Studie bemängelt Cyberabwehr in Deutschland

Die Wirtschaftsberatung Deloitte hat Politiker und Wirtschaftslenker zum Stand der Cyberabwehr in Deutschland befragt. Die Ergebnisse sind gemischt.

Drei Viertel der Befragten sehen die Gefährdung der Infrastruktur als größtes Risiko. Zugleich glauben nur 12  Prozent, dass die Angegriffenen gut vorbereitet sind. In der Verantwortung sieht die Mehrheit den Staat. Dass die staatlichen Kompetenzen derzeit ausreichen, glauben jedoch selbst in der Politik nur 37 Prozent, in der Wirtschaft ist es nicht einmal ein Viertel. Peter Wirnsperger von Deloitte sagt:

„Die Digitalisierung bringt unzählige und unschätzbare Vorteile, aber sie macht auch verwundbar. Die Akteure schätzen die Situation jedoch überwiegend realistisch ein und die Unternehmen, die die Regierung in der Pflicht sehen, machen Kooperationsangebote an den Staat zur Verbesserung des Abwehrpotenzials. Die Politik ihrerseits ist stark um den Aufbau wirksamer Abwehrstrukturen bemüht — wie auch das Militär.“

Digitale Risiken und Fake News

Fast alle Befragten sind sich über die  Gefahrenlage einig: 97 Prozent halten groß angelegte Hackerangriffe für mindestens bis sehr wahrscheinlich. Jeweils drei Viertel machen sich Sorgen um die Infrastruktur und die von Computerviren ausgehende Gefahr. Jenseits der rein technischen Risiken bewerten gut zwei Drittel Fake News als ernsthaftes Problem.

Fast zwei Drittel der Politiker und knapp drei Viertel der Führungskräfte zweifeln indes daran, dass der  Staat im Moment über die geeigneten Mittel und regulatorischen Rahmenbedingungen für eine effektive Cyberabwehr verfügt.

Befragte wünschen sich stärkeres Engagement des Staats bei Cyberabwehr

Ein  Cyber-Abwehrzentrum der Bundeswehr wünschen sich 95 Prozent der Befragten. Im zivilen Bereich liegt die allgemeine Zustimmung zu einer zentralen digitalen Abwehrstelle bei rund 60 Prozent. Staatliche Gegenangriffe befürwortet nur die Hälfte.

„Das Meinungsbild der Erhebung zeigt viele offene Fragen — bei Verantwortlichkeiten genauso wie bei rechtlichen Belangen. Es gilt, bundesweit klare Definitionen als Voraussetzung für konkrete Abwehrstrategien zu erarbeiten. Dabei scheinen gerade die Unternehmen deutlich mehr Informationen über die Materie zu benötigen.“,

sagt Katrin Rohmann von Deloitte. Sie fordert deshalb einen stärkeren Austausch zwischen staatlichen und privaten Akteuren sowie eine supranationale Zusammenarbeit.