Angst vor verpassten Jobchancen. Mit jedem weiteren Jahr des Arbeitsmarktaufschwungs ist diese Hürde höher geworden. Darüber hinaus sind die Angst vor einem gesellschaftlichen Abstieg im Falle eines Scheiterns sowie Zweifel an der Tragfähigkeit der Geschäftsidee hohe Hürden auf dem Weg zum eigenen Unternehmen.
Gründer in Bayern kritischer mit sich selbst
Während sich die Hürden auf dem Weg zur Gründung in Bayern nicht anders darstellen als im Rest der Republik, gibt es nach der Gründung deutliche Unterschiede. Generell beenden Gründer in Deutschland ihr Gründungsprojekt am häufigsten, weil sie Jobchancen auf dem Arbeitsmarkt wahrnehmen wollen. Andere Probleme stellen im Vergleich dazu relativ geringe Stolpersteine dar.
Anders in Bayern: Hier brechen Gründer häufiger als in anderen Regionen ab, weil sie Sorgen wegen des finanziellen Risikos plagen, weil sie an ihrer fachlichen Qualifikation oder an der Geschäftsidee zweifeln, wegen der Konjunktur besorgt sind oder die Belastung für Familie oder Partner für zu hoch erachten. Es gibt also etliche Ansatzpunkte, um Gründer in Bayern noch weiter zu unterstützen.