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Impact Hub Festival: „Wir sind selbst noch total ‚geflashed‘ von der tollen Stimmung“

Vergangenes Wochenende lud das Impact Hub Munich zum zweitägigen Impact Hub Festival ein. Festival, weil die Veranstaltung nicht wie eine Konferenz von Anfang bis Ende durchstrukturiert, sondern als Unconference offen für den Input der Teilnehmer war. Wie — und ob überhaupt — das funktioniert hat, wollten wir von Linda Richter, Mitarbeiterin des Impact Hubs, wissen.

Das Impact Festival wurde als Unconference konzipiert. Kannst Du uns kurz erklären, was man darunter versteht?

Eine Unconference ist ein open-space-Format. Beim open-space geht es darum, das Wissen der vielen auf den Tisch zu bringen und zusammen an Ideen und Problemstellungen zu arbeiten. Anders als bei üblichen Konferenzen, gibt es keine feste inhaltliche Agenda im Vorhinein, sondern die Teilnehmer bestimmen an Ort und Stelle, welche Inhalte und Mini-Workshops („Sessions“) sie anbieten wollen. Es gibt zwar einen festen Rahmen, beispielsweise in Form eines Zeitplans und einer begleitenden Moderation, letztendlich geht es aber um die Teilnehmer und deren Wissen, Talente und auch Fragen. Jeder Teilnehmer kann spontan eine Session „hosten“ und sein Wissen teilen (z. B. „wie hacke ich meine Crowdfunding-Kampagne“) oder auch eine Konversation moderieren, genauso aber auch eine Frage stellen, wenn er selbst etwas wissen möchte.

Die Unconference teilt sich in verschiedene Slots, die verschiedene Sessions beinhaltet (z. B. Slot 1 hat 6 Sessions). Zu Beginn des Slots stellt jeder Session Host sein Thema vor. Man beginnt damit einfach, indem man im Plenum fragt, wer von den Teilnehmern eine Session hosten möchte. Die „nicht-Hosts“ teilen sich dann auf die verschiedenen Sessions auf, das bedeutet, sie gehen zu dem Thema, welches sie gerade am meisten interessiert. Wichtig bei open-space Veranstaltungen ist das „law of two feet“. Das bedeutet, dass ein Teilnehmer, wenn er das Gefühl hat, nichts lernen oder beitragen zu können, jederzeit in eine andere Session gehen kann und auch soll.

Impact Hub Festival

„Ich war fast schon selbst überrascht, wie schnell sich die Gruppen geöffnet haben“

Wie wurde diese offene Struktur von den Teilnehmern angenommen? Welche Vorteile verspricht man sich davon?

Wir haben sehr viel positives und auch bewegendes Feedback bekommen. Viele Teilnehmer haben uns am Ende der Veranstaltung gedankt, dass sie mit sehr viel Inspiration, Feedback und tollen neuen Bekanntschaften rausgegangen sind. Eine Teilnehmerin kam zum Beispiel mit dem Feedback, dass sie mit einer Frage zum Festival kam und dann auch während ihrer Session gemerkt hat, dass das eigentlich gar nicht die Frage ist, sondern die Herausforderung an einer ganz anderen Stelle liegt. Ein Teilnehmer meinte, dass er sich von Anfang an wohlgefühlt hat und ihm das ermöglicht hat, in den richtigen Austausch mit den anderen Teilnehmern zu gehen und auch in einen Austausch, der über das oberflächliche „Kontakte knüpfen“ hinausgeht.

Genau das trifft es, was wir im Hub ermöglichen wollen. Austausch auf Augenhöhe, gelingende Beziehungen, gemeinsames Arbeiten und auch, dass man sich auf etwas offenes, vielleicht Unbekanntes einlässt und darauf vertraut, dass genau das Richtige passieren wird.

Ich war fast schon selbst überrascht, wie schnell sich die Gruppen geöffnet haben und wie tief die Gespräche gingen. Die Stimmung auf so einer Veranstaltung ist eine ganz besondere. Und so eine Stimmung lässt sich nur herstellen, wenn man den Teilnehmern genug Raum zum Öffnen und genug Rahmen, um sich begleiten zu lassen, gibt.

Impact Hub Festival

Thematisch standen vier größere Blöcke im Fokus: „Die Menschen – die es tun“, „Der Mut – der nötig ist“, „Eine ganz neue Arbeitswelt und –weise“ und „Die Stolpersteine auf dem Weg zum Ziel“. Warum habt Ihr Euch gerade auf diese Themenbereiche konzentriert?

In unserer Arbeit als Hub haben wir einfach sehr viel mit diesen Themen zu tun und sehen auch, wie wichtig sie im Alltag unserer Mitglieder sind. Für echte Veränderung braucht es eben die Menschen, das Individuum, das einen Unterschied machen will. Eben nicht die einzelnen Sterne und Visionäre, die etwas zum Wandel beitragen, sondern die vielen, die sich alle auf den Weg machen, mit ihren kleinen und großen Taten, Wünschen und Visionen. Diese Menschen zusammenzubringen und eine Gemeinschaft aufzubauen, die unterstützt und voranbringt, ist eine Kunst für sich.

Bei Mut geht es darum, auch mal die üblichen Wege zu verlassen und etwas neu zu probieren, die Zukunft zu experimentieren. Gerade als (Sozial-)Unternehmer begegnet einem auch mal Skepsis und Unglauben. Manchmal ist es auch Schicksal der großen Innovationen und Neuerungen, dass sie erstmal gar nicht gut in der Masse ankommen. Wir als Impact Hub streben eine Welt an, die für alle funktioniert. Das hört sich utopisch und für manche sozialromantisch an, dennoch haben wir als Impact Hub Netzwerk und auch unsere Mitglieder schon ganz schön was auf die Straße gebracht, wobei natürlich noch viel geleistet werden muss.

„Jeder von uns hatte schon seine ganz eigenen Fuck-ups“

Die neuen Arbeitswelten sind schlicht und ergreifend das, was man momentan überall als „new work“ hört. Ein Kern der new work-Bewegung ist ja, dass der Mensch mit seinem ganzen Wesen und seiner Leidenschaft in seiner Arbeit ist. Als Sozialunternehmer funktioniert das gar nicht anders.

Und natürlich Fuck-up-Nights sind ja mittlerweile recht bekannt, auch in der Unternehmerszene. Da hat es fast einen komödiantischen Zug, wenn Gründer von ihren gescheiterten Startups erzählen. Wir haben das Thema mit auf die Agenda gesetzt, weil jeder von uns schon seine ganz eigenen Fuck-ups hatte. In einer Session haben wir sogar festgestellt, dass die großen und kleinen Fuck-ups schon fast eher Normalität sind als Ausnahme. Und doch wird immer nur vom Erfolg geredet. Dabei lernen wir an Misserfolgen so viel und wenn wir ehrlich sind, gibt es keinen Erfolg, ohne dass vorher schon mal etwas schiefgelaufen ist. Man spricht ja auch manchmal von „failing forward“. Ein weiterer wichtiger Punkt vom Reden über Misserfolge ist, dass es den Menschen auch ihre Schwächen und Verletzlichkeit zeigt. Das erlaubt uns, uns selber Fehler einzugestehen und öffnet auch anderen den Raum „Mensch zu sein“ und gibt auch Mut, selbst etwas zu wagen und damit auch zu scheitern.

Impact Hub Festival

„Wir sind selbst noch total ‚geflashed‘ von der tollen Stimmung“

Kannst du uns zu allen Bereichen „Ergebnisse“ oder Erkenntnisse sagen, die ihr während der Konferenz gewonnen habt?

Wir als Team waren ja sozusagen nur Gastgeber und „Host“ für unsere Teilnehmer. Insofern müsste man diese Frage wohl an die Teilnehmer zurückspielen. Die Teilnehmer waren ganz unterschiedlich, vom Alter bis hin zu Branche und Organisation und jeder kam mit einem eigenen Bedürfnis und einem Wunsch. Von dem Feedback, das ich bekommen habe, habe ich das Gefühl, dass ein Großteil gefunden hat, wonach er sucht — auch wenn er vielleicht gar nicht wusste, was das eigentlich ist. Das ist eben auch das Schöne an so einem Format. Wenn man sich darauf einlässt, dann passiert alles ganz von allein. Das mag sich jetzt irgendwie schwammig anhören. Ich sage an der Stelle immer: man kann das eigentlich nie so ganz in Worte fassen, was passiert. Deswegen kommt man am besten selbst vorbei und erlebt das Ganze. Unser Ziel als Hub war es, gelingende Beziehungen und gemeinsames Arbeiten zu ermöglichen, und das ist uns anscheinend sehr gut gelungen.

Habt Ihr vor, diese Art von Festival jetzt öfter zu machen? Wenn ja, wer kann mitmachen?

Unbedingt! Wir sind selbst noch total „geflashed“ von der tollen Stimmung und den vielen positiven Rückmeldungen. Deswegen wird es nächstes Jahr wieder eines geben und jeder, der sich eingeladen und angesprochen fühlt, darf mitmachen.